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Krefeld: Jiranek
"Ich bin kein Schachspieler"

Krefeld Pinguine: Jiranek im Interview
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Martin Jiranek ist jetzt schon ein gutes Vierteljahr Trainer der Krefeld Pinguine. Im Interview verrät er, wie er aus Igor Pavlovs langem Schatten treten will.

Man mag es kaum glauben, aber Martin Jiranek ist nun schon ein gutes Vierteljahr Trainer bei den Krefelder Pinguinen. Auch wenn in die Zeit seines Engagements natürlich ein Großteil Sommerpause fiel, ist dem 39-Jährigen schnell klar geworden, wie groß die Fußstapfen seines Vorgängers Igor Pavlov sind. Im Interview spricht der Deutsch-Kanadier über Zugänge, Ambitionen und das Leben in Krefeld.

Wie waren die ersten drei Monate?

Okay, wo soll ich anfangen? Erstmal gefällt mir das Leben in Krefeld sehr gut. Du hast alles in der Nähe und wenn du eine große Stadt brauchst, hast Du Düsseldorf oder Köln in der Nähe, es ist also eine sehr gute Stadt zum Leben. Auch von den Zuschauern her ist es natürlich toll, weil Eishockey hier der größte Sport ist. Natürlich ist das auch mit mehr Druck verbunden, aber Druck heißt ja im Prinzip einfach nur, dass ein größeres Interesse herrscht.

Das lässt sich ja mehr oder weniger eins zu eins auf Sie übertragen. Nach den Erfolgen mit Igor Pavlov ist die Erwartungshaltung natürlich hoch.

Die Frage kommt immer. Natürlich, Igor hat einen guten Job gemacht. Aber jetzt gilt es für mich, nicht dort anzuknüpfen, sondern eigene Ideen einzubringen. Aber ich habe im Sommer schon mit den Deutschen gearbeitet und jetzt mit den Ausländern und bin sehr guter Dinge. Wir haben keinen dabei, der sich Sorgen um sich selbst oder seine Punkte macht, sondern es geht allen nur ums Team.

Ist es vielleicht auch ein Vorteil, dass das Team fast komplett beieinander geblieben ist?

Auf der einen Seite denkst du erstmal, es sei ein Vorteil, auf der anderen Seite ist es schwer für mich, neue Dinge einzubringen. So macht es den Job auf eine Art sogar ein bisschen schwerer, aber man kann eben nie perfekte Bedingungen haben. Ich muss jetzt erstmal mein eigenes System umsetzen und werde dabei auch vieles anders machen als Igor.

Youngster wie Patrick Hager sollen weiterhin viel Eiszeit bekommen (Foto: firo).

Welches Eishockey werden die Fans denn zu sehen bekommen?

Ich werde zum Beispiel mehr an der Überzahl arbeiten, auch bei Unterzahl mache ich ein paar Dinge anders. Defensiv hat Igor, so wie ich gehört habe, nicht so viel Wert auf Taktiken gelegt, die Jungs sollten das Spiel lesen und entsprechend reagieren. Ich habe in der Defensive mehr die Vorstellung, dass jeder seinen klar umrissenen Job hat, und den ausfüllen muss. Jeder sollte seine Rolle haben, denn die Abwehrarbeit funktioniert wie eine Kette. Wenn einer seinen Job nicht macht, wirkt sich das auch auf alle anderen aus. Offensiv werde ich den Jungs dafür wesentlich mehr Freiheit geben. Da dürfen sie alle ihr Talent voll zur Geltung bringen. Denn ich bin kein Schachspieler, der nur Wert auf Taktik legt.

Unter Pavlov gab es tägliche Zehn-Kilometer-Läufe, die sind nun abgeschafft.

Ja, die gibt es nicht mehr. Du kannst nicht nur jeden Tag Ausdauer trainieren. Natürlich sind diese Läufe nicht unbedingt falsch. Aber es gibt kein richtig oder falsch. Wenn es so einfach wäre, würde das jeder Trainer machen. Du musst einfach ein wenig die Trainings und Testspiele lesen und erkennen, wie weit die Spieler sind.

Mit Allan Rourke und Rob Globke sind zuletzt zwei Neue hinzugekommen. Was erwarten Sie von den beiden?

Allan ist schnell, körperlich stark und hat einen guten Schuss. Wie schnell er ist, muss man sehen, aber er ist grundsätzlich der Spieler, den wir haben wollten: ein Defensivverteidiger, der gute Pässe spielen kann. Und Rob ist ein schneller Außenspieler, der ein bisschen größer ist, was mir in der Mannschaft noch ein bisschen gefehlt hat. Beide sind also Wunschspieler gewesen und scheinen bislang, genau das darzustellen, was wir uns erhofft hatten.

Dürfen sich denn auch die Youngster weiterhin so viel Eiszeit erhoffen wie unter Pavlov?

Sicher, das ist mein Plan. Ich spiele mit drei Überzahlreihen, die Jungen spielen also eine große Rolle. Aber ich mache keine Versprechungen, sie müssen sich das verdienen. Aber wenn sie gut und hart trainieren, werden sie auch ihre Eiszeit bekommen. Aber es geht natürlich immer nur nach Leistung. Wenn wir verlieren, wird keiner sagen: ‚Hauptsache, er hat die Jungen spielen lassen.‘“

Welches Ziel haben Sie sich denn gesetzt. Ist das Viertelfinale wieder realistisch?

Ja, ich denke das zu wiederholen sollte unser Ziel sein. Aber wie wir das erreichen, ist im Endeffekt relativ egal. Viele sagen ja, die beste Mannschaft sei das Meisterteam 2003 gewesen. Dabei vergisst man aber schnell, dass die Mannschaft in der Vorrunde nur Sechster geworden ist. Du kannst in den Play-offs plötzlich eine Einladung ins Finale bekommen und dann ist auf einmal alles möglich. Wenn du die Truppe dann in den letzten Partien vollauspowerst, um eine bessere Platzierung zu erreichen und dann in der ersten Runde rausfliegst, was ist besser? Trotzdem müssen wir natürlich ehrgeizig bleiben. Da heißt: wenn wir auf Rang vier stehen, ist der dritte Platz das Ziel. Du musst aber allein mal auf den Etat schauen, wenn wir den Erfolg vom Vorjahr wiederholen, können wir von daher sicherlich zufrieden sein.

Wo stehen die Pinguine denn in der „Etattabelle“?

Mit Sicherheit nicht unter den ersten Vier.

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