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Aufstiegsregelung
Regionalliga-Reform wird zur Farce

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Der DFB hat ein favorisiertes Modell, um die Aufstiegsregelung in der Regionalliga zu reformieren. Dieses geht allerdings in eine komplett falsche Richtung. So droht ein Ost-West-Konflikt im Fußball.

Am kommenden Freitag wird sich der DFB auf einem außerordentlichen Bundestag mit der Regionalliga-Reform beschäftigen. Es war ein charmanter Gedanke - alle Meister aus der Regionalliga steigen auf, die Ungerechtigkeit wäre endgültig passé. Die Äußerungen, die im Vorfeld getroffen wurden, gehen allerdings in eine komplett falsche Richtung. So droht ein Ost-West-Konflikt im Fußball.

'Meister müssen aufsteigen' wird ad absurdum geführt

Denn das Modell, das von Seiten des DFB bevorzugt und mit hoher Wahrscheinlichkeit auch den Zuschlag erhalten wird, führt den Slogan 'Meister müssen aufsteigen' ad absurdum. Die Reform sieht dabei vor, dass es weiterhin bei fünf Regionalligen bleibt. Die Meister der Regionalliga West und Südwest bekommen einen festen Aufstiegsplatz, die Titelträger aus den anderen drei Ligen spielen untereinander zwei weitere Aufsteiger aus. Dass dabei der Fairness-Gedanke komplett abhanden kommt, scheint keine Rolle zu spielen.

Anders ist es kaum zu erklären, wieso der Westen so enorm bevorzugt wird. Die Aufsteiger der Regionalligen West und Südwest können sich frühzeitig mit der kommenden Spielzeit befassen. Sie können frühzeitig mit eventuellen Zugängen verhandeln. Sie können frühzeitig mit den höheren TV-Einnahmen aus der 3. Liga planen. Sie haben frühzeitig Planungssicherheit. Deutlicher ausgedrückt: Sie haben einen enormen - und nicht zu begründenden - Wettbewerbsvorteil gegenüber den viertklassigen Mannschaften, die nicht im Westen der Republik angesiedelt sind. Der Hang des Profifußballs hin zum Westen würde sich weiter zementieren.

DFB-Vize nimmt sich den Osten zur Brust

Begründen kann man es eventuell damit, dass der DFB sich nicht mit den mächtigen Westklubs anlegen will. Vor diesem Hintergrund nahm sich DFB-Vizepräsident Dr. Rainer Koch lieber den Osten zur Brust und stellte klar, dass er kein Viertel der Regionalligen beanspruchen dürfe. Koch ist übrigens auch Präsident des bayrischen Landesverbands, hat also ein gesteigertes Interesse daran, die Regionalliga Bayern zu erhalten.

Deshalb wird in einem Antrag gefordert, dass bei einer viergleisigen Regionalliga mindestens 20 Prozent aller Herrenmannschaften in den jeweiligen Bereichen spielen müssen und kein Bundesland aufgeteilt werden darf. Bei einer bundesweiten Zahl von 55.000 Teams ergibt sich eine Größenordnung von 11.000 pro Region. Diese Anzahl wäre sowohl im Südwesten (16.500) als auch im Westen (12.500) gegeben - nicht aber in den Regionalligen Nord, Nordost und Bayern. In der Folge müssten die drei letztgenannten Regionalligen neu zugeschnitten werden. Dies würde geographisch zwangsläufig den Nordosten betreffen - Koch und Bayern wären fein raus.

Doch der Osten stellt sich quer, will sich unter keinen Umständen aufteilen lassen. Der Landesverband Sachsen droht dem DFB mit einer Klage. Hauke Runge, Präsident der TSG Neustrelitz, droht Grindel mit Stadionverbot. Energie Cottbus twitterte gar von einem "Mauerbau2018".


Grindel versuchte zu schlichten, versicherte, dass es ist in jeder Hinsicht notwendig sei, die Regionalliga Nordost zu erhalten. Allerdings mit dem Kalkül, dass der Antrag bezüglich der 20-Prozent-Hürde angenommen, der Nord-Osten einknicken, und es auch künftig eine fünfgleisige Regionalliga geben wird. Denn die Brisanz liegt in der Stimmenverteilung.

Schließlich stellt der DFB-Vorstand 48 von den 263 Delegierten im Bundestag. Zusammen mit den 74 Stimmen aus der DFL würden DFB und Fußball-Liga allein nur knapp die Stimmenmehrheit verfehlen. Hinzu kommt, dass nach Informationen dieser Redaktion der Fußballverband Niederrhein bereits zugesagt hat, für diesen Antrag zu stimmen.

Halbgare Reform ist nicht besser als keine Reform

Das ist ein intelligenter Schachzug der Protagonisten. Dem Anschein nach hätten sie gut vermittelt - außerdem ihr bevorzugtes Modell durchgedrückt. Doch diese Entscheidung würde weit an den Problemen der Regionalligen vorbeigehen. Eine halbgare Reform ist eben nicht besser als gar keine Reform. Eines erscheint bereits jetzt klar: Es wird Gewinner und Verlierer geben. Der Westen und der Südwesten wären fein raus, würden künftig zwei feste Aufsteiger stellen. Anders sieht es auf der anderen Seite der Republik aus, die damit leben müssten, in einer krassen Art und Weise benachteiligt zu werden. Eine faire Einigung scheint nicht in Sicht - alles spricht dafür, dass es auf dieses Modell hinauslaufen wird. Am Ende ist sich nun einmal doch jeder selbst der Nächste.

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