Herne

Westfalias Auftritt macht Lust auf die Saison

Knapp vier Wochen bleiben noch Zeit, bis die ersten Oberligapunkte verteilt werden. Legt man die Eindrücke des Sonntagmorgen-Kicks gegen den FSC Lohfelden (1:0) zugrunde, dürfen sich die Anhänger des SC Westfalia Herne auf temporeichen, guten Fußball freuen. Mehrere junge und hungrige, gut ausgebildete Neuzugänge, dazu ein perfekter neuer Kunstrasen – dank dieser Voraussetzungen kann Trainer Christian Knappmann auch am Spielstil feilen und neue Elemente einbauen. Sicher, die langen Schläge auf Maurice Kühn und die Jagd nach zweiten Bällen sind auch jetzt noch Bestandteil der Herner DNA. Aber dazu kommt modernes Umschaltspiel mit viel Tempo und wenig Kontakten.

Wie das im Idealfall aussehen kann, zeigte das einzige Tor des Tages. Der schmächtige Kai Hatano erkämpfte an der eigenen Eckfahne den Ball, jagte im Vollsprint los, erreichte nach Zusammenspiel mit Andreas Ogrzall und Gianluca Marzullo die gegnerische Torauslinie und zog den Ball halbhoch scharf vors Tor, wo Marzullos Direktabnahme abgeblockt wurde und zu Kühn prallte, der den Ball über die Linie bugsierte (12.). Ein perfekter Konter, den auch Kevin de Bruyne und Eden Hazard kaum besser hätten spielen können.

Nicht nur wegen dieses tollen Treffers schickten die Zuschauer die Mannschaften mit Applaus in die Halbzeitpause. Sie hatten ein flottes, von beiden Seiten aggressiv, aber fair geführtes Spiel gesehen – zu diesem Zeitpunkt der Vorbereitung und bei dieser Hitze keine Selbstverständlichkeit. Die besseren Möglichkeiten hatten die Hausherren, die durchaus höher hätten führen können. Doch als Kapitän Maurice Temme eine Orgzall-Flanke per Kopf aufs Tor brachte, war FSC-Keeper Tobias Orth auf dem Posten (8.), und Kühns Kopfball nach Nico Pulvers Maßflanke strich haarscharf über den Querbalken (21.).

Auf der Gegenseite musste Torwart Ricardo Seifried bis zur Pause kaum eingreifen. Malte Bandowski ballerte die Kugel nach einem Konter in die dritte Etage, und als die SCW-Deckung eine Ecke nicht klären konnte, brachten die Hessen bei zwei Versuchen aus spitzem Winkel den Ball nicht aufs Tor (38.).

Meist aber kontrollierte der SCW das Geschehen. Ganz stark war Herne im Zentrum, wo neben „Maschine“ Temme diesmal der etatmäßige Linksverteidiger Andreas Ogrzall agierte. Der Ex-Oberhausener beeindruckte mit Ruhe, Ballsicherheit und einem für einen 20-Jährigen ungewöhnlichen Spielverständnis. Trainer Christian Knappmann sah es mit Freude, weiß er diese zentrale Position doch auch ohne den noch einige Wochen fehlenden Nico Thier gut besetzt.

Erst als Ogrzall eine Viertelstunde vor Schluss den Platz verließ, geriet der SCW ernsthaft in Gefahr. Allerdings lag das nicht allein an dem für ihn eingewechselten Jakob Helfer. Auch Spieler wie Nico Pulver oder Nico Legat, die viele richtig gute Szenen hatten, leisteten sich nun einige Unkonzentriertheiten. Doch weil die Gäste schwach abschlossen und SCW-Torhüter Seifried zwei-, dreimal glänzend parierte, blieb es beim Herner 1:0-Sieg.

Marzullo deutet seine Klasse an „In den ersten 60, 70 Minuten hat man einen Eindruck gewonnen, was mit dieser Mannschaft möglich ist“, war Christian Knappmann zufrieden. „Danach haben sich Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen.“ Zufrieden war er auch mit Gastspieler Gianluca Marzullo, der sich gut bewegte, viele Bälle behauptete und stets Gefahr verbreitete. „Man hat gesehen, dass er Regionalligaspieler ist und uns auf ein anderes Niveau hebt“, sagte der SCW-Coach. Da dem Mittelstürmer aber noch Anfragen dreier Regionalligisten vorliegen, ist ein Wechsel zum Schloss nicht übermäßig wahrscheinlich.