Nahe seiner Heimat steigt seine Premiere als Trainer des VfL Bochum. Für Robin Dutt ist der örtliche Zufall allerdings nur eine Randnotiz: Der 53-Jährige strahlt nicht nur Ruhe und Charme aus, sondern auch eine enorme Vorfreude auf sein Comeback als Profitrainer. Da hätte das Spiel auch in Kiel oder Ingolstadt stattfinden können.
„Die Anfahrt mit dem Bus ist lang, insofern wird es ein langes Kribbeln“, sagt Dutt lächelnd, als der Motor des Bus’ vor dem Stadion bereits läuft am Donnerstagmittag, rund 30 Stunden vor dem Anpfiff der Partie des VfL in Heidenheim an diesem Freitag (18.30 Uhr).
Eine gute Trainingswoche
Mit einem Sieg kann der VfL am Tabellenzehnten vorbeiziehen – bei einer Niederlage allerdings droht im ungünstigsten Fall der Sturz auf einen Abstiegsplatz nach dem 23. Spieltag. Nicht nur die personellen Wechsel auf der Führungs- und Trainerebene in dieser Woche, sondern auch der jüngste Erfolg gegen Darmstadt aber haben die Stimmung im und ums Team verbessert – eine Garantie für stärkere Leistungen als gegen die Lilien, als der VfL ja erst nach einer Stunde ordentlichen Fußball bot, sind sie nicht.
Dutt spricht von einer „guten Trainingswoche, in der alle Gas gegeben haben“, aber er ist lange genug im Geschäft, um das einzuordnen: „Das ist ja ganz normal, wenn ein neuer Trainer da ist.“ Unterm Strich haben sich alle empfohlen, umgekehrt ausgedrückt: „Keiner hat mir Anlass gegeben, ihn herauszunehmen.“ Dutts Wort vom Rosenmontag gilt auch am Donnerstag noch: Der Trainer erwägt „keine großen Experimente“, er arbeitet ganz eng mit Heiko Butscher zusammen, der den VfL ja zum 2:1 gegen Darmstadt geführt hat. Auch wenn er am Ende des Tages „die Entscheidung treffen“ müsse, so Dutt, sehe er sich nicht als „Teamchef“ von Butscher und den weiteren Trainern. „Heiko und ich arbeiten auf Augenhöhe, sprechen taktisch alles ab“, sagt Dutt, der Butscher aus gemeinsamen Freiburger Zeiten kennt: Damals war Dutt Trainer und Butscher sein Kapitän.
Personell also wird sich fast nichts ändern, zumal der angeschlagene Maxim Leitsch erst am Montag wieder ins Training einsteigen kann. Beim Abschluss-Spiel im Training am Donnerstag agierte die gleiche Startelf wie zuletzt, und im Kader gibt es nur einen Wechsel: Für Neuzugang Philipp Ochs rückt Selim Gündüz auf. „Ich habe mit allen jungen Spielern gesprochen, die jetzt nicht dabei sind“, gab der Fußball-Lehrer Einblick in seinen Umgang mit den Spielern.
Um in Heidenheim zu bestehen, erwartet Dutt vor allem eine „geschlossene Mannschaftsleistung. Wir müssen von der Mentalität her mindestens so auftreten wie nach dem 0:1 gegen Darmstadt.“ Taktisch legt er einen Schwerpunkt auf „enge Abstände“ in der Offensive wie Defensive, eine kompakte Struktur mit energisch geführten Zweikämpfen.
Natürlich setzt man beim VfL auch und vor allem auf den Stimmungsumschwung nach den von Zoff, Intrigen und Pleiten geprägten Monaten zuletzt, als irgendwann niemand mehr zu lachen zumute war. „Die Stimmung hatte sich schon im Stadion gegen Darmstadt deutlich verbessert. Im Kabinentrakt gerade war sie hervorragend“, sagte Sebastian Schindzielorz vor seinem ersten Auswärtsspiel als Sportvorstand. „Wenn wir unsere Grundtugenden auf den Platz bringen, haben wir eine gute Chance.“