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Was macht eigentlich...?
Helmut "Alu" Rahner

Was macht eigentlich?: Helmut Rahner
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Helmut Rahner ist ein waschechter "Bursche" aus dem Frankenland. Jedoch erinnert sich der ehemalige Abwehr-Recke nur zu gerne an seine Stationen im Ruhrgebiet.

Rahner verbrachte acht seiner dreizehn Profijahre im Fußball Westen. „Alu“ oder „Helle“ Rahner, wie er von seinen Freunden gerufen wird, absolvierte von 1991 bis 1996 für den damaligen Werksklub Bayer 05 Uerdingen 140 Spiele, davon 79 in der ersten Bundesliga.

Für die Krefelder erzielte Rahner auch seine einzigen zwei Profitore. Nach seinen zwei kurzen Auslands-Intermezzi beim schottischen Klub FC Kilmarnock sowie in Italien beim FC Reggina kehrte der Blondschopf zum 1. FC Nürnberg ins Frankenland zurück. Beim FCN absolvierte Rahner 36 Begegnungen, bis es ihn zum Schluss seiner Laufbahn wieder in den Westen der Republik zog.

Er machte nochmals einen Halt bei zwei Traditionsklubs: Preußen Münster und Rot-Weiss Essen. In der Regionalliga plagte sich der eisenharte Verteidiger - der zuvor im Fußball-Oberhaus Karl-Heinz Riedle, Stefan Kuntz, Giovanne Elber und anderen Stürmergrößen das Fürchten lehrte – mit Verletzungen herum.

Im Jahr 2002 musste der gebürtige Weingartser nach einer leidigen bakteriellen Infektion im Sprunggelenk seine Fußballschuhe im Alter von 31 Jahren an den Nagel hängen.

An die Zeit im Bayer-Trikot erinnert sich "Alu" gerne (Foto: firo).

Im RS-Interview spricht der Liverpool-Anhänger über seine Ex-Klubs, Sergej Gorlukowitsch und die Besonderheit von RWE.

Herr Rahner, Sie sind 1991 von Blau-Weiß Berlin in die Grotenburg nach Krefeld gewechselt. Ging für Sie damals mit dem Wechsel in den Fußball-Westen ein Traum in Erfüllung?

Bayer 05 Uerdingen war für mich wie ein Sechser im Lotto. Ein perfekt organisierter Verein. Den damaligen Krefelder-Klub kann man mit dem heutigen VfL Wolfsburg vergleichen. Eben ein klassischer Werksklub in dem alles professionell und strukturiert abläuft. Aber auch abseits des Platzes habe ich aus Uerdingen eine Menge mitgenommen. Ich habe in den fünf Jahren tolle Menschen kennen gelernt. Mit einem Bernd Dreher oder Heiko Peschke bin ich bis heute befreundet. Es gab in dieser Zeit in Uerdingen interessante Persönlichkeiten, wie beispielsweise den Dänen Jan Heinze oder den russischen Nationalspieler Sergej Gorlukowitsch. Wenn ich an ihn denke, da fällt mir einen lustige Anekdote ein.

Jetzt machen Sie uns neugierig, was war mit Gorlukowitsch?

Ich kam als Jungspund nach Krefeld. Gorlukowitsch hatte sich durch seine Leistungen ein großes Standing im Verein aufgebaut. Ich hatte die Ehre sein Zimmerkamerad zu sein. Ich erinnere mich noch genau, wie Sergej mir vor einem Spiel beim Chemnitzer FC, mein erstes „Schockerlebnis“ im Profi Fußball beifügte. Der Junge konnte nicht einschlafen. Er saß bis fünf Uhr morgens vor dem Fernseher und schaute sich alle möglichen Filme an. Er war vor allem ein Krimi-Fan. Sergej vergnügte sich die ganze Nacht vor dem Bildschirm mit ein paar Flaschen Bier. Ich kannte so etwas nicht. Ich habe als junger Spieler natürlich den Zapfenstreich meines Trainers beachtet. Doch Sergej konnte bis morgens Bier trinken und um neun Uhr topfit beim Frühstück sitzen. Danach brachte der Kerl sogar noch eine ordentliche Leistung auf dem Platz. Ich weiß bis heute nicht, wie er das immer wieder hinbekommen hat. Sergej Gorlukowitsch konnte man mit nichts aus der Ruhe bringen. Sergej war ein Karriere-Highlight für mich.

