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Profifußball sollte sich auf die Fans zubewegen

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Kommentar: Profifußball sollte sich auf die Fans zubewegen
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Im Fußball geht es um Geld, das ist klar. Aber trotzdem hat das runde Leder auch eine wichtige gesellschaftliche Funktion. Ein Kommentar.

Eines ist klar: Der Profifußball in Deutschland wird sich nicht plötzlich in eine gemeinnützige Veranstaltung verwandeln. Seitdem auf dem Rasen auch um Geld gegrätscht wird, geht es bei jedem Traditionsverein nun mal darum, den Kontostand zu erhöhen. Das kann man bemängeln, wer im Ruhrgebiet aber wirklich noch WAHREN Fußball beklatschen möchte, muss dafür schon bis in die Kreisliga B herabkraxeln, da selbst die Kicker eines A-Ligisten schon um fünf Euro mehr Auflaufprämie feilschen. Fußball bedeutet Geschäft.

Das ist die eine Seite. Doch es existiert auch eine andere Ebene, eine gesellschaftliche. Diese spürt man dann, wenn plötzlich eine ganze Stadt in Aufregung verfällt, weil am Nachmittag eine besonders reizvolle Bundesliga-Partie im heimischen Stadion angepfiffen wird. Wenn aus den heruntergekommensten Häusern, aber auch aus den Prachtvillen im Vorort BVB-Fahnen, Schalke-Fahnen, VfL-Bochum-Fahnen, MSV-Duisburg-Fahnen oder sogar Rot-Weiss-Essen-Fahnen wehen.

Der Fußball – das ist nicht zu hochtrabend formuliert – verbindet eben auch, stiftet Sinn, nimmt im Leben vieler Menschen eine wichtige Stellung ein. Welcher Dortmunder kann sich nicht an das 3:2 des BVB in der Nachspielzeit gegen Malaga erinnern? Welcher Schalker nicht an das Kopfballtor von Jens Lehmann im Derby? Die Liste ließe sich beliebig und auf ganz Deutschland ausweiten.

Deswegen wird es eben doch zum Problem, wenn sich das „Geschäft Fußball“ zu weit von der gesellschaftlichen Funktion des Fußballs entfernt. Wenn die Spieltagsentzerrung dazu führt, dass Familien immer häufiger am späten Abend ins Stadion müssen. Wenn die Erhöhung der Eintrittspreise dazu führt, dass sich diese Familien immer häufiger überlegen, ob sie sich das überhaupt leisten können. Wenn sich diese Familien die Spiele dann aber noch nicht mal mehr im Free-TV anschauen können. Und natürlich auch, wenn dem Fußball der wichtigste Klebstoff verloren geht: die Unvollkommenheit. Bislang konnte jeder Jugendspieler, jeder Kreisliga-Kicker nachempfinden, wie es sich anfühlt, vom Schiedsrichter benachteiligt zu werden. Wie es sich anfühlt, eigentlich doch ein klares Tor geschossen zu haben. Doch einen Videoschiedsrichter wird es auf dem Bolzplatz definitiv nie geben – auch nicht per Smartphone-App.

Deswegen soll nun nicht der Videobeweis abgeschafft werden. Deswegen müssen Vereine ihre Einnahmen nicht plötzlich spenden (wobei, warum eigentlich nicht wenigstens ein Prozent?). Aber trotzdem sollte sich der Profifußball seiner Verantwortung bewusst sein – und nicht jede Forderung der Fans arrogant beiseite schieben.

Schließlich führt auch die besondere Stellung des runden Leders in der Gesellschaft dazu, dass sich viele Fußball-Stars in ihrem Leben nur noch entscheiden müssen, ob nun ein oder zwei Bedienstete ihre Sportboliden polieren sollen. Und, um hier noch mal einen finanziellen Anreiz zu schaffen: Nur wenn der Fußball seine verbindende Stellung in der Gesellschaft erhält, lässt sich auf zukünftig Geld mit ihm scheffeln.

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