Manche Ergebnisse sind nur schwer zu verdauen, besonders dann, wenn es kaum einen Zusammenhang mit der erbrachten Leistung zu geben scheint. Der Sport ist nicht gerecht, der Fußball auch nicht. Wenn abgepfiffen wird, zählen ein paar dürre Zahlen, das Ergebnis bestimmt anschließend die Gemütslage der Spieler, Manager, Trainer und Fans, der betriebene Aufwand verkümmert zur Randnotiz. Damit müssen Fußballer leben. Damit muss auch der VfL Bochum leben.
In Bielefeld, wo doch der Knoten platzen und die Mannschaft Fahrt aufnehmen wollte und sollte, sprachen sämtliche Zahlen für den VfL, nur eine Zahl nicht. Nach der 0:2-Niederlage befinden sich die Bochumer in einer ähnlichen Situation wie Bundesliga-Absteiger FC Ingolstadt: Der Druck gewinnen zu müssen, nimmt von Woche zu Woche zu, während das Selbstvertrauen allmählich Schaden nimmt. „Es wäre das falsche Signal, wenn jetzt bei uns die Köpfe runter gingen“, sagte VfL-Trainer Ismail Atalan nach der unglücklichen Niederlage in Ostwestfalen.
Atalan schickte auf der „Alm“ eine Mannschaft auf den Rasen, deren Spielanlage durchaus stimmig und überzeugend war. Kevin Stöger, Görkem Saglam, auch Tim Hoogland spielten die präzisen Bälle, die ein Angriffstrio, das über einen so schnellen Mann wie Robbie Kruse verfügt, benötigt und womit man eine Abwehr eigentlich ganz gut aufbrechen kann. Kruse tat das, wofür er geholt wurde, er ging in die Tiefe. Und die Bälle kamen in der Mehrzahl sogar an. Aber dann passierte nichts mehr. Der vorletzte Ball war gut bis exzellent, der letzte - vom Flügel ins Zentrum - fast ohne Ausnahme - ungenau. Unzählige aussichtsreiche Situationen verpufften regelrecht. Die Angriffe des VfL wirkten wie gebrochene Versprechen: Man machte sich zunächst Hoffnungen und wurde dann enttäuscht - wieder und wieder.
Ich denke, wir haben uns selbst geschlagen
Christian Hochstätter
Im letzten Platzviertel, sprich im und am gegnerischen Strafraum, fehlten Genauigkeit und Konsequenz, auch wurden in unschöner Regelmäßigkeit die falschen Entscheidungen getroffen. War eine Direktabnahme ratsam, dann wurde noch einmal aufgezogen, hätte ein Querpass geholfen, dann wurde feste gegen den Ball getreten. Und alles ohne Erfolg. „Wir hatten vorne genug Chancen, haben es aber nicht gemacht“, sagte Sportvorstand Christian Hochstätter, der damit auch auf die Konzentrationsmängel in der Defensive - inklusive Torhüter Manuel Riemann - antwortete. Denn Riemann leitete mit seinem Patzer nicht nur das 0:1 ein, sondern auch die letztlich daraus resultierende Niederlage.
Eigentlich hätten die Gastgeber gar kein Tor erzielen dürfen, denn bis auf die frühe Gelegenheit von Andreas Voglsammer, als Riemann gut reagierte, und die Möglichkeit von Patrick Weihrauch nach der Pause waren die Bielefelder praktisch unsichtbar im VfL-Strafraum, während die Gäste auf der anderen Seite Abschlüsse en gros hatten. In der Schlussphase spielten sich teils haarsträubende Szenen ab vor dem Arminia-Tor. „Bielefeld war in der zweiten Halbzeit stehend K.O., aber sie mussten ja leider auch nicht mehr viel machen“, sagte Angreifer Lukas Hinterseer nach dem Schlusspfiff. Dieser Kommentar traf den Kern des Problems, das Christian Hochstätter in diese Worte fasste: „Ich denke, wir haben uns selbst geschlagen.“