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Bochums Hochstätter
„Ich halte nichts von U23-Teams“

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Bochums Hochstätter: „Ich halte nichts von U23-Teams“
Foto: firo

Als Aufsichtsrat und Vorstand vor fast zwei Jahren die Abschaffung der U23 Regionalligamannschaft beschlossen, war die Aufregung im VfL-Lager groß.

Inzwischen sind fast zwei Spielzeiten vergangen ohne einen Unterbau im Seniorenbereich. Die Verantwortlichen haben ihre erste Erfahrungen gemacht und darüber sprach RS mit VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter, der eine erste Bilanz zog.

Christian Hochstätter, ist die Entscheidung, die U23 aufzulösen, mit ein wenig Abstand betrachtet eher Fluch oder Segen? Zunächst einmal wiederhole ich mich gerne, was ich damals gesagt habe. Sie war alternativlos. Der enorm große finanzielle Aufwand stand in keinem wirtschaftlichen Verhältniss mehr für unseren Klub. Ganz ehrlich halte ich persönlich überhaupt nichts von U23-Mannschaften. Ich bin kein Verfechter dieser Form als Unterbau einer Profi-Abteilung. Ich glaube, dass sowohl bei den Erstligisten und besonders bei den Zweitligisten, bei denen die wirtschaftliche Situation noch angespannter ist, eine U23 nicht mehr den Aufwand rechtfertigt. Ich persönlich würde es viel mehr begrüßen, wenn aus den U19-Mannschaften in Zukunft eine U20 würde, sodass die vielen Talente im Lande noch ein weiteres Jahr in der hochkarätigen Jugendbundesliga mit gleichaltrigen reifen können. So wie es das beispielsweise in der Schweiz gibt. Sie könnten dann weiter bei den Profis dazulernen. Dieses Modell würde ich befürworten.

Warum sind Sie so gegen das Modell U23? Weil der Alltag zeigt, dass dieses Modell überhaupt nicht angenommen wird. Ich erlebe es doch regelmäßig. Ich kenne keinen jungen Spieler, der einen Profivertrag hat, der gerne in der U23 spielt. Ihr Anspruch ist es ausschließlich, bei den Profis zu spielen. Bei manchen hat man sogar den Eindruck, dass ein Einsatz in der U23 für sie einer Strafe gleichkommt. Wir haben hier in Bochum mit der U23 meist gegen den Abstieg gespielt und einige nicht immer mit dem letzten Einsatz. Für den Verein geht es doch eigentlich nur darum, die drei, vier Top-Talente, die den Sprung in den Profibereich schaffen können, und die wirkliche Perspektiven haben, zu fördern. Dafür ist der Aufwand, eine eigene Akteur-Abteilung zu finanzieren, einfach zu groß. Wir bilden schon jetzt in der U19 Spieler aus, die den Sprung nicht schaffen und die dann in einer anderen Liga sehr begehrt sind. Deshalb meine klare Aussage: Ein Profiklub braucht keine zweite Mannschaft. Das beweist auch das öffentliche Interesse, denn die zweiten Mannschaften sind in der Liga einfach nicht gerne gesehen. Eine Studie der letzten Jahre hat gezeigt, dass beim VfL nur wenige Spieler den Sprung von der U23 in den Profibereich geschafft haben. Das rechtfertigt nicht den hohen Aufwand.


Um den Top-Talenten regelmäßig Spielpraxis zu gewährleisten, gab es in der letzten Saison so genannte Angebotsspiele. In diesem Jahr waren es nur sehr wenige. Was halten Sie von dieser Möglichkeit, den Akteuren Spielpraxis zu gewähren? Ich finde erst einmal, dass das eine gute Sache ist. Unser Plan ist auch weiterhin, solche Spiele möglichst am Tag nach dem Zweitligaspiel zu installieren. Das hat in der vorigen Saison bei über 30 Begegnungen super geklappt. Dass dies in der laufenden Saison nicht möglich war, hat einen einfachen Grund – unsere endlose Verletzungsmisere mit Langzeitverletzten. Da haben auch nicht nur die Spieler aus der U19 gereicht, um den Kader aufzufüllen und deshalb haben wir darauf verzichtet. Ich glaube auch, dass es in der noch zwei Monate laufenden Saison kaum noch möglich sein wird, geeignete Gegner zu finden. Aber in der neuen Spielzeit werden wir das wieder verstärkt betreiben.

