Im zweiten Teil des großen Interviews mit dieser Redaktion spricht Sommers über die vergangene Pokalauslosung, die Zuschauer in Oberhausen und über seine spezielle Art.
Hajo Sommers, es ist der 21.05.2018. Rot-Weiß Oberhausen gewinnt zum ersten Mal seit 20 Jahren den Niederrheinpokal. Wie wichtig ist dieser Triumph für den Verein und die Stadt? „Das ist sowohl für das Image als auch für die Stadt insgesamt wichtig. Denn du spielst endlich mal wieder im großen Kino, also da, wo alle hinschauen. Der Erfolg gibt Auftrieb, es entsteht mal wieder eine Euphorie. Wenn wir das verkackt hätten, dann hätten alle wieder gemeint, dass wir nichts können und alles schlecht ist. Der DFB-Pokal schafft zumindest Aufmerksamkeit.“
Mit Zweitligist SV Sandhausen haben Sie, laut eigener Aussage, „das Schlimmste, was uns passieren konnte“ zugelost bekommen. Stehen Sie immer noch zu dieser Aussage? „Da muss ich eingreifen. Es ist das schlechteste Los, das wir kriegen konnten, um schnell an Geld zu kommen. Mit Bayern München verkaufst du die Stehplatzkarte überteuert für 40 Euro. Da sind sofort alle Karten weg. Mit Schalke und Dortmund vielleicht auch noch. Wir sind in der vierten Liga, Geld ist immer unser Problem. Um schnell an Geld zu kommen, war es ein Scheiß-Los. Um dauerhaft an noch mehr Geld zu kommen, ist es durchaus ein gutes Los. Wir rechnen uns Chancen aus, gegen Sandhausen eine Runde weiterzukommen.“
Also war diese Aussage vielmehr aus der Emotion heraus getätigt? „Ja, denn es schlagen immer zwei Herzen in meiner Brust. Als Präsident bin ich einmal für das Sportliche und einmal für die Finanzen verantwortlich. Ich wollte mit der Aussage auch Sandhausen nicht beleidigen. Dass die sich mit 14.672 Einwohnern vier Jahre in der zweiten Liga halten, da ziehe ich meinen Hut vor. Das haben wir mit über 200.000 Einwohnern gerade einmal zwei Jahre geschafft.“
Das große Thema Geld. In der Vergangenheit haben Sie auch die Fans in Sachen Zuschauerschnitt in die Pflicht genommen, Rot-Weiß Oberhausen zu unterstützen. Der Schnitt liegt im Moment bei 2.500 Zuschauern. Wie bewerten Sie die Zahl? „Natürlich würden uns 3.000 Zuschauer mehr guttun. Das würde unser finanzielles Problem echt schmaler machen. Das könnte aber auch ein Sponsor mit 400.000 Euro übernehmen. Mit 2.500 Zuschauern pro Spiel finde ich uns ziemlich gut, da sind wir in der Regionalliga eine echte Nummer. Gut, wir sind nicht Aachen und auch nicht Essen, aber immer noch vor vielen anderen Teams. Es tut nur weh, weil ich der Überzeugung bin, dass wir hier für Oberhausen und für die Menschen ehrlichen Fußball mit wenig Kohle spielen. Ich finde es deswegen enttäuschend, dass das so wenig gewürdigt wird.“
Welche Würdigung wünschen Sie sich denn? „Ich glaube einfach, dass wir in den vergangenen zwölf Jahren etwas aufgebaut haben. Wir haben ein zertifiziertes Nachwuchsleistungszentrum, wir haben eine U19, die sich in der Bundesliga gehalten hat, wir nehmen dieses Jahr vier Jungs aus der U19 mit in die Regionalliga. Und ich finde, wir sind unglaublich nah dran. Man kann hier mit dem Präsidenten und mit dem Vize-Präsidenten reden. Man kann auch den Vorstandsvorsitzenden oder den Trainer anrufen. Dazu haben wir noch Bratwurst und Bier. Mehr Fußball geht doch gar nicht.
Sie scheuen keine klaren Worte und auch keine kuriosen Aktionen. Sie sind zum Beispiel auch schon öffentlich in einem Dirndl aufgetreten oder standen nackt auf der Theaterbühne. Wollen Sie sich partout nicht verändern lassen? „Ich bin so wie ich bin. Ich empfinde mich nie als böse. Das ist einfach meine Denke. Und die hat sich in den vergangenen 40 Jahren irgendwann einmal verändert. Denn mit 20 war ich definitiv noch radikaler. Aber es gibt keinen Grund, sich grundlegend zu verändern. Ich mag keine Menschen, die auf dem Boden zusammenbrechen. Nur, weil jemand reinkommt, der beim DFB der Chauffeur von irgendeinem Chef ist. Das ist das, was mir beim Fußball auch so auf den Sack geht - dieses Schleimen. Und wenn du nicht kriechst, dann sagt die Macht dir, was du machen darfst und was nicht. Ich muss das aber nicht. Denn: Welche Gelder genau soll der DFB uns wegnehmen?“