Stammt ihr Spitzname „Alu“ eigentlich auch aus der Krefelder-Zeit?

Den Namen habe ich schon im späten Jugendalter bekommen. Ich habe mal im Hochsommer bei etwa 35 Grad Celsius mit 18er Alu-Stollen trainiert. Da haben sich wohl alle nur gedacht, „der spinnt doch der „Alu“. Heute nennen mich aber die meisten nur noch „Helle“, der Ruf „Alu“ fällt nur noch selten.

Nach Uerdingen haben Sie kurzzeitig zwei Mal im Ausland angeheuert. Was haben Sie für Erinnerungen an Kilmarnock und Reggina?

Das waren nur kurze Aufenthalte. Zwei schöne Städte mit netten Leuten. Doch fußballerisch waren beide Stationen ein Reinfall für mich. Ich bin recht schnell wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Mir wurden die versprochenen Gelder nicht gezahlt. Ich bereue diese Wechsel jedoch nicht, da ich immer der Meinung bin, dass jede Erfahrung etwas wert ist.

Sie waren nach ihren Auslands-Intermezzi auch bei Preußen Münster und Rot-Weiss Essen unter Vertrag. fünf Jahre Bayer Uerdingen hinzu. Kann man diese drei Traditionsvereine miteinander vergleichen?

Ein Vergleich ist schwer, da alle drei Vereine sehr unterschiedlich gestrickt sind. Uerdingen hat keine große Anhänger-Schar, deshalb kann man auch gegen Gladbach, Köln oder Düsseldorf nicht konkurrieren. Nur das Bayer-Werk hat Uerdingen am Leben gehalten. Mir war klar: Wenn Bayer abspringt, dann werden die 05er große Probleme bekommen. Heute sind sie leider nur Niederrheinligist. Ich verfolge die Ergebnisse, denn der KFC hängt mir schon am Herzen. Wenn man bei einem Klub so lange aktiv war, dann hat man zu diesem immer ein anderes Verhältnis als zu anderen Vereinen.

Und Münster und RWE?

Münster ist eine schöne Stadt, die auch fußballtechnisch begeisterungsfähig ist. Die Preußen könnten sicherlich in der 2. oder 3. Bundesliga spielen. Ja, und Rot-Weiss Essen ist natürlich immer und überall ein Thema. Es gibt Vereine, zu denen Profis zu Fuß gehen würden. RWE gehört sicherlich zu diesen Klubs. Essen ist eine klassische Fußballstadt die leidenschaftliche Anhänger hat. Ich wäre gerne nach meiner Karriere im Trainerstab der Rot-Weissen verblieben, leider hat das nicht hingehauen.

Nur 13 Spiele im RWE-Dress haben Rahner gereicht, um an der Essener Hafenstraße ein Fan-Liebling zu werden (Foto: firo).

Sie haben nur 13 Spiele für RWE bestritten...

...trotzdem ist Essen etwas Besonderes für mich. In Essen ist Helmut Rahn natürlich eine Legende. Ich wurde oft von den Fans in Anlehnung an meinen Namen in Wortspiele verwickelt, so war ich eben der neue Helmut Rahn(er). Zudem bin ich ein großer Fan des FC Liverpool und ich vergleiche die Essener Hafenstraße gerne mit der Anfield Road.

Was haben Sie nach ihrem Karriere-Ende gemacht und was haben Sie für die Zukunft noch vor?

Ich bin, nach meinem sportlichen Ausscheiden, zurück ins Frankenland gezogen und arbeite hier seit nunmehr sechs Jahren beim 1. FC Nürnberg als Jugendtrainer. Ich habe mit der U-17 und U-23 zusammengearbeitet. Im Moment bin ich zusammen mit Dieter Lieberwirth für die U-19-Junioren verantwortlich. In dieser Saison möchte ich mit der A-Jugend den Klassenerhalt in der Bundesliga sichern.

Und in Zukunft?

Da könnte ich mir ein Engagement im Seniorenbereich gut vorstellen. Sicherlich wäre das Ruhrgebiet wieder ein reizvolles Thema für mich. Ich habe gemerkt, dass ich einfach in den „Pott“ hereinpasse. Die Menschen sind da so ähnlich wie ich gestrickt: ehrlich, offen, zugänglich. Die Zeit wird zeigen, mein Weg führt. An dieser Stelle möchte ich alle RevierSport-Leser grüßen und mich bei allen Fans im Ruhrgebiet und Umgebung für die jahrelange geile Unterstützung bedanken.

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