Beim Sport-Club begann für den Weltmeister von 2014 schließlich seine Karriere. Mit gewichtiger Hilfe und unter Fürsorge von Cheftrainer Christian Streich, der seit 2011 den SC sportlich lenkt und der Ginter einst vor einem Riesenfehler bewahrt hatte.
Der Innenverteidiger litt im Alter von 18 Jahren während seiner ersten Profisaison im Breisgau an einem hartnäckigen Haarriss in der Wirbelsäule. Drei Monate war an Fußball ohne Schmerzen nicht zu denken. „Ich musste sogar ein Korsett tragen“, erinnert sich der Nationalspieler, „lange war nicht klar, welche Verletzung ich wirklich hatte. Die Sorge um meine Gesundheit hat mich nachdenklich werden lassen.“ Die junge Karriere hing durchaus am seidenen Faden, wäre Ginter damals der aufkeimenden Ungeduld erlegen. „Trainer Christian Streich war für mich in dieser Zeit eine starke Bezugsperson. Er hat zu mir gesagt: ,Keine Spritzen! Du nimmst Dir alle Zeit, das auszukurieren. Setze nicht deine Karriere aufs Spiel!’ Der Ratschlag war einer der besten, die ich bisher bekommen und angenommen habe“, sagt Ginter mit einem Abstand von mehr als fünf Jahren.
Nach neun Jahren in Freiburg folgten drei Spielzeiten bei Borussia Dortmund. Beim BVB durfte Ginter allerdings kaum spielen, wenn Schwarz-Gelb in Freiburg auflief. Pech für Ginter, Pech auch für seine auf der Freiburger Tribüne stets mitfiebernden Eltern, die ihrem Sohn eine gehörige Portion Bodenhaftung mit auf den Weg gegeben haben.
Nur zehn Einsatzminuten stehen bei drei Bundesliga-Gastspielen in Freiburg zu Buche. Am 7. Februar 2015 beim Dortmunder 3:0 wurde Ginter vom damaligen BVB-Trainer Jürgen Klopp in der 80. Minute für Ilkay Gündogan eingewechselt.
Heute Abend wird er für Gladbach eine weit prominentere Rolle einnehmen. Genau dafür hat Ginter bekanntlich die Farben gewechselt. Der Sommer-Neuzugang, beim BVB immer auch ein wenig der ungeliebte Notstopfen im Defensivbereich, hat sich zügig zum Leistungsträger entwickelt und in 15 Bundesligaspielen keine Minute verpasst. Das können im Borussia-Kader nur noch der zweite Innenverteidiger Jannik Vestergaard sowie Außenverteidiger Nico Elvedi, der in Freiburg gesperrt fehlt, vorweisen. Tiefen gab es in Gladbach für Ginter auch schon. Ausgerechnet beim 1:6 in Dortmund war er an fünf Gegentoren beteiligt.
Zuletzt allerdings in den Top-Heimspielen gegen Bayern (2:1) im defensiven Mittelfeld und gegen Schalke (1:1) in der Innenverteidigung zeigte sich der 23-Jährige kampfstark, einsatzfreudig, clever - ein wichtiger Faktor im Spiel der Fohlen. Sein Rettungskopfball auf der Torlinie gegen das Geschoss des Schalkers Thilo Kehrers hat Chancen, mutigste Abwehrtat der Saison im Borussia-Archiv zu werden.