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Der HSV ist das blanke Nichts in Rautenform

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Kommentar: Der HSV ist das blanke Nichts in Rautenform
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Der HSV hat Heribert Bruchhagen und Jens Todt freigestellt. Es ändert sich nichts. Es ist nichts da, was kaputtgehen könnte. Ein Kommentar.

Die Ursache aller Tragödien beim Hamburger SV lässt sich auf eine Feststellung zuspitzen. Die beiden größten Fußballer der Stadt in den vergangenen 25 Jahren haben niemals für den HSV gespielt, obwohl ihr Können erstens offensichtlich und ihr Talent zweitens bundesweit bekannt war. Man hat sie einfach übersehen. Mitten in der eigenen Stadt.

Zuletzt holte der HSV 1987 einen Titel

Andreas Brehme zog damals von Barmbek nach Saarbrücken, Kaiserslautern, Bayern München und Inter Mailand, Stefan Effenberg vom SC Victoria nach Mönchengladbach, Bayern München und AC Florenz.

Lieber ließen sich die Hamburger von den zwischenzeitlichen Erfolgen blenden, die ihnen Söldner für ein Millionengehalt brachten. Ja, der Hamburger SV stand mal im oberen Tabellendrittel der Bundesliga, zog in die Champions League ein und durfte, als das neue Stadion stand, vom großen Fußball träumen.

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Was alle aber in Hamburg übersahen: Kein Titel kam seit 1987 dazu, und für dieselben Geldsummen heuerten später nicht mal mehr Söldner an, die zumindest professionell ihren Job tun und Luft nach unten verschaffen würden.

Stattdessen kamen diejenigen, die anderswo keinen Platz fanden. Andre Hahn. Aaron Hunt. Mergim Mavraj. Und viele mehr. Die Jungs der eigenen Ausbildung haben da rechtzeitig das Weite gesucht. Son Heung-min. Jonathan Tah. Hakan Calhanoglu. Kerem Demirbay. Auch Fiete Arp wird wohl wechseln.

So verlor der HSV über die falsche Einkaufs- und Spielerpolitik, was man im Fußball Identität nennt, und setzte lieber regelmäßig Trainerfragen auf die Agenda statt Strategiethemen. Ein halbes Dutzend von Sportdirektoren hinterlässt keine Spuren, sondern Chaos im Kader. Der Schalker Sportvorstand Christian Heidel erzählte mal, wie der HSV von ihm eine Vereinsphilosophie verlangt habe. Er war darüber sehr amüsiert. Normalerweise ist es umgekehrt – der Klub nennt eine Leitlinie und schaut, ob der Kandidat passt.

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Aber der HSV hat weder eine Philosophie noch eine Leitlinie, weder eine Strategie noch eine Identität. Der HSV ist das blanke Nichts in Rautenform. Eine einzigartige Nacherzählung von der Vergangenheit. Darum ist es gleichgültig, dass jetzt der Vorstandsvorsitzende und sein Sportchef gehen müssen. Es ändert sich nichts. Es ist ja nichts da, was beim HSV kaputtgehen könnte. Daran wird auch der neue Machthaber Bernd Hoffmann in aller Kürze nichts mehr ändern können. Er ist jetzt der Kapitän, der auf der Brücke die SOS-Signale regelt: Hauptsache überleben. Mehr ist nicht möglich. Ganz gleich, was sie in Hamburg wieder zu erklären versuchen. Man kennt das schon.

An Parolen hat es in Hamburg nie gemangelt

Der HSV ergibt sich einem Selbstbetrug, der in die 3. Liga führen kann. Nur ein Beispiel. Voller Stolz erzählen sie, wie toll die Jugendarbeit doch geworden sei. Mag sein. Tatsächlich steht der HSV auf Platz 1 der A-Junioren in der Bundesliga-Nord/Nordost, wo das halbe Teilnehmerfeld aus Zweitligisten besteht. Deutscher Meister waren die A-Junioren noch nie. Da hat sogar der kleine MSV Duisburg mehr Titel. Aber der HSV prahlt mit Erfolgen, die noch nicht da sind.

Wer also wechselweise Durchhalteparolen für den Abstiegskampf hört oder von einer Aufbruchstimmung für ein Jahr in der 2. Liga, sollte nicht jedes Wort für bare Münze nehmen. An Parolen hat es in Hamburg nie gemangelt. Der HSV hat ein Umsetzungsproblem. Nicht ein Spieler, der in den vergangenen zehn Jahren an die Elbe wechselte, wurde dort besser. Und kurios ist es schon: Kaum hatten sie Michael Gregoritsch, den Einkauf vom VfL Bochum, zum FC Augsburg weitergereicht, schoss er dort reihenweise Tore. Schon neun Stück diese Saison.

Der HSV kann nicht mit Geld umgehen

Statt nach Mittel und Wegen zu suchen, wie man die Ladehemmung im Sturm endlich behebt, wird eine öffentliche Debatte über eine ganz andere Position angezettelt oder zumindest unzureichend unterbunden: über die des Torwarts. Angeblich will der HSV Raphael Wolf von Fortuna Düsseldorf. Haben die keine andere Sorgen, wenn sie schon zwei passable Torhüter unter Vertrag haben? Willkommen in der HSV-Welt.

Nun sind Heribert Bruchhagen und Jens Todt entlassen. Wieder zwei Führungskräfte, die verschlissen wurden, aber weiter bezahlt werden wie Ex-Trainer Markus Gisdol. Auch das lernen wir schon seit Jahren vom Hamburger SV: In der Stadt der besten und gewieftesten Kaufleute der Republik kann der HSV nicht mit Geld umgehen.

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