Startseite » Fußball » Bezirksliga

Trabzon Wuppertal-Heiligenhaus überrascht in der Premierensaison
"Geben den Jugendlichen die Chance zur Integration"

BL 3: Trabzon Wuppertal-Heiligenhaus überrascht in der Premierensaison
RB Leipzig
RB Leipzig Logo
15:30
Borussia Dortmund Logo
Borussia Dortmund
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Mit einem derartig guten Saisonverlauf hatten die wenigsten gerechnet. Der SKV Trabzonspor Wuppertal-Heiligenhaus steht nach 26 Spielen noch immer im gesicherten Mittelfeld und trotzt allen Kritikern, die dem Liga-Neuling keine rosige Zukunft in Aussicht stellten.

Zuletzt konnte am Dientag die Ssvg Heiligenhaus 2 im Lokalderby bezwungen werden. Der Untergang des Vorgängervereins und C-Kreisligisten Trabzonspor Wuppertal war dabei der Startschuss für das Projekt in Heiligenhaus.

Özay Tarim, bis dato Vorsitzender des Bezirksligisten SC Heiligenhaus, wurde im Juni 2008 einstimmig zum Vorsitzenden des „neuen“ Vereins gewählt. Er erklärt die Gründe für die Umbenennung und die damit verbundenen Komplikationen vor dem Start in die Bezirksliga 3: „Trabzon Wuppertal musste sich ein und dasselbe Trainingsgelände mit Fenerbahce Wuppertal und dem FC 1919 Wuppertal teilen. Die Bedingungen waren dort nicht gut, zudem hatten fast alle Kicker bereits bei anderen Vereinen unterschrieben. Mit Trainer Ünsal Bayzit habe ich dann über mögliche Fusionen gesprochen. Die Frist für eine Fusion war jedoch Ende Mai abgelaufen.“

Für eine Namensergänzung war es jedoch nicht zu spät. „Die Trainings- und Spielbedingungen bei uns in Heiligenhaus sind ausgezeichnet, der Kontakt nach Wuppertal war gegeben, daher war der Weg frei für den SKV Trabzonspor Wuppertal-Heiligenhaus. Die Satzung bleibt die des SC, es fand somit lediglich eine Namensergänzung und ein Umzug von Wuppertal nach Heiligenhaus statt.“ Nur gab es noch ein großes Problem: Lediglich zwei Spieler waren aus der Kreisliga erhalten geblieben. Tarim erinnert sich an die Zusammenstellung der Mannschaft: „Binnen zwei Wochen haben sich 20 Akteure bei uns vorgestellt, daraus haben wir dann ein inzwischen gutes Team geformt.“

Innerhalb von drei Wochen ging es also aus der Kreisliga C in die Bezirksliga. Selbstredend war und ist das erklärte Ziel der Klassenerhalt. „Wir haben unsere eigenen Erwartungen übertroffen. Wir sind absolut zufrieden, haben mit Chefcoach Taskin Kara einen Trainer mit A-Lizenz“, freut sich Tarim über das gut gestartete Projekt. Mit über 200 Zuschauern pro Partie wird der Verein sehr gut angenommen, auch auswärts sind immer Anhänger dabei. Auffallend hierbei ist das junge Durchschnittsalter und der Indentifikationsfaktor, viele Anhänger sind nicht älter als 20 Jahre. Grund hierfür ist unter anderem die Tatsache, dass knapp 70 Prozent der türkischen Migranten aus der Schwarzmeer-Region um Trabzon stammen.

In den türkischen Medien hat der Verein ebenfalls für Aufsehen gesorgt. Zur Trainingseröffnung strömten 600 Zuschauer zum Bezirksligisten, darunter auch ein Kamerateam vom Privatsender „Star TV“. Noch immer berichtet ein regionales Blatt aus der nordtürkischen Küstenstadt regelmäßig über die Leistungen aus Heiligenhaus.

Für die jungen Migranten der Stadt bietet der Verein unterdessen die Möglichkeit zur Integration in die hiesige Gesellschaft. „Wir sind der einzige Migranten-Verein in Heiligenhaus. Wir geben den Jugendlichen hier die Chance, ein höheres Wertgefühl über den Sport zu erlangen. Viele von ihnen besitzen keine Arbeit, erhalten kaum Ausbildungschancen. Da ist auch viel Frust dabei. Was ein Sozialarbeiter nicht schaffen kann, versuchen wir anzupacken“, erläutert Tarim die Doppelfunktion des Vereins.

Zuletzt gab es jedoch immer wieder Unmutsäußerungen von den gegnerischen Vereinen über das unsportliche Verhalten. Von Spuckattacken und Schlägen seitens der SKV-Spieler war zu hören. Tarim weiß mit dem Problem der Unbeherrschtheit einiger Spieler umzugehen: „Wir haben auch ein, zwei Jungs, die öfters über die Stränge schlagen. Wir versuchen das in vielen Gesprächen zu regeln, aber natürlich müssen wir uns letztlich auch von diesen Spielern trennen, wenn es keinen anderen Ausweg gibt. Durch gesperrte Kicker haben wir sonst auch schnell einen Ruf weg.“

Für die Zukunft sieht der 31-Jährige weiterhin die Etablierung in der Bezirksliga: „Ich hab den Jungs gesagt: 'Kommt mal runter. Wir wollen was aufbauen und erstmal in der Liga bleiben.' Primäres Ziel ist es, Jugendmannschaften aufzubauen.“ Für ein harmonisches Umfeld gibt man sich indes große Mühe. Überzeugen kann man sich davon am heutigen Samstag, wenn der Verein in Zusammenarbeit mit der marokkanischen und türkischen Gesellschaft zum Kinder- und Elternfest an der Talburgstraße lädt. Tarim: „Auch da rechnen wir mit über 350 Gästen.“

Deine Reaktion zum Thema

Spieltag

Bezirksliga 3 Niederrhein

1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel