Abstiegskampf. Ein Wort, das vielen Vereinen in der 2. Bundesliga momentan im Kopf herumspukt. Auch bei den Verantwortlichen des MSV Duisburg. Vor allem bei diesen, denn der Klassenerhalt ist so stark gefährdet, wie noch nie zuvor in dieser Spielzeit.
Nach dem Spiel gegen den SV Sandhausen muss festgehalten werden, dass wohl nicht jeder Spieler der Zebras erkannt hat, worauf es in dieser Phase überhaupt ankommt. Anders ist die lethargische Vorstellung der Meidericher in der ersten Halbzeit nicht zu erklären. Kein Siegeswille, keine Kampfbereitschaft, keine Leidenschaft im Spiel – der MSV verpennt den Abstiegskampf.
„Wenn uns vor der Saison jemand gesagt hätte, dass wir vier Spieltage vor Schluss noch alles in der eigenen Hand haben, hätten wir sofort unterschrieben“, sagte MSV-Kapitän Kevin Wolze nach der Begegnung. Nach dem sechsten sieglosen Spiel in Serie klingt das allerdings doch eher nach Durchhalteparolen und Schönrederei. „Wir haben gewusst, dass Sandhausen ein sehr robuster Gegner ist“, sagte Trainer Ilia Gruev. Sich mit einer mutigen Haltung gegen diese Robustheit zu stellen, das verpassten seine Spieler.
Es ist eine Entwicklung, die wirklich bedrohlich erscheint. Die Grundtugenden stimmen momentan nicht. Oder werden nicht vollumfänglich abgerufen. Freilich darf nach fünf sieglosen Spielen keine spielerische Hochglanzleistung erwartet werden. Aber Kampf und Einsatz sollten Voraussetzung sein. Vor allem in einer Partie, die eine vorentscheidende Rolle innehatte. Der SV Sandhausen ist nach dem Sieg so gut wie gerettet, der MSV steckt so tief im Keller wie lang nicht mehr. Und das ist vornehmlich ein Resultat aus der ersten Halbzeit. In der Duisburg mit vielem beschäftigt schien, nur nicht mit diesem Spiel.
Die Aussage von Kenan Kocak, der gestand, dass er „nicht erwartet hätte, dass die Partie noch einmal so bedrohlich für uns wird“, mutet dabei fast wie Hohn an. Obschon diese Worte den Nagel auf den Kopf trafen. Die gebotene Leistung der Meidericher in der ersten Hälfte konnte man mit einem Wort beschreiben: Offenbarungseid.
Das mussten sich auch die Spieler selbst eingestehen. „Die erste Halbzeit haben wir einfach verpennt“, sagte Wolze. „Sandhausen war uns in allen Belangen überlegen.“ Warum das so war, das konnte er sich nicht erklären. Vielleicht wurde zu spät erkannt, was in dieser Partie auf dem Spiel stand. Der Abstiegskampf, zu dem man nie so wirklich gehörte, und auch nicht gehören wollte, er ist nun da. Nun gilt es, diesen auch anzunehmen.
Denn bei einem Sieg des 1. FC Heidenheim gegen Fortuna Düsseldorf würde der Fall eintreten, dass der so ungewollte Relegationsplatz 16 nur noch einen Zähler entfernt ist. Dass man weiterhin alles in der eigenen Hand habe, wird in den vergangenen Wochen kanonartig wiederholt. Der Abstand wird aber immer knapper. Und der Trend ist momentan alles andere als der Freund des MSV.
Das Positive: Dass die Meidericher es können, zeigten sie in der zweiten Hälfte. Dieser Wille muss nun in die letzten vier Saisonspiele übertragen werden, beginnend mit der Partie am kommenden Sonntag gegen Erzgebirge Aue. Ansonsten könnte der Fall eintreten, dass der MSV Duisburg den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga verschläft.