Sie waren Meisterspieler, Sie waren später auch Schalker Kapitän. Trotz Ihrer Erfolge aber wurden Sie nicht Nationalspieler. Es wird erzählt, Bundestrainer Sepp Herberger hätte es missfallen, dass Sie auch schon mal ein Bierchen getrunken und eine Zigarette geraucht haben. Das stimmt auch so. Herberger war sehr streng. Er war der liebe Gott. Was der sagte, wurde auch gemacht. Aber ich war nicht böse darum.
Warum nicht? Ja, warum nicht? Gute Frage.
Vielleicht, weil die Schalker Welt Ihnen gereicht hat? Ja. Auf Schalke habe ich mich immer am wohlsten gefühlt.
An die Meisterschaft von 1958 konnte Schalke nicht mehr anschließen. Nachdem 1963 die Bundesliga gegründet worden war, ging es abwärts. Warum? Plötzlich spielte das Geld eine immer größere Rolle. Der DFB schrieb vor, dass 1200 Mark Monatsgehalt nicht überschritten werden durften, für Nationalspieler aber wurde die Quote erhöht. Das hat die Mannschaft auch verändert. 1965 standen wir auf dem letzten Platz und wären abgestiegen, wenn die Bundesliga nicht aufgestockt worden wäre.
Weshalb sind Sie Schalke auch in schweren Zeiten immer treu geblieben? Einerseits, weil damals auch noch Ehre dazugehörte. Aber auch, weil ich zwei Jobs hatte. Die anderen haben in der Bundesliga vor- und nachmittags trainiert, ich nur nachmittags. Erst hatte ich Einzeltraining, da war ich schon kaputt wie ein Hund. Und dann habe ich zwei Stunden lang mit den anderen trainiert.
Warum sind Sie nicht auch Vollprofi geworden? Das kam für mich nie in Frage. Ich war inzwischen verheiratet und hatte drei Kinder – das alles ging vor.
Wenn Sie auf die Spieler von heute schauen – die sind allesamt Millionäre. Wenn Sie an Ihre Zeiten zurückdenken – kommt da Neid auf? Nein, kein Neid. Die sollen heute ruhig ihre Kohle verdienen. Aber ich meine das wörtlich: Sie sollen sie sich aufrichtig verdienen – auf dem Platz.
Wie oft schauen Sie sich Schalker Heimspiele in der Arena an? Ich bin immer da. Ohne mich findet hier kein Spiel statt. Und ich hoffe, das bleibt noch länger so.
Wie gefällt Ihnen denn die aktuelle Mannschaft? Die ist in Ordnung. Das letzte Saisonspiel gegen Frankfurt fand ich besonders gut. Da haben die Jungs richtig gezeigt, wer Herr im Haus ist.
Aber mehr als die Vize-Meisterschaft ist zurzeit nicht möglich. Ja. Aber wenn vor der Saison einer gesagt hätte, die Schalker würden bis zum Schluss da oben auf Platz zwei stehen, der wäre doch für bekloppt erklärt worden.
Wird das so bleiben, dass die Vizemeisterschaft das Größte ist? Die Überlegenheit der Bayern wird nicht ewig andauern. Wenn Robben und Ribéry erst mal weg sind, werden sich die Bayern schwerer tun. Dann wird es keinen Durchmarsch zum Titel mehr geben.
Und dann schlägt Schalkes große Stunde? (lacht) Das behaupte ich nicht![/page]