Borussia Mönchengladbachs Cheftrainer tauschte den grünen Kapuzenpulli gegen ein dunkelgraues Sakko. Ganz so edel spielten seine Schützlinge im Play-off-Hinspiel bei den Young Boys Bern zwar nicht auf. Trotzdem reichte es in Wankdorf beim Schweizer Vizemeister vor 30.224 Zuschauern zu einem komfortablen 3:1 (1:0)-Erfolg.
Einige technische Kabinettstückchen der Tricksergarde mit dem zweifachen Torschützen Raffael und dem agilen Ibrahima Traoré vornweg konnten gerade in der ersten Halbzeit nicht darüber hinwegtäuschen, dass es auch eine Menge Ballverluste im Mittelfeld gab. Und dass das Umschaltspiel in der Rückwärtsbewegung noch nicht optimiert worden ist. Ein Fakt der frühen Saisonphase. Die Berner wussten mit den Gladbacher Patzern aber wenig anzufangen.
Die einzige Großchance des elfmaligen Meisters vergab der Franzose Guillaume Hoarau kurz vor der Halbzeit. Der 32-Jährige zimmerte einen Abpraller links neben den Pfosten. Auf der Gegenseite hieß es: eine Chance, ein Tor. Klasse per Solo von Thorgan Hazard vorbereitet, zog Raffael blank an der Berner Strafraumgrenze ab. Flach und trocken zischte die Kugel schon in der elften Minute in die linke untere Torecke. Dem Berner Ausgleich kurz nach der Pause ging ein Kollektivschlaf der Gladbacher Defensive voraus. Miralem Sulejmani netzte ungedeckt vor Keeper Yann Sommer ein. Die Borussia wackelte. Genau zehn Minuten.
Dann wechselte Trainer Schubert im Angriff André Hahn gegen Thorgan Hazard ein. Ein Glücksgriff. Motivationsmonster Hahn kam mit Wucht, schoss entschlossen, allerdings aus abseitsverdächtiger Position, und jubelte. Raffael löste nur eine Minute später mit dem 3:1 schon fast das Ticket für die Königsklasse. “Auf, auf, auf in die Champions League!” feierte die weiße Kurve den Direktschuss des Brasilianers nach einer Flanke von Oscar Wendt.
Ein fast passendes Ergebnis zum gestrigen 87. Geburtstag von Helmut Rahn. Der 2003 verstorbene Essener war 1954 ja der 3:2-Siegtorschütze im WM-Finale gegen die Ungarn - im alten Wankdorf-Stadion.