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Sportstadt Gelsenkirchen: Blick in die Geschichte
Amateurmeister und Olympische Winterspiele

Sportstadt Gelsenkirchen: Blick in die Geschichte
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Wer im Gelsenkirchener Sport in goldenen, alte Zeiten schwelgt, denkt natürlich zuallererst an die großen Erfolge des FC Schalke in den 1930er und 40ern sowie an die letzte Deutsche Meisterschaft der Königsblauen im Jahr 1958.

Doch es gab noch einige andere herausragende historische Sportereignisse in der Stadt - und zwar nicht nur im Fußball.

Fußball: STV Horst, Deutscher Amateurmeister 1967 Es war im Frühjahr 1912, als sich im Schatten der Zeche Nordstern mitten im Siedlungskern der Horster Mark Stahl- und Kohlearbeiter auf dem Bolzplatz nach Zerstreuung suchten. Schnell waren die STV Horst-Emscher-Husaren gegründet, die in den 1920ern und vor allem nach dem zweiten Weltkrieg mit Spielern wie dem späteren Schalker Meister Berni Klodt, Alfred Kelbassa und Kurt Sahm zu einem ernsthaften Konkurrenten für die "Knappen" werden. Einen wirklichen Titel feiern die Horster aber erst sehr viel später - die Deutsche Amateurmeisterschaft 1967.

Amateurmeister 1967: STV Horst (Foto: privat)

Einer der bekanntesten Spieler im Team ist Günther Thon, der Vater des späteren S04-Idols Olaf. "Wir hatten damals eine tolle Mannschaft zusammen, auch wenn der Verein seine besten Zeiten schon hinter sich hatte", erinnert sich der in Beckhausen aufgewachsene Thon senior. Nach Platz zwei in der Amateuroberliga Westfalen kämpft sich die STV durch vier mühevolle Runden bis zum Endspiel in Herford, das mit einem 2:0-Triumph über die Amateure von Hannover 96 glücklich für die Gelsenkirchener endet.

1972 klopfen die Husaren in der Aufstiegsrunde zur Regionalliga West noch einmal vergeblich an die Tür zum bezahlten Fußball – und beschließen eine verhängnisvolle Fusion mit der SG Eintracht aus dem Süden der Stadt. „Das war eine Totgeburt, die beiden Vereine waren 15 Kilometer auseinander und hatten gar keine gemeinsame Basis“, schüttelt Thon den Kopf.

Das künstliche Konstrukt STV Eintracht Gelsenkirchen-Horst verschwindet nach fünf Jahren von der Landkarte - und die „Husaren“ nach langen, recht erfolgreichen Jahren im höherklassigen Amateurfußball schließlich im Juni 2007 auch. „Ich hatte zwar nach meiner aktiven Zeit kaum noch Kontakt zur STV und war später Trainer bei Westfalia Buer und Teutonia Schalke. Dennoch ist es schade, dass so ein traditionsreicher Klub vor die Hunde geht“, gibt zu.

Bob: Martin Meinberg

Nein, als Multitalent möchte sich Martin Meinberg nicht bezeichnen. Der promovierte Jurist kann allerdings auf eine äußerst vielfältige sportliche Vergangenheit verweisen. "Ich habe mit der Leichtathletik angefangen", erinnert sich der Rechtsanwalt. "Von 1954 bis 1964 war ich bei Schalke 96 in mehreren Disziplinen unterwegs, habe mich im Mehrkampf, im Diskuswerfen und im Sprint versucht."

Neben dem Studium warf er noch für den TV Heßler noch aufs Handball-Tor, doch der Wege zum sportlichen Coming-Out war noch kurioser. "Ich konnte über 60, 70 Meter recht schnell laufen, doch dann blieb mir die Luft aus und meine Beine wurden von einer Sekunde auf die andere bleischwer", weiß Meinberg zu berichten.

