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Regionalliga-Reform
Das ist Grindels Plan

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interview, Michael Welling, Reinhard Grindel, Bernhard Hartmann, DFB-Zentrale, interview, Michael Welling, Reinhard Grindel, Bernhard Hartmann, DFB-Zentrale Foto: Lars Heidrich
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DFB-Präsident Reinhard Grindel will vier von fünf Meistern aufsteigen lassen - und so endlich Frieden in der vierten Liga. Ein exklusives Gipfeltreffen mit den Chefs von RWE und Wiedenbrück in der Verbandszentrale.

Wie sieht der Zeitplan aus? Wann könnten Sie mit der neuen Aufstiegsregelung starten? Grindel: Im September wollen wir die Gespräche mit den Regionalligaklubs und der 3. Liga führen. Anfang Oktober möchten wir den Spielausschuss offiziell mit der Prüfung beauftragen. Danach würde das Ergebnis im Kreis der Landes- und Regionalverbände noch einmal abschließend besprochen. Unser Ziel ist die Verabschiedung der neuen Struktur durch den DFB-Vorstand im Dezember.

Wann könnte es losgehen? Grindel: Mit Beginn der Saison 2018/2019.

Herr Grindel, als publik wurde, dass ein chinesisches Nachwuchsteam in der Regionalliga Südwest spielen soll, sorgte das bei Klubs und Anhängern für heftige Reaktionen. Hatten Sie das erwartet? Grindel: Die Regionalligisten verlangen vom DFB Unterstützung. Direkte Zahlungen sind wegen des Gemeinnützigkeitsrechts aber schwierig. Wir können einen Ligasponsor besorgen, überall einen Mittelkreisaufleger oder Banden vermarkten oder eben Freundschaftsspiele vermitteln. Genau das haben wir getan und das wurde allseits begrüßt, sonst hätten wir den Gedanken doch gar nicht weiter verfolgt. Konkret heißt das 15.000 Euro Einnahme für ein Testspiel auf gutem Niveau gegen die chinesische U20-Auswahl. Wir waren der festen Überzeugung, der Regionalliga damit etwas Gutes zu tun. Aber als dann, auch durch die Einwände von von Herrn Welling, diese Geschichte so skandalisiert wurde, sind die Ultras von Waldhof Mannheim, von Koblenz und den Stuttgarter Kickers gekommen und haben gesagt: So geht das nicht. Ich sage es mal so: Auf die Idee, dass das ein derartiges Problem werden könnte, ist beim DFB niemand gekommen.

Herr Welling, das hört sich schlüssig und vernünftig an. Warum sperren Sie sich dagegen? Welling: Herr Grindel kann nur die Spitze des Eisberges wahrnehmen. Beim China-Thema bin ich gar nicht so sperrig wie alle glauben. Wir haben einen ironisierenden Facebook-Post verfasst, der auf sehr, sehr fruchtbaren Boden gefallen ist, was die Unzufriedenheit von Fans mit vielen Themen widerspiegelt. In der China-Sache selbst finde ich aber, dass es vom DFB unglaublich ungeschickt kommuniziert wurde. Niemand hat doch etwas dagegen, ein Freundschaftsspiel zu machen und dafür noch Geld zu bekommen. Aber die Reaktionen muss man einbetten in den Gesamtkontext der aktuellen Diskussion. Hartmann: Da muss ich Herrn Welling beipflichten. Ich schlage ein Sportmagazin auf und lese: Chinesische U-20 soll eingegliedert werde. Ich dachte: Oh Gott, was soll das denn jetzt? Dann las ich weiter, informierte mich und dachte: Okay, das hört sich gar nicht mal so schlecht an. Tatsache ist: Wir haben eine 19er Liga. Das heißt: Es gibt ein spielfreies Wochenende. Dann kommt mein Trainer und sagt: Wir brauchen einen Testgegner. Da muss ich in ganz Deutschland suchen, um eine geeignete Mannschaft zu finden. Deshalb finde ich diese Sache mit den Chinesen gut. Mein Vorstand sagte mir: Geschäftsführer, die so eine Idee ablehnen, müsste man eigentlich entlassen, da sie Regionalligavereine um eine hohe Zusatzeinnahme bringen würden. Grindel: Mit falscher Kommunikation durch den DFB hat das nichts zu tun. Alle Klubs haben es richtig verstanden und akzeptiert. Es ist von außen, insbesondere vom FK Pirmasens, die Sache skandalisiert worden. Es ging aber nie um die Eingliederung in den Spielbetrieb. Welcher Regionalligist bekommt für ein Freundschaftsspiel 15.000 Euro? Wer das ablehnt, dem muss es finanziell blendend gehen. Könnte es sein, dass die China-Geschichte der Katalysator für eine allgemeine Unzufriedenheit der Regionalligisten ist? Oberhausens Klubchef Hajo Sommers sagte: Die Regionalliga sei eine schöne Liga. Man dürfe nur nicht drin bleiben...

