Ilja Kaenzig, Sie haben sich zwei Tage Zeit genommen, um im Trainingslager der Mannschaft vorbeizuschauen. Wie gefällt es Ihnen hier? Es ist ganz wichtig, dass man die Zeit zur Kontaktpflege nutzt, um sich besser kennenzulernen. Auch weil es mein erstes Trainingslager mit dem VfL ist. Es war ein bisschen kurz, trotzdem war der Austausch intensiv.
Wie geht es dem VfL wirtschaftlich? Trotz des turbulenten letzten Jahres gut. Die Zahlen sind erfreulich, sie beruhen auf einer ordentlichen Basis und eines starken Schlussspurts.
Also gab es bei Ihrem Amtsantritt keine böse Überraschung? Nein. Der Klub war im wirtschaftlichen Bereich vorbildlich geführt. Konservativ und weitsichtig. Zu dem Kurs gibt es für einen Verein wie den VfL keine Alternative. Denn wenn wir unabhängig sein wollen, dann müssen wir gut und profitabel wirtschaften. Egal ob in der Zukunft ein Investor kommt oder nicht. Daher machen wir auch zukünftig nicht jeden Wahnsinn mit und überlegen zwei Mal, bevor wir einen Euro ausgeben.
Wie sieht der Gesamtetat im Vergleich zum Vorjahr aus? Der Etat ist stabil und das war nicht selbstverständlich im Frühjahr, als wir die ersten Planungen gemacht haben. Der erfolgreiche Abschluss der Saison hat geholfen. Sowohl von den Ergebnissen her als auch im TV-Ranking. Wir bleiben auf einem gleichhohen Niveau. Damit sind wir sehr zufrieden.
Was macht die Suche nach einem Trikotsponsor? Die Vorleistungen wurden erbracht. Unsere Angebote liegen bei diversen Unternehmen. Aber auch dort gibt es Entscheidungsprozesse. So ein öffentlichkeitswirksames Engagement muss durch die Gremien gebracht werden. Das dauert seine Zeit. Es gibt keinen halben Sponsor, es gibt nur einen ganzen oder keinen Sponsor. Wir müssen geduldig sein, Prognosen bringen gar nichts.
Über 5000 Dauerkarten wurden verkauft. Die Stimmung hat sich wieder gewandelt in Bochum. Macht das auch die Gespräche mit möglichen Sponsoren leichter? Am meisten freut es mich, dass die Stimmung im Volk wieder so positiv ist. Das ist entscheidend, wir haben auch 20 Prozent neue Käufer von Dauerkarten. Das ist ein starkes Zeichen, man vertraut uns wieder. Bei den Sponsoren ist das oft auch ein Geschäft. Da wird auch mal gepokert. Manchmal sind Partner zudem noch verstimmt wegen den Sachen, die hier passiert sind. Verständlicherweise sind sie verstimmt. Wir müssen dann Überzeugungsarbeit leisten, dass Ruhe zukünftig ein Dauerzustand sein wird.
Kommen wir zu den Profis. Gibt es noch Luft für den einen oder anderen neuen Spieler? Der Kader ist etwas kleiner geworden. Wir werden nicht so viele Spieler haben wie zum Ende der letzten Saison. Es sind noch Mittel da, um auf dem Transfermarkt aktiv zu werden. Jede Entscheidung muss allerdings zwei Mal überlegt werden, jeder Euro wird zwei Mal umgedreht. Transfers müssen Sinn machen. Qualität geht vor Tempo.
Was sagt Ihr Bauchgefühl nach zwei Wochen Vorbereitung? Ich war nicht tagtäglich dabei, aber es wird sehr konzentriert gearbeitet. Die Mannschaft kennt sich, hat schon schwierige Phasen zusammen durchgestanden. Alle Abläufe sind bekannt, können blind umgesetzt werden, das kann ein großer Vorteil sein. Die Stimmung und Mentalität in Liga zwei sind fast mehr wert als die individuelle Qualität. Ich habe demnach ein positives Gefühl, denn wir haben es auch geschafft, die Ruhe der letzten vier Monate zu konservieren.