Was denn das Wort „Wimpel“ auf türkisch heiße, will U12-Spieler Eren von seinem Trainer wissen. Er hat die Vertretung von Besiktas Istanbul ausgemacht und möchte den blau-weißen Wandschmuck gern gegen den des türkischen Klubs eintauschen. Als Erinnerung an die vier Tage in Mailand, die den Jungs aus der „Knappenschmiede“ vermutlich noch lange im Gedächtnis bleiben werden. Da spielt auch keine Rolle, dass der sportliche Erfolg gegen die internationale Konkurrenz ausgeblieben ist.
Konkurrenz ist körperlich überlegen
Schalkes Hauptsponsor Gazprom hat zur vierten Auflage von „Football for Friendship“ eingeladen und Mannschaften aus 32 Nationen – darunter auch China, Japan, Vietnam und Syrien – sind in die italienische Modestadt gekommen. Die Vertretung der Slowakei, Slovan Bratislava, machte am Ende das Rennen, Schalkes Nachwuchs musste bereits in der Vorrunde die Segel streichen. Kein Wunder, denn die Konkurrenz war nicht nur in Teilen spielerisch, sondern vor allem körperlich überlegen.
Trost dürfte da Schalkes Profi Max Meyer gespendet haben. Der Mittelfeldspieler, mit 1,73 Metern ebenfalls kein Hüne unter den Bundesliga-Profis, stattete dem Turnier gemeinsam mit seinem Mannschaftskollegen Leon Goretzka einen Besuch ab. Und war natürlich im Anschluss an die Gruppenspieler der Schalker ein gefragter Mann, als es um die Unterschiede zwischen Klein und Groß auf dem Platz ging: „In dem Alter ist es noch entscheidend, wenn man gegen Spieler spielt, die ein, zwei Jahre älter sind. Nachher ist es dann egal“, beschwichtigte der 20-Jährige seine potentiellen Nachfolger.
Wer es am Ende in den Bundesliga-Kader der Gelsenkirchener schaffen wird, lässt sich natürlich noch nicht sagen. Auf dem Weg dorthin aber – das steht fest – wird Trainer Fehmi Özdemir die jetzige U12 noch ein weiteres Jahr begleiten. Dass der 30-Jährige die Jungs in sein Herz geschlossen hat, ist zu jeder Sekunde des Turniers spürbar. Ruhig, gelassen, dafür aber hochkonzentriert, steht er am Rand und schaut dabei zu, wie seine Mannschaft gegen die Teams aus Frankreich, der Ukraine und Österreich spielt. Hier und da greift er ein. Und als einer seiner Jungs nach einem Fehlpass eine Geste macht, die Özdemir nicht sehen will, nimmt er ihn aus dem Spiel. Ein kurzer Dialog zwischen den beiden, in dem der Schalker Trainer seinem Schützling genau erklärt, was ihm nicht gefallen hat. Der Nachwuchsmann nickt die Worte seines Chefs ab und steht kurz danach wieder auf dem Platz. Noch einmal lässt er sich nicht dazu hinreißen.
In diesem Alter leisten wir eher Erziehungsarbeit
Fehmi Özdemir, Trainer der Schalker U12
„Die Jungs sind in dem Alter noch lernfähig und vor allem dankbar“, erklärt Özdemir, warum er sich für eine Mannschaft in dem Alter entschieden hat. Der Inhaber der DFB-Elite-Jugend-Lizenz hat derzeit keine Ambitionen, eine Mannschaft zu trainieren, die auf dem Sprung in den Senioren-Bereich ist. „Meine Stärken habe ich im Umgang mit Kindern“, sagt der Vater einer 12-jährigen Tochter. „Außerdem geben die Jungs in dem Alter noch nicht so viele Widerworte“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Damit das so bleibt, gelten in der Knappenschmiede klare Regeln. Trainer sind Respektpersonen, müssen von den Spielern gesiezt werden. „In diesem Alter leisten wir eher Erziehungsarbeit. Das Spielerische und Taktische kommt erst in den älteren Jahrgängen dazu“, sagt der S04-Coach.
Besuch des Champions League-Endspiels als Höhepunkt
Das Turnier ist in der Zwischenzeit zu Ende gegangen. Bevor die Schalker und ihr Trainer am nächsten Tag zum Finale der Champions-League im Guiseppe-Meazza-Stadion aufbrechen, wird im Castello Sforzesco im Herzen Mailands der Sieger des 4. „Football For Friendship“ ausgespielt. Die Slowaken machen im Finale das Rennen über die Vertreter Ungarns.
Besiktas Istanbul ist, ebenso wie die Schalker, schon früh aus dem Turnier ausgeschieden. Der kleine Eren hat seinen Wimpel noch irgendwie bekommen. Sein Trainer konnte ihm dabei nicht helfen. „Auf türkisch könnte ich kein Referat halten“, sagt er mit einem Lachen. Falls er im nächsten Jahr noch einmal auf den aktuellen türkischen Meister trifft: Wimpel heißt „flama“. Für den Fall, dass jemand fragt.