DFB-Präsident Reinhard Grindel

Hartmann (lacht): Wir sind froh, wenn wir möglichst früh wissen, dass wir nicht absteigen. Grindel: Für Wiedenbrück ist die Regionalliga die Champions League des Amateurfußballs. Und es gibt viele SC Wiedenbrücks in Deutschland. Die Regionalität ist das Mittel, das es zulässt, dass auch kleine Klubs die Möglichkeit haben, auf dieser Ebene mitzuspielen.

Die Traditionsklubs sehen das anders, Herr Grindel. Grindel: Essen, Mannheim, Offenbach oder die Stuttgarter Kickers fühlen sich natürlich eher als Zweit- oder Drittligisten und manche sehen sich durch böse Mächte dazu verdammt, in dieser Klasse zu spielen. Dass Herr Welling den DFB attackiert, hat sicherlich auch etwas damit zu tun, dass die Fans sich fragen: Wir haben eine tolle Stadt, ein großes Stadion und eine lange Tradition – warum spielen wir eigentlich schon so lange in der Regionalliga? Auf so eine Idee könnte man natürlich auch mal kommen. Welling: Lieber Herr Grindel, das ist nun aber schlechte, von den DFB-Problemen ablenkende Polemik. Da wir auch mal polemisch sind, ist das aber okay. Inhaltlich weise ich das aber entschieden zurück.

Herr Welling schlug eine zweigleisige Vierte Liga zwischen der aktuellen 3. Liga und den aktuellen Regionalligen vor. Warum denkt der DFB darüber nicht nach? Grindel: Wenn wir auf zwei Regionalliga-Staffeln umschwenken würden, wäre das ein Insolvenzversprechen für zahlreiche Regionalligisten. Sie hätten dann einen Aufwand wie in der 3. Liga, aber kein TV-Geld, kaum Derbys und keine Wahrnehmung der regionalen Wirtschaft. Deshalb bringen hier die fünf Staffeln viele Vorteile. Welling: Die Zweiteilung muss nicht auf Regionalligaebene sein, wir brauchen aber eine Pyramide im Aufbau. Grundsätzlich habe ich aber ein Problem mit dem Begriff „ChampionsLeague der Amateure“. Das ist eine Umkehrung des Leistungsprinzips. Das hat mit Sport für mich nichts mehr zu tun. Ich frage mal Herrn Hartmann: Wollt Ihr aufsteigen? Hartmann: Nein. Welling: Das heißt: Für euch ist die Regionalliga das höchste der Gefühle? Hartmann: Ja. Technisch und organisatorisch haben wir eine Grenze erreicht. Wir haben unser Stadion mit Eigenmitteln, ohne Zuschüsse der Kommune oder des Landes regionalligatauglich gemacht und 850 000 Euro, die wir durch Sponsoren generiert haben, investiert. Wir haben 3000 Plätze. Unser Gesamtetat für den gesamten Verein beträgt 1,5 Millionen Euro für den Gesamtverein. Mehr geht nicht. Da ist Schluss für uns.

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