Martin Meinberg und Alois Schnorbus (Foto: privat)

Es war im Sauerland, als er 1975 wie aus dem Nichts eine zweite Karriere startete. "Die Bobbahn in Winterberg war gerade im Bau. Alois Schnorbus sprach mich an, er suchte einen Anschieber. Ich hatte von Bobfahren keine Ahnung, doch schon vier Tage später war ich bei einem Junioren-Wettbewerb dabei und legte mich auf dem Eis erst einmal fürchterlich auf die Schnauze", lacht Meinberg. Er ließ sich von den ersten Stürzen nicht abschrecken und blieb beim Wintersport. Für die Olympischen Winterspiele 1976 in Innsbruck reichte es trotz drei Läufen bei der Junioren-EM im Zweier- beziehungsweise Viererbob noch nicht, doch Meinberg hatte ein Ziel vor Augen: Lake Placid 1980. Auf der mit 162 Stundenkilometern in der Spitze gefährlichsten Bobbahn der Welt wollten der Vierer um ihn, Schnorbus, Lothar Pongratz und Jürgen Hofmann in die Medaillenränge fahren, doch ihr Gerät war dafür nicht tauglich. "Wir hatten zuvor auf dem Bob von Designer Luci Colani trainiert, das war der erste voll verkleidete Schlitten damals.

Doch für Olympia bekam Opel den Zuschlag und entwarf einen Bob in Flugzeugtechnik. Der war zwar superschnell, fiel aber bei über 160 Stundenkilometern in sich zusammen, sodass wir den nicht nutzen konnten. Daher mussten wir mit einem veralteten Bob antreten und wurden nur Zehnte", stöhnt Meinberg. Es war sein letzter großer sportlicher Auftritt, nach Olympia widmete er sich wieder dem Handball - als Trainer von Schalke 04.

Leichtathletik: Erika Rost

„Ich habe versagt!“ Diese bitteren Worte findet Erika Rost über ihren sportlichen Höhepunkt, der Teilnahme an den Olympischen Spielen 1964 in Tokio. Mit 15 Jahren kam die Gelsenkirchenerin durch ihren Schul-Sportlehrer Günter Sporn zur Leichtathletik und schloss sich ab dem 01.03.1959 dem FC Schalke 04 an. Es dauerte nur zwei Jahre, ehe sich der erste größere Erfolg einstellte, als Rost 1961 bei den Deutsche

Jugendmeisterschaften in Kiel über 100 Meter in 12,2 Sekunden zum Sieg rannte und diesen Triumph in den folgenden beiden Jahren wiederholen konnte. Mit ihrer Bestzeit von 11,8 Sekunden stellte sie zudem einen neuen Jugendrekord über die kurze Sprintdistanz auf. Weil es so gut lief, wagte sich Rost auch an die 200 Meter und wurde 1964 in Berlin in 24,1 Sekunden Deutsche Meisterin, während sie auf den 100 Metern in 11,7 Sekunden Zweite wurde. Als die Ost-West-Ausscheidung für dieSpiele in Japan anstanden, steigerte sie sich noch einmal und überquerte nach 11,5 beziehungsweise 24,1 Sekunden die Ziellinie und holte mit der DLV-Staffel über 4 x 100 Meter in 44,5 Sekunden einen neuen Deutschen Rekord.

Erika Rost (Foto: privat)

Doch bei den Spielen in Fernost schaffte es die deutsche Staffel auch wegen zahlreicher Verletzungen nur auf Platz fünf - und im Einzelwettkampf war die hoffnungsvolle Starterin aus dem Revier leider im falschen Moment zu schnell. „Ich war in guter Form und bin auf der Japan-Reise mehrmals 11,5 Sekunden gelaufen. Ich hatte über 100 Meter Medaillen-Chancen, doch dann habe ich mir zwei Fehlstarts erlaubt und war draußen“, erinnert sich Rost. Der Sieg bei den nächsten Deutschen Meisterschaften 1965 in Duisburg war ein schwacher Trost.

Die Möglichkeit, noch einmal unter den olympischen Ringen zu laufen kam nicht wieder. Von 1969 bis 1976 macht Rost Pause, ehe sie bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften an ihre alten Erfolge anknüpfen konnte. 1980 wurde sie zur Sportlerin des Jahres in Gelsenkirchen ausgezeichnet, 1981 holte sie über 100 und 200 Meter den Weltrekord der Senioren in der Altersklasse W 35, ehe sie mit 42 Lenzen im Jahre 1986 die sportliche Kariere beendete.

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