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Das Wiedersehen der Klassenbesten

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S04: Das Wiedersehen der Klassenbesten
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Schalkes Trainer Domenico Tedesco und Hoffenheims Julian Nagelsmann absolvierten gemeinsam die Ausbildung zum Fußballlehrer. Am Samstag stehen sie als Gegner gegenüber.

Auch wenn Domenico Tedesco es anders sieht. Das Bundesligaspiel des FC Schalke 04 am Samstag bei der TSG Hoffenheim ist auch das Duell zweier junger Trainer: Domenico Tedesco gegen Julian Nagelsmann. „Ich weiß, dass das ein Thema ist. Es ist trotzdem wichtig, zu wissen, dass das Duell nicht Nagelsmann gegen Tedesco, sondern TSG Hoffenheim gegen Schalke 04 ist“, sagt der Schalker Trainer. „Du hast als Trainer zwar die Aufgabe, den Kader zu nominieren und die Spieler vorzubereiten. Am Ende des Tages geht’s aber um die Spieler und die Mannschaften.“

Der Schalker Trainer ist 32 Jahre alt, Nagelsmann ist im Juli gerade mal 30 Jahre alt geworden. Beide gehören zur viel zitierten neuen Trainergeneration, beide haben im März 2016 gemeinsamen den Fußballlehrer-Lehrgang an der Hennes-Weisweiler-Akademie an der Sportschule Hennef absolviert. Und das mit großem Erfolg. Domenico Tedesco war mit der Note 1,0 Jahrgangsbester. Auf dem Abschlusszeugnis von Julian Nagelsmann stand die Note 1,3.

Chefausbilder der Fußballlehrer ist Frank Wormuth. Der 57-Jährige freut sich sehr darüber, dass seine beiden ehemaligen Schüler so erfolgreich in der Bundesliga arbeiten. Wormuth kennt das Geschäft Profifußball aber schon lange genug und weiß, dass sich der Wind schnell drehen kann. „Du wirst gerade als junger Trainer schnell hochgejubelt. Verlierst du drei oder vier Spiele in Folge, bleibt er Erfolg aus, sieht es ganz schnell anders aus“, sagt er.

Eine gute Abschlussnote, erklärt Wormuth, ist noch lange kein Garantie, dass ein Trainer auch erfolgreich mit einer Mannschaft arbeitet. Ähnlich sieht es Schalkes Sportdirektor Axel Schuster. „Die Note an sich ist nur ein Hinweis auf die Qualität eines Trainers. Ob da eine 1,0 oder eine 1,3 steht, ist nicht maßgebend für die Arbeit mit der Mannschaft. Die Trainer entwickeln sich in ihren Vereinen ja auch weiter.“

Die Note an sich ist nur ein Hinweis auf die Qualität eines Trainers. Ob da eine 1,0 oder eine 1,3 steht, ist nicht maßgebend für die Arbeit mit der Mannschaft.

Chefausbilder Frank Wormuth

Zur Zeit der Abschlussprüfungen war Julian Nagelsmann bereits Cheftrainer der Hoffenheimer Profis, Domenico Tedesco war für die U16 der TSG verantwortlich und übernahm im darauffolgenden Sommer die U19. Auf die Frage, ob beide Trainer um die Bestnote konkurriert hätten, antwortet Tedesco: „Nein, überhaupt nicht. Als Cheftrainer der Profis hatte Julian weniger Zeit, sich auf die Prüfungen vorzubereiten. Ansonsten wäre er sicherlich auch Lehrgangsbester geworden.“

Frank Wormuth vermutet, dass Domenico Tedesco die Ausbildung zum Fußballlehrer auch deshalb mit dem perfekten Punkteschnitt abgeschlossen hat, weil er zuvor studiert hat. Nach dem Bachelor folgte der Master im Fach Innovationsmanagement. „Domenico hatte eine große Vorbildung. Vielleicht ist es ihm leichter gefallen, gewisse Dinge zu lernen“, sagt er und weist daraufhin, dass es an der Hennes-Weisweiler-Akademie nicht allein um Trainingslehre und Taktik geht. „Sportmedizin, Regelkunde, Psychologie – das Spektrum der Ausbildung ist breit gefächert und sehr detailliert“, sagt Wormuth. Auch für den Umgang mit den Medien gibt es Workshops. Es werden sogar Empfehlungen zur richtigen Kleidung ausgesprochen. Eine der Regeln lautet: Nicht unbedingt weiße Socken bei TV-Sendungen – denn die könnten zu sehen sein, wenn das Hosenbein hochrutscht.

Ich hatte Trainer in meinen Lehrgängen, denen ich es eher weniger zugetraut habe, die jetzt aber erfolgreich im Profifußball arbeiten.

Frank Wormuth

Dass sein ehemaliger Primus anderthalb Jahre später Cheftrainer auf Schalke sein würde, sei natürlich nicht vorhersehbar gewesen. „Die Ausbildung ist eben nur ein gewisser Prozentsatz. Ich bin vorsichtig geworden, was diese Prognosen angeht“, sagt Wormuth und verrät: „Ich hatte Trainer in meinen Lehrgängen, denen ich es eher weniger zugetraut habe, die jetzt aber erfolgreich im Profifußball arbeiten.“

Der Chefausbilder stellt sich die Frage, was gewesen wäre, wenn Christian Heidel Manager eines anderen Klubs wäre. „Er ist ja bekannt dafür, unbekannten Trainern das Vertrauen zu schenken, siehe Jürgen Klopp und Thomas Tuchel. Domenico hätte also auch bei einem anderen Verein landen können. Das ist ja das Schöne, dass in diesem Geschäft kaum etwas vorhersehbar ist.“

Sonntagsabends, wenn die Spiele ihrer Hoffenheimer Teams beendet waren, sind Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco häufig gemeinsam von Sinsheim nach Hennef gefahren. Von Montagsmorgens bis Mittwochsabends haben sie dann mit den 22 weiteren angehenden Fußballlehrern in der Hennes-Weisweiler-Akademie gepaukt, bevor es zurückging.

Während der gut dreistündigen Autofahrt hatten beide viel Zeit, um sich auszutauschen. Von einem Vorteil vor dem Spiel am Samstag will Domenico Tedesco aber nicht sprechen. „Julian hat ja keine Monologe gehalten, wie er über Fußball denkt. Ich habe leider auch ein bisschen was verraten.“ In den vergangenen Tagen war Funkstille. Kontakt gab es nicht. „Wir haben beide viel zu tun, es ist Englische Woche“, sagt Domenico Tedesco.

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