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DJ Quicksilver
Özil muss was zum Treffen mit Erdogan sagen

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DJ Quicksilver: Özil muss was zum Treffen mit Erdogan sagen
Foto: Fischer
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Mesut Özil soll sich zu Treffen mit Erdogan äußern, fordert der Hattinger Orhan Terzi alias DJ Quicksilver. Im Interview erklärt er, warum.

Orhan Terzi ist ein erfolgreicher Musik-Produzent, und er ist auch leidenschaftlicher Fußball-Fan. Als „DJ Quicksilver“ hat er es in der 1990er-Jahren zu internationalem Ruhm gebracht und wurde gerade erst beim Fußball- und Musik-Festival „Art-Football“ in Moskau zum besten DJ gewählt. Als Fußball-Fan wird er sich jetzt in Ruhe die Spiele der WM anschauen. Wir sprachen mit dem 53-Jährigen.

Die Türkei ist bekanntlich nicht bei der WM dabei. In der Qualifikation belegte Ihr Heimatland hinter Island, Kroatien und der Ukraine nur Platz vier. War das für Sie eine große Enttäuschung? Terzi: Nein, ich hatte auch nicht mit einer Qualifikation für die WM gerechnet. Der Kader der Türkei war nicht gut. Da ging alles sehr chaotisch zu. Es gibt zwar gute Einzelspieler, aber die Mannschaft funktioniert nicht als Kollektiv. Das ist bei Deutschland ganz anders. Da gibt es auch nicht die Superstars wie Messi oder Ronaldo, aber die deutsche Mannschaft funktioniert als Kollektiv hervorragend. Noch einmal: Ich war wirklich nicht enttäuscht. Das war aber im Jahr 2002 bei der WM in Japan und Südkorea ganz anders. Da hat die Türkei im Halbfinale unglücklich gegen den späteren Weltmeister Brasilien mit 0:1 verloren. Im anderen Halbfinale trafen Deutschland und Südkorea aufein­ander. Gegen Südkorea hätte es die Türkei vielleicht geschafft und wäre dann ins Finale gekommen.

Die WM 2018 findet jetzt also ohne Ihre Lieblingsmannschaft statt. Das kann man so nicht sagen. In meiner Brust schlagen zwei Herzen. Ich drücke der deutschen Mannschaft die Daumen. Ich habe jetzt ja auch für Deutschland gespielt.

Bei welcher Gelegenheit? Bei einem Musik- und Fußball-Festival in Moskau. Das ist gewissermaßen eine Künstler-WM. Da habe ich im Tor gespielt und vor dem Anpfiff auch die deutsche Hymne gesungen. Wenn ich beim Text Aussetzer hatte, dann habe ich ein bisschen gesummt.

Und wie lief es sportlich? Geht so. Ich weiß gar nicht mehr, wo wir am Ende gelandet sind. Wir sind 13. oder 14. geworden. Aber die Mannschaften waren auch sehr unterschiedlich besetzt. Bei Südkorea etwa standen elf Maschinen auf dem Platz. Die sahen alle gleich aus, und die haben uns in Grund und Boden gerannt. Keine Chance. Lustig war es auch gegen Serbien. Da stand auf einmal der serbische Trainer mitten auf dem Platz. Das war alles recht chaotisch.

Und wie lief es in musikalischer Hinsicht? Auf der Bühne waren wir als Gruppe erheblich besser als auf dem Platz. Und ich bin dann auch noch zum besten DJ gewählt worden, was mich natürlich sehr gefreut hat.

Zurück zur WM. Schauen Sie alleine oder in der Gruppe? Ich haben aktuell in Sachen Musikproduktion viel zu tun, wahrscheinlich schaue ich mir die meisten Spiele zu Hause an. Vielleicht auch als Zusammenfassung. Wenn aber auch die Türkei bei der Weltmeisterschaft in Russland dabei wäre, dann würde ich natürlich ins Vereinsheim von Hedefspor gehen. Da wäre dann natürlich richtig was los. So wird’s da aber diesmal wohl eher ruhiger zugehen.

In der deutschen Mannschaft gibt es zurzeit ja einige Unruhe. Grund dafür ist das Foto von Ilkay Gündogan und Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Erdogan. Was sagen Sie dazu? Das ist alles sehr unglücklich. Dass ein solches Foto gemacht wird, kann ich vielleicht noch nachvollziehen. Aber diese Widmung „für meinen Präsidenten“ geht natürlich gar nicht. Das hätte nicht passieren dürfen. Mich stört jetzt aber, dass so einseitig argumentiert wird. Auf beiden Seiten. Die Menschen informieren sich nicht richtig, sie bilden sich nicht, sie plappern nur nach. Wie am Stammtisch.

Ilkay Gündogan hat inzwischen einen Erklärungsversuch gestartet. Mesut Özil hat noch gar nichts gesagt und will wohl auch nichts sagen. Ist das in Ordnung? Nein, überhaupt nicht. Er muss etwas sagen. Wenn er Erdogan gut findet, dann soll er das sagen. Dann hat er wenigstens eine Meinung geäußert. Generell finde ich aber, dass die beiden bei einem solchen Fototermin nichts zu suchen hatten. Fußball und Politik sollte man trennen. Leider gelingt das aber nicht immer.

Noch einmal zum Sportlichen. Wer wird denn am Ende Weltmeister? Ich bin schon immer ein Brasilien-Fan gewesen. Ich traue den Brasilianern auch jetzt wieder viel zu. Und natürlich Deutschland, auch wenn bei der deutschen Mannschaft im Moment wieder alles schlecht geredet wird. Man sollte jetzt das Thema Özil/Gündogan zur Seite schieben und sich auf die Sache konzentrieren. Deutschland war schon immer eine Turnier-Mannschaft und wird auch jetzt wieder einen guten Job machen. Das Finale ist allemal möglich.

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