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Warum ein Alterstest bei Moukoko keine Klarheit brächte

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BVB, Borussia Dortmund, U17-Bundesliga, Saison 2017/18, Youssoufa Moukoko, BVB, Borussia Dortmund, U17-Bundesliga, Saison 2017/18, Youssoufa Moukoko Foto: Getty
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Das 12-jährige BVB-Talent Moukoko sorgt für Wirbel, weil es zuverlässig gegen 17-Jährige trifft. Viele fordern einen Alterstest – aber der brächte kaum Klarheit.

Natürlich hat Youssoufa Moukoko wieder getroffen. Im Spiel der deutschen U16-Nationalmannschaft gegen Belgien steuerte er zum 4:2-Sieg das zwischenzeitliche 2:1 bei. Ein Tor in einem Spiel – das ist für den Stürmer schon fast eine unterdurchschnittliche Performance. Aber Moukoko spielte ja nur etwas mehr als eine Halbzeit. Dafür waren aber auch die Gegenspieler dieses Mal nur vier Jahre älter.

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Moukouko sorgt seit Saisonbeginn für einiges Aufsehen im deutschen Fußball. Weil er für die U17 von Borussia Dortmund in der B-Junioren-Bundesliga in acht Spielen bereits 17 Tore erzielt hat. Und weil er erst zwölf Jahre alt ist. Weil der Angreifer körperlich schon so weit entwickelt ist, dass er scheinbar mühelos mit 17-Jährigen mithält, werden immer wieder Zweifel an seinem Alter laut, von gegnerischen Trainern, von Fans, von Sportmedizinern. Moukoko wurde in Kameruns Hauptstadt Yaoundé geboren, wo es nicht selbstverständlich ist, dass Kinder sofort nach der Geburt beim Standesamt angemeldet werden. Doch sein Vater beteuert: Sofort nach der Geburt habe er den Sohn beim deutschen Konsulat angemeldet. „Wir haben eine deutsche Geburtsurkunde“, sagte er der Bild.

Ganz ohne Hintergrund sind solche Zweifel nicht, schließlich kommt es immer wieder vor, dass bei Altersangaben geschummelt wird. Der Kameruner Toby Mimboe etwa erwarb sich den hübschen Spitznamen „Peter Pan, weil er im Laufe seiner Karriere gleich drei unterschiedliche Geburtsurkunden vorlegte, mit den Geburtsjahren 1964, 1968 und 1974.

Wir haben eine deutsche Geburtsurkunde

Moukokos Vater

Auch wegen solcher Fälle bemüht sich der Weltverband Fifa schon seit Jahren um ein Verfahren, das Alter von Spielern zuverlässig zu bestimmen, und will es nach eigenen Angaben inzwischen gefunden haben. Bei der U17-WM, die am Samstag beginnt, soll durch MRT-Untersuchungen der Handgelenke ermittelt werden, ob tatsächlich alle Spieler unter 17 ist. Denn je älter ein Mensch ist, desto stärker ist das Handgelenk bereits verknöchert. Mit 99-prozentiger Sicherheit könne mit dieser Methode das Alter bestimmt werden, verkündet die Fifa

Es ist eine Aussage, die unter Ärzten und Wissenschaftlern für Verwunderung sorgt. Seit im Jahr 2015 die Zahl der Flüchtlinge, die nach Europa kommen, rasant anstieg, beschäftigen sich viele Wissenschaftler mit der Frage, wie sich das Alter junger Menschen zuverlässig feststellen lässt. Und kommen meist zu dem Ergebnis: gar nicht. Zumindest nicht exakt. Die weltweit angesehene populärwissenschaftliche Zeitschrift American Science titelte schon vor einem Jahr: „Liebe Fifa, es gibt keinen wissenschaftlichen Test, um Altersbetrug zu vermeiden“.

Denn: Jeder Mensch entwickelt sich unterschiedlich schnell, Studien an 16-Jährigen zeigten große Unterschiede im Knochenwachstum. Vergleiche mit Durchschnittswerten wie bei diesen Tests können große Abweichungen ergeben. Bei Altersuntersuchungen ergebe sich „eine mögliche Abweichung von mehr als zwei Jahren“, schreibt die Zentrale Ethikkommission der Bundesärztekammer. Die Interessenvertretung der deutschen Ärzte lehnt die Beteiligung von Ärzten an Alterstests ab. Begründung: „Die Methode der Knochenalterbestimmung ist zur Bestimmung des Lebensalters ungeeignet.“

Das musste auch der nigerianische Fußballer Abuchi Obinwa feststellen: 2013 fiel er wie mehrere Spieler Nigerias vor der U17-WM durch den Alterstest. Dabei war Obinwa nicht in Nigeria geboren, nicht einmal in Afrika, sondern in Columbus – in den USA. Zum Zeitpunkt des Tests war er 16 Jahre und fünf Monate alt, es gab nicht den leisesten Anhalt, daran zu zweifeln.

Auch wegen dieses Beispiels planen weder der DFB noch der BVB einen Alterstest bei ihrem Talent Moukoko. Denn erstens brächte dieser auch keine Klarheit. Und zweitens vertraut man auf die Unterlagen und Urkunden, die eine deutsche Behörde ausgestellt hat – wie man das bei jedem anderen Spieler auch tut. Auch wenn sie weniger Tore schießen und weniger Wirbel entfachen.

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