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20 Jahre UEFA-Cup - von Träumen und ein bisschen Mist

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VfL: 20 Jahre UEFA-Cup - von Träumen und ein bisschen Mist
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20 Jahre ist es her, dass der VfL Bochum den UEFA-Cup erreichte. Am 16. September hatte der VfL 1997 sein erstes Spiel in einem internationalen Wettbewerb bestritten.

Es beginnt mit einem Traum. Dirk Michalowski sagt beim Besuch des Champions-League-Spiels von Ajax Amsterdam gegen Atlético Madrid zu seinem Nebenmann: „Es wäre doch ein Traum, wenn wir mal hier spielen würden.“ Er meint damit seinen Herzensklub, den Bundesligaaufsteiger VfL Bochum, dessen Fanbeauftragter er heute ist – und die Vision ist etwa so wahrscheinlich wie Hackentricks von Ata Lameck oder Hermann Gerland. Acht Monate später aber wird es Wirklichkeit: der VfL Bochum gastiert im Achtelfinale des UEFA-Cups Ende November 1997 tatsächlich in der Amsterdam-Arena. „Absoluter Höhepunkt der Vereinsgeschichte“, findet Michalowski. „Tolles Stadion, tolles Spiel, tolle Atmosphäre“, erinnert sich Innenverteidiger Tomasz Waldoch.

Alle, die dabei waren an diesem trüben Herbstabend, geraten 20 Jahre später ins Schwärmen. „Es war eine wunderschöne Zeit und wir waren wie eine Großfamilie“, sagt Klaus Toppmöller, der Trainer damals. Torhüter Uwe Gospodarek meint: „Es passte vom Charakter und von der Mischung." Für Strategie und Präzision ist damals Dariusz Wosz verantwortlich, genauso klar ist heute seine Analyse: „Wir waren so viele geile Typen.“ Angreifer Peter Közle nennt er, Defensivmann Thomas Stickroth, Torwart Gospodarek und den Abwehrmann Torsten Kracht.

Diese ausgefallenen und zum Teil anderswo gescheiterten Typen hat Trainer Toppmöller geholt, der im Herbst 1994 zum VfL kam und nach dem Abstieg 1995 eine neue Mannschaft aufbaute. „Ich bin dafür auch kritisiert worden“, sagt Toppmöller. „Bochum war jahrzehntelang eine Kampfmannschaft mit Hermann Gerland als Prototyp. Ich wollte mehr das spielerische Element reinbringen.“

Unter anderem ruft er Manager Bernd Hölzenbein bei Eintracht Frankfurt an, um dort den aussortierten Thomas Reis loszueisen: „Ich hab ihm gesagt: ‚Du weißt doch, ich komme vom Land, und ich brauche ein bisschen Mist.‘ “ Und Reis blüht in neuer Umgebung an der Castroper Straße auf, wie viele andere.

Bochum steigt 1996 souverän wieder auf, zieht 1997 durch ein 6:0 am vorletzten Spieltag gegen St. Pauli in den UEFA-Cup ein und liefert dort „rauschende Ballnächte“, wie der Kicker es formuliert. 5:3 gegen die Türken von Trabzonspor nach 1:2 im Hinspiel, eine Halbzeit in Unterzahl nach Waldochs gelb-roter Karte. Zwei Tore schießt der Russe Sergej Juran, eins davon mit der Hacke. Den FC Brügge fegen die Bochumer mit 4:1 aus dem Ruhrstadion, nach 0:1 im Hinspiel, zweimal trifft Georgi Donkov.

Fußballlehrer Klaus Toppmöller lässt den Spielern ihre Freiheiten. „Der goldrichtige Trainer. Er hat versucht, alle Spieler wie seine eigenen Kinder zu behandeln“, urteilt Wosz. „Wie bei Peter Neururer durfte ich auch mal drei oder vier schlechte Spiele machen. Das hat mir den Rücken gestärkt.“ Für den Fanbeauftragten Michalowski ist er „einer der besten Trainer, die wir je hatten, ein lustiger Vogel“. Im Achtelfinale von Amsterdam am 25. November 1997 bringen Reis und Waldoch den VfL gegen die Startruppe um Torwart van der Sar, Michael Laudrup, Oliseh und die Brüder de Boer sogar mit 2:0 in Führung. Tomasz Waldoch ist das noch ganz präsent: „So viele Tore habe ich ja nicht geschossen und dann eins gegen Edwin van der Sar. Das kann man nicht vergessen.“

Auf der Bank der Gäste wird es unruhig. „Ich hab Hansi, unseren Betreuer, in die Kabine geschickt, den Fotoapparat zu holen, um ein Bild von der Anzeigetafel zu machen“, erzählt Trainer Toppmöller – Handys mit den heutigen Möglichkeiten gibt’s damals noch nicht. „Als er wieder da war, stand es aber 2:2.“ Mitte der ersten Halbzeit tritt Torwart Uwe Gospodarek bei einem Abstoß mit Wucht in den Boden. Von einer Adduktorenzerrung ist am nächsten Tag die Rede, heute stände sicher Muskelfaserriss im ärztlichen Bulletin. Danach dreht Ajax das Spiel und führt zur Pause 4:2. „Es war falscher Ehrgeiz, den ich damals hatte“, meint Gospodarek heute. „Er kam in der Halbzeit humpelnd in die Kabine, nach dem Spiel hab ich ihn getröstet“, erzählt Trainer Toppmöller.

Schließlich wird das Spiel für den 24-jährigen aus Bayern zum „Karriereknick“ (Toppmöller). Dem Trainer galten Gospodarek der routiniertere Thomas Ernst als gleichstark (Toppmöller: „Da hab ich mich vorher für den jüngeren entschieden.“). In der Verletzungspause hält Ernst prima und Gospodarek verliert den Stammplatz. Er verlässt den VfL im Sommer 1998 und spielt später überwiegend in der zweiten Liga, am längsten in Burghausen.

In der Amsterdam-Arena feiern die VfL-Fans noch lange nach Schlusspfiff, von der Stadt aber kriegen sie nichts zu sehen. „Wir hatten eine stringente Route für die Busse – ins Stadion und von dort direkt wieder nach Bochum“, erinnert sich Dirk Michalowski – und dennoch: „Es war legendär.“ Die „Erfolgswelle, auf der wir damals geritten sind, ohne groß nachzudenken“ (Gospodarek), ebbt mit dem 2:2 im Rückspiel ab. „Es war so eng“, sagen Waldoch und Wosz, „aber das ist alles 20 Jahre her.“ Heute dümpelt der VfL in der 2. Bundesliga vor sich hin, hinkt seinen Zielen hinterher. An den großartigen UEFA-Cup-Abend 1997 soll am nächsten Freitag eine besondere Revanche erinnern. Für einen E-Sports-Wettkampf reist eine Vertretung von Ajax an, misst sich an der Spielekonsole in einer Lounge im Bochumer Stadion mit einem Team des VfL.

Die Mannschaft von 1997 kam zum Jubiläum schon im Mai zusammen – und bilanziert fast geschlossen wie Torwart Gospodarek: „Das war schon ganz andere Qualität als heute.“ Für ihn war es eine „wunderbare Zeit, mit die sportlich schönste für mich“ und auch Klaus Toppmöller wird fast ein wenig sentimental: „Es war ein Traum, in Bochum Trainer gewesen zu sein.“

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9 VfL Bochum 15 4 8 3 23:22 1 20
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