Gibt es für den talentierten Nachwuchs eines Profi-Klubs noch andere Möglichkeiten, ihnen Spielpraxis zu verschaffen? Ich erinnere mich an meine Zeit als junger Spieler. Damals gab es im Westen eine Nachwuchsrunde, die zur Wochenmitte ausgetragen wurde. Ich selber habe dort gespielt und meine ersten Gehversuche im Trikot von Borussia Mönchengladbach absolviert. Das war die Gruppe West, es gab keine Altersbegrenzung und gemeinsam haben A-Jugendspieler und Reservisten des Profiteams dort Spielpraxis gesammelt. Ich fand das damals eine richtig gute Sache und würde mir so etwas auch heute wünschen. Auch danach gab es eine internationale Nachwuchsrunde, auch das war nicht schlecht. Letztlich geht es doch für Spieler in der U23 nicht darum, viele Punkte zu sammeln, sondern ausschließlich darum, dass der Cheftrainer vor Ort ist und sich regelmäßig ein Bild macht. Es ist doch ganz einfach: Entweder einer empfiehlt sich einer für das A-Team am kommenden Wochenende oder eben nicht.

Mit Maxim Leitsch, Görkem Saglam, Evangelos Pavlidis, Tim Krafft und Vitaly Janelt rücken gleich fünf Jungprofis in den Seniorenbereich auf. Werden Sie bleiben oder ist an eine mögliche Ausleihe gedacht? Sie haben gültige Verträge und deshalb stehen sie in der kommenden Spielzeit in unserem Profikader. Ich denke im Moment überhaupt nicht daran, sie auszuleihen. Deshalb war ich auch sehr irritiert, was ich am Länderspielwochenende über einen möglichen Kooperationsvertrag mit dem Wuppertaler SV gelesen habe. Es hat zu keiner Sekunde eine Überlegung gegeben, mit dem WSV einen solchen Vertrag abzuschließen. Wer ein wenig nachdenkt, wird feststellen, dass dies auch rechtlich gar nicht möglich ist. Denn wie könnten wir einen Spieler gegen seinen Willen zum Beispiel nach Wuppertal ausleihen und uns dazu schriftlich verpflichten? Vielleicht ist das auch nur falsch interpretiert worden. Richtig ist, dass wir mit Wuppertal gesprochen haben und dass sie gefragt haben, ob wir eventuell unsere Talente ausleihen würden. Die Antwort war denkbar einfach: Natürlich, wenn es passt und der Spieler will. Was dann daraus gemacht wurde, hat bei mir ein Kopfschütteln verursacht.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Jungprofis, die kontinuierlich am Training der Lizenzspielermannschaft teilnehmen? Ich bin davon überzeugt, dass jeder einzelne von ihnen seine Qualitäten deutlich verbessert hat. Ich nenne da mal als Beispiel Ulrich Bapoh, den vor einen Dreivierteljahr noch kaum einer unserer Anhänger kannte. Er hat einen Riesensprung gemacht. Das führe ich auf die hochwertige Ausbildung bei uns zurück. Mittlerweile hat er es sogar in die U18-Nationalmannschaft geschafft. Das ist richtig toll. Er hat jetzt seinen ersten Profivertrag bei uns unterschrieben. Momentan kommt aber auch dazu, dass wir einen sehr starken Jahrgang haben. Für mich steht es fest, dass es richtig war, unsere Top-Talente direkt ins Profitraining zu integrieren. Sie haben jetzt die Chance, den direkten Weg in den Profikader zu schaffen und wenn unser Verletzungspech etwas Gutes hatte, dann die Tatsache, dass unsere jungen Spieler von ihren ersten Einsätzen mächtig profitiert haben.

Für Irritationen sorgte der Verkauf von Gökan Gül an Fortuna Düsseldorf. Warum hat sich der VfL von einem Stammspieler der deutschen U19-Nationalmannschaft getrennt? Dafür gab es einen einfachen Grund. Er war einfach nicht geduldig genug. Er wollte mehr Einsätze im Profiteam, als wir letztendlich bereit waren, ihm aufgrund seines aktuellen Leistungsstand zu gewähren. Wir haben dann entschieden, einem Spieler, der nicht 100-prozentig dazu bereit war, unseren Weg zu gehen, die Möglichkeit zu geben, mit uns darüber zu reden. Er wollte den Klub verlassen und hat uns mit dem Angebot aus Düsseldorf konfrontiert. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns entschieden, ihn ziehen zu lassen. Wohl wissend, dass wir mit Maxim Leitsch und Thomas Baack noch zwei Nationalspieler dahinter haben. Deshalb ist es auch kein großer Fehler gewesen, ihn ziehen zu lassen. Erst die Zukunft wird zeigen, wie er sich entwickelt.

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