Es ist nicht so, dass die vielen ehemaligen Schalker, die derzeit bei der WM in Russland unterwegs sind, untereinander keinen Kontakt mehr haben. So hat Julian Draxler, inzwischen französischer Meister mit Paris St. Germain, seinem alten Kumpel Jefferson Farfan bereits vor einiger Zeit zum Gewinn der russischen Meisterschaft mit Lokomotive Moskau gratuliert. Und es steht auch zu vermuten, dass nun der Gesundheitszustand von Farfan nach dessen Trainingsunfall bei der peruanischen Nationalmannschaft ein Grund zur Besorgnis war.
Dem früheren Schalker Publikumsliebling Farfan geht es inzwischen wieder etwas besser, nachdem er am Samstag mit Verdacht auf eine Gehirnerschütterung in ein Moskauer Krankenhaus eingeliefert werden musste, aber im abschließenden WM-Spiel seiner Peruaner an diesem Dienstag (16 Uhr) gegen Australien wird er nicht mitspielen können. Farfans WM-Auftritt in Russland beschränkt sich also auf zwei Spiele. Beim ersten Spiel der Peruaner gegen Dänemark (0:1) hatte Farfan hin und wieder seine Klasse aufblitzen lassen, allerdings auch eine gute Torchance vergeben, ehe er in der 85. Minute entkräftet ausgewechselt worden war. Beim zweiten Spiel machten die Peruaner dem großen Favoriten Frankreich das Leben schwer, unterlagen aber erneut mit 0:1. Farfan war diesmal zu Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselt worden und bereitete eine gute Ausgleichschance vor.
Viele Schalker Fans haben Farfan dabei vor dem Fernseher die Daumen gedrückt: Beim S04-Anhang hatte der Stürmer, der von 2008 bis 2015 auf Schalke spielte, immer einen Stein im Brett. In 170 Bundesligaspielen für Schalke schoss der „Jeff“, wie ihn alle nannten, 39 Tore und bereitete 48 weitere vor. Dass er im Sommer 2015 mit damals 30 Jahren nach Abu Dhabi wechselte, um seine Karriere beim Klub Al-Jazira langsam ausklingen zu lassen, ging auf Schalke mit einem Verlust an Spielfreude einher. Umso überraschender Farfans Comeback nun bei der WM im Alter von 33 Jahren.
„Jeff hatte in seiner Karriere noch offene Rechnungen, auch mit der Nationalmannschaft“, erklärt Erik Stoffelshaus, der frühere Schalker Teammanager, der Farfan Anfang 2017 zu Lokomotive Moskau holte. Für Peru war es die erste WM-Teilnahme seit 36 Jahren – das wollte Farfan in seiner Karriere unbedingt noch einmal erreichen.
Überall Meister – nur hier nicht
Wie gut Farfan heute noch ist, lässt sich schwer abschätzen: In der vergangenen Saison erzielte er in der russischen Liga zehn Tore in 22 Spielen. Stoffelshaus glaubt, dass der frühere Schalker auch heute noch in der Bundesliga mithalten könnte, wenn auch vielleicht nicht mehr ganz an der Spitze wie vor einigen Jahren, als ihn sogar Bayern München verpflichten wollte: „Jeff ist immer noch gut und hat Bundesliga-Niveau.”
Die kommende Saison wird Farfan auf jeden Fall wieder für Lokomotive Moskau spielen, die Vertragsverlängerung ist schon vorbereitet. Sein Gehalt in Moskau wird auf zwei Millionen US-Dollar pro Jahr geschätzt – etwa die Hälfte von dem, was er einst auf Schalke kassiert hat. Und theoretisch könnte es für Farfan dann sogar ein Wiedersehen mit den Königsblauen geben – nämlich in der Champions League.
Sieben Jahre spielte Farfan auf Schalke – länger als bei jedem anderen Klub in seiner Karriere. Übrigens: Überall wurde sein Klub Meister – so wie Lokomotive Moskau in dieser Saison. Nur in Deutschland nicht...