Aufbruchstimmung wollte der neue RWE-Vorsitzende Marcus Uhlig im Verein erzeugen, alle sollten an einem Strang ziehen und das Projekt „Hoch3“ vorantreiben, alle Kräfte sollten gebündelt werden.
Dann beginnt die Rest-Rückrunde – und nach dem peinlichen 0:1 gegen den Abstiegskandidaten Bonner SC fällt die Stimmung an der Hafenstraße wie ein Soufflee in sich zusammen. Da passt es ins allgemeine Bild, dass mit Joe Enochs einer der drei Top-Kandidaten in diesen Tagen den Rot-Weissen abgesagt hat; just, als die sich wohl zu einer Verpflichtung entschieden hatten. Dem gebürtigen Kalifornier flatterte jüngst ein lukrativeres Angebot aus den USA ins Haus, was er wohl nicht ablehnen konnte.
„So kann man nicht Fußball spielen an der Hafenstraße“
Doch zurück zum „Geschehen“ auf dem lauschig erwärmten Rasen: Dass, was an der Hafenstraße zum wiederholten Male nach der Pause aufgeführt wurde, entwickelt sich langsam zum Endlosstreifen. Und zum Glück sind nicht alle bei Rot-Weiss bereit, den bereits mächtig angestaubten Teppich zu lüften und die letzten Ereignisse drunter zu kehren. „Es kann nicht unser Anspruch sein, nur 30 Minuten guten Fußball zu bieten, das haben dieses tolle Stadion und diese tollen Fans nicht verdient“, bezieht Sportdirektor Jürgen Lucas klare Worte, um hinterher zu schicken: „So kann man nicht Fußball spielen an der Hafenstraße.“
Gründe für das kollektive Versagen wüsste er, nur, diese zu nennen, würde den Unmut des Umfeldes noch mehr anstacheln. Aber die Konsequenzen daraus, die kann der Sportdirektor schon mal anklingen lassen. Eins dürfte feststehen: Zum Saisonende wird es mal wieder einen kleinen Umbruch geben, mit einigen Umdrehungen an den Stellschrauben wird es nicht erledigt sein. Lucas: „Wir brauchen mehr Typen in der Mannschaft, die Verantwortung übernehmen. Wir müssen den Geist und den Charakter dieses Kaders grundlegend verändern.“ RWE zu Hause mit einer mageren Ausbeute Dafür seien eben Typen gefragt, die körperlich und mental dazu in der Lage sind. Und, auch das sagt Lucas unmissverständlich: „Es muss einer an der Linie stehen, der dies der Mannschaft glaubhaft rüber bringt.“ Nach den Anfangserfolgen machen sich auch leise Zweifel breit, ob Noch-Trainer Argirios Giannikis dafür wirklich der Richtige gewesen wäre.
Denn auch die kurze Bilanz des Deutsch-Griechen liest sich eindeutig: Auswärts wurden alle drei Partien gewonnen (mit Pokal sogar fünf), zu Hause lautet die magere Ausbeute: ein Sieg – ein Unentschieden – zwei Niederlagen. Da kann man aus rot-weisser Sicht fast schon froh sein, dass auch die nächsten Partien (in Wiedenbrück und Wegberg-Beeck) in der Fremde stattfinden, wo die Versagensangst bei der Mannschaft offensichtlich nicht so groß ist.
Man wolle „den bestmöglichen Kandidaten“ für den Trainerposten Kein Wunder, dass sich die Verantwortlichen bei der Nachfolgersuche für Giannikis so viel Zeit lassen. Man wolle „den bestmöglichen Kandidaten“ und keine schnelle Lösung, hieß es nun auch noch nach der Enochs-Absage.
Nun habe sich „der Markt“ eben auf zwei Top-Kandidaten reduziert. Beide, so Lucas, gehörten der „neueren Generation“ an. Der erste, von der Vita her „Typ Giannikis“, wäre allerdings erst ab 1. Juli frei, „dann bräuchten wir bis dahin Plan B“, so Lucas. Der zweite war schon Cheftrainer, sogar eine Liga höher. Nun heißt es also: Weiter warten.