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Schiedsrichter erklärt den Zuschauern Videobeweis

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Düsseldorf: Schiedsrichter erklärt den Zuschauern Videobeweis
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Der Fußball will noch innovativer werden. Dazu hat die DFL zu ihrem ersten Innovationstag nach Düsseldorf geladen. Mit interessanten Zielen und Aussagen.

Das neue Kapitel Fußballgeschichte passierte in der zweiten Halbzeit. Schiedsrichter Alexander Ernst korrigierte nicht nur die Rote Karte gegen einen Spieler, als er seinen Fehler mithilfe des Videobeweises eingesehen hatte. Er stellte sich mitten auf den Rasen, holte am Mikrofon tief Luft und erklärte den Zuschauern seine Korrektur in der Düsseldorfer Arena.

Zugegeben, die Szene passierte nur bei einem Testspiel zweier B-Jugendmannschaften, Fortuna Düsseldorf gegen Bayer Leverkusen. Aber das Publikum, darunter Liga-Präsident Reinhard Rauball, hörte mit höchstem Interesse zu: Die Firma Riedel aus Wuppertal hatte gezeigt, wie ihre Akustik-Technik unkompliziert und bundesliga-tauglich Transparenz in einem Stadion herstellt.

Die Fußball-Liga (DFL) hatte Vereinsvertreter, Geschäftsleute und Medienvertreter zu ihrem ersten Innovationstag nach Düsseldorf eingeladen, zu einer Art Leistungsschau, was Technologie im Fußball zu zeigen vermag. Dazu gehörte jenes Jugendspiel, bei dem ein 3:0 in Datenmengen und Grafiken von unfassbarer Tiefe übersetzt wurde. Ein ambitioniertes, schwieriges Unterfangen.


Denn Technologie stößt beim Fußball fast immer auf Widerstand. Da kann DFL-Geschäftsführer Christian Seifert noch so oft wiederholen, dass „Fußball ein Schrittmacher technischen Fortschritts“ ist: Technologie und Romantik sind ein Widerspruch. Fans werden skeptisch, wenn die Grenze zwischen Stadionrealität und Playstation-Welt verschwimmt. Der Videobeweis belegt das eindeutig.

Bisher wurde den Millionen von Stadionbesuchern, die im ersten Jahr des Videobeweises Zeuge eines korrigierten Schiri-Pfiffs in der Bundesliga wurden, jede Erklärung vorenthalten. So entstand ein Unwohlsein auf den Rängen: Jeder Zuschauer am TV-Gerät wusste mehr über den Pfiff als derjenige, der im Stadion war. „Ihr macht den Fußball kaputt!“, hörte die Liga Woche für Woche.

Dabei kann schon ein bisschen Transparenz helfen, Vorbehalte abzubauen. Beim Jugendspiel wurde der inszenierte Fehler zusätzlich auf der Anzeigetafel erklärt. Der Befund: Der Pfiff wegen eines Foulspiels war falsch — keine Karte. Exakt so will übrigens der Weltverband Fifa den Videobeweis bei der WM in Russland handhaben. Warum nicht auch in der Bundesliga?

Bisher streubten sich die Verbände vor dem großen Auftritt von Schiedsrichtern auf dem Rasen. Dabei ist die Kommunikation mit dem Publikum nichts Ungewöhnliches: Die Football-Liga NFL in den USA praktiziert das seit Jahren. Noch in diesem Sommer könnten DFB und Bundesliga die Freigabe erteilen. Ob sie es tun, ist nicht sicher.

Die Zukunft ist: Mobile only

Christian Seifert

Am Tag seines 49. Geburtstages wollte Seifert in Düsseldorf jedenfalls das Signal aussenden, dass „Fußball ein Innovationstreiber“ ist und „Avantgarde“. Denn: „Wir müssen innovativ bleiben.“ Wo er die Zukunft sieht, verheimlicht er nicht: auf dem Handy. „Die Zukunft ist: Mobile only.“ Manchmal reicht es schon, wenn der Schiedsrichter zu den Leuten spricht und was erklärt.

Den Technologietreibern reicht das nicht. Und längst geht es nicht mehr allein um Laufwege, Körper- oder Fußhaltung und Torwahrscheinlichkeiten in Prozentpunkten. Stefan Reinartz, ehemaliger Fußballprofi bei Bayer Leverkusen und Erfinder revolutionärer Analyse-Methoden, will aus seinen Daten sogar die Erfolgswahrscheinlichkeit bei Transfers ableiten können.

Reinartz wurde sehr konkret: Obwohl Michael Gregoritsch seinerzeit beim Hamburger SV nur Edelreservist war, habe man an seinen Daten ablesen können, dass er zu den besten Stürmern der Bundesliga gehört. Der FC Augsburg habe detailliert hingesehen und für fünf Millionen Euro Ablöse zugeschlagen. Mit 13 Saisontoren habe Gregoritsch seinen Wert längst verdreifacht.

Dieser Sprung, so der Analytiker Reinartz, sei vorhersehbar gewesen. Ebenso das Scheitern des Mainzers Jhon Cordoba beim 1. FC Köln. Die Ablöse von 17 Millionen Euro sei für einen, der in ihrer Datensammlung Stürmer Nummer 13 oder 14 in der Bundesliga war, einfach überteuert gewesen. Cordoba gilt heute als Fehleinkauf und als eine Ursache für den Abstieg.

Will man den Fußball allein in Daten übersetzt sehen? Da wirkte es beruhigend, als Eurosport-Moderator Jan Henkel auf der Bühne seinen eigenen Anspruch im Fernsehen als „Vintage“ würdigte und von seinem Experten im Studio erzählt: „Matthias Sammer brauche ich nicht mit Zahlen zu kommen. Er will nur sehen und erklären, warum eine Mannschaft erfolgreich spielt.“

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