Es wurde unruhig – das kam nicht unerwartet. Dass die Gegner der Ausgliederung – mehr als 500 an der Zahl – das Ergebnis der Abstimmung nicht unkommentiert lassen würden, hatte sich bereits während der Jahreshauptversammlung des VfL Bochum abgezeichnet. Denn immer wieder hatte es Zwischenrufe gegeben. Alles ganz normal, alles fair, alles im Rahmen. Ein zu erwartender Ablauf bei einer solch weitreichenden und emotionalen Entscheidung wie der, Teile der Fußball-Abteilung an einen Investor zu verkaufen.
Die Debatte, so emotional sie auch gewesen war, hatten beide Seiten überaus fair geführt. VfL-Finanzvorstand Wilken Engelbracht warb mit der Vision 1. Bundesliga und drohte mit dem Schreckensszenario 3. Liga. Die Gegner, allen voran die Initiative „echtVfL“ warnte vor allem mit dem sachlichen Argument, der VfL könne große Teile der Selbstbestimmung verlieren.
Hier gilt zu bedenken: Die Initiative hatte die öffentliche Debatte überhaupt erst möglich gemacht, indem sie sich eine Plattform geschafft und so große Teile der VfL-Fans transparent über mögliche Risiken einer Investoren-Beteiligung informiert hatte.
Diese omnipräsente Fairness wich ab Bekanntgabe des deutlichen Abstimmungsergebnisses dem Unverständnis und der Empörung über den Auftritt einer Gruppe von rund 250 offenkundigen Ausgliederungsgegnern, von denen einige mit Stühlen und Bechern warfen und im Foyer gar Böller zündeten. Ein Abgang, der so nie und nimmer hätte stattfinden dürfen.
Ein jeder der dafür Verantwortlichen mag diese Szenen für sich persönlich rechtfertigen können. Sei es mit der Mitglieder-Kampagne des VfL, deren Erfolg letztlich wohl auch dazu beigetragen hatte, dass in Summe mehr Ausgliederungs-Befürworter hatten abstimmen dürfen. Sei es die aufwendige Werbe-Offensive, die der Klub unter Zuhilfenahme seiner Marketing-Abteilung betrieben hatte – um sich letztlich gegen zwei Personen zu behaupten, die die Gegenbewegung in ihrer privaten Zeit ins Leben gerufen hatten.
Hinzu kommt: Durch die Umwandlung der Profiabteilung in eine Kapitalgesellschaft ist zu vermuten, dass sich einige Fans, deren Lebensinhalt zu weiten Teilen durch den VfL bestimmt war, sich nun vom Verein abwenden. Das kann in Einzelfällen zur Konsequenz haben, dass der soziale Kitt verloren geht.
Es ist an dieser Stelle festzuhalten: All diese vermeintlichen Gründe rechtfertigen in keiner Weise auch nur einen Becherwurf, eine zerstörte Sitzgelegenheit – und erst recht nicht die Verletzung eines bis dato Unbeteiligten.
Somit war dieser mindestens unrühmliche Abgang ein Schlag ins Gesicht derer, die die öffentliche Diskussion mit dem Verein geführt hatten. So schwer das manchem Beobachter fallen mag: Ihre Arbeit ist zu würdigen – unabhängig von Entgleisungen einzelner Personen.