Startseite » Fußball » 1. Bundesliga

Draxler und Nils Zander
Als sich die Lebenswege trennten

(12) Kommentare
schalke
schalke Foto: firo
DSC Arminia Bielefeld
DSC Arminia Bielefeld Logo
19:30
MSV Duisburg Logo
MSV Duisburg
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Das Reiseziel war Belek, das großes Ziel die 1. Bundesliga. In Belek sind Julian Draxler und Nils Zander wohlbehalten angekommen, in die Bundesliga hat es nur Julian Draxler geschafft.

Mit 22 Jahren hat er schon 132 Spiele absolviert. Die allermeisten davon für Schalke. Heute trifft er mit seinem neuen Klub VfL Wolfsburg zum ersten auf Schalke. Nils Zander spielt für die SSVg Velbert. Nicht heute. Der Regionalligist hat spielfrei und Zander Geburtstag, er wird 23.

Im Dezember 2010 waren Draxler und Zander erst 17. Beide spielten damals in der Schalker A-Jugend bei Trainer Norbert Elgert und hatten mit konstant guten Leistungen auf sich aufmerksam gemacht. Draxler als kreativer Zehner, Zander als robuster Sechser. Kurz nach Weihnachten kam die Einladung, mit den Schalker Profis am 2. Januar ein Hallenturnier in Frankfurt zu spielen. Schalke schied in der Vorrunde aus, die beiden A-Jugendlichen waren aber trotzdem Gewinner. Zwei Tage nach dem Turnier saßen sie nämlich mit der Mannschaft im Flieger nach Belek. Trainer Felix Magath hatte sie ins Wintertrainingslager eingeladen. Bis zum erste Rückrundenspiel gegen den Hamburger SV waren es noch zehn Tage. Julian Draxler und Nils Zander waren auf einmal so nah dran am großen Ziel Bundesliga. Und doch noch so weit weg.


„Jule und ich waren die einzigen Nachwuchsspieler, die Magath sehen wollte. Wir standen plötzlich mit Huntelaar, Rakitic oder Raul auf dem Platz, einfach unglaublich“, sagt Nils Zander. Fünf Jahre später klingt er noch so euphorisch, als wäre er gerade erst aus Belek zurück. „Wir waren besessen davon, Fußballprofi zu werden und wussten, dass wir diese Chance vielleicht nur einmal im Leben bekommen.“

Die Strandläufe vor dem Frühstück meisterten die zwei Jugendlichen ebenso wie die gefürchteten Einheiten mit dem Medizinball. „Dank Norbert Elgert waren wir auf alles vorbereitet“, sagt Zander. Jeden Abend das Gleiche: Nach dem Essen verschwanden beide rasch auf ihrem Zimmer in der ersten Etage des 5-Sterne-Hotels und rätselten, bis ihnen die Augen zufielen, wie es wohl weitergehen würde. 18 Spieler, das hatte Magath verraten, würden nach der Rückkehr nach Deutschland direkt ins Mannschaftshotel nach Duisburg fahren, um sich dort auf das Spiel gegen den Hamburger SV vorzubereiten. Für die anderen Spieler würde es zurück nach Gelsenkirchen gehen – ins freie Wochenende.

Auf einem Notizblock, so einem, wie er in fast jedem Hotelzimmer ausliegt, hielten Draxler und Zander ihre Eindrücke von den Trainingseinheiten und Testspielen fest. Wer hatte sich heute einen Rüffel vom Trainer abgeholt? Zu wem hat er, wenn überhaupt, mal was Nettes gesagt? Welcher Spieler hat gehumpelt und ist angeschlagen? Und wer ist wieder ins Training eingestiegen? All diese Fragen konnten sie beantworten. Nur die große Frage nicht, die entscheidende: Bundesliga oder freies Wochenende?

Die Entscheidung fiel am Gepäckband Kein bisschen habe sich Magath in die Karten schauen lassen. Als der Trainer drei Tage vor der Abreise noch immer kein Gespräch mit beiden geführt hatte, stellten sie sich auf ein freies Wochenende ein. „Wir haben uns eingeredet, nicht enttäuscht zu sein. Es war ja eine Ehre, überhaupt dabei gewesen zu sein.“

Am Gepäckband in Düsseldorf, bei der Rückkehr aus Belek, sollten sich aber doch noch Träume erfüllen. Zuerst beobachteten Draxler und Zander, wie Magath Nicolas Plestan und Ciprian Deac zu sich rief und ihnen eine gute Fahrt nach Gelsenkirchen wünschte. Anschließend holte der Trainer die beiden A-Jugendlichen zu sich: „Ihr kommt mit mir!“ Beide hatten es tatsächlich geschafft, sie fuhren mit der Mannschaft nach Duisburg, sie standen im 18-Mann-Kader für das HSV-Spiel. Mit Huntelaar, Rakitic und Raul.

Jetzt war das große Ziel Bundesliga ganz nah. „Wir hatten Pipi in den Augen, konnten vor Magath aber doch nicht rumspringen wie Kinder. Als uns keiner gesehen hat, sind wir uns um den Hals gefallen“, sagt Zander und lacht. Vor der Abfahrt, das musste sein, noch schnell der Anruf zu Hause: „Ihr glaubt es nicht, wir sind im Kader“ – Freudentränen auch bei den Eltern.


Das Heimspiel gegen den HSV verlor Schalke mit 0:1, van Nistelrooy traf kurz nach der Halbzeit. Ziemlich genau eine halbe Stunde bevor Julian Draxler für Ivan Rakitic eingewechselt wurde. Nils Zander blieb auf der Bank. Später saß er trotz eines Profivertrags nicht mal mehr da. Für Draxler war es das erste Bundesligaspiel und der offizielle Beginn einer Karriere, in der er auf seinem Notizzettel hinter dem Feld Weltmeister schon einen Haken machen konnte. Heute hat er sein erstes Spiel gegen Schalke. Wieder eine ganz neue Erfahrung. Nils Zander freut sich auch auf das Spiel. Er hat zu seinem Geburtstag Freunde eingeladen und will während der Fete den Fernseher laufen lassen. Egal, wie das Spiel endet, wird er seinem alten Freund Jule nachher eine SMS schreiben.

Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (12 Kommentare)
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel