Die rechte Hand suchte und fand beim Torjubel den Teil der Brust, in der das Herz pocht. Moritz Stoppelkamp zelebrierte beim 2:1-Sieg in Heidenheim mit einer Liebesbekundung an den MSV seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1. Ein Signal an den Fan-Block, dem der Mittelfeldspieler des Fußball-Zweitligisten MSV Duisburg in jungen Jahren selber angehört hatte. Die Botschaft: Ich bin bei euch angekommen.
Nun sind solche Gesten im Profi-Fußball inflationär. Der Kuss des Vereinswappens, die Hand auf dem Herzen. Und bei einem wie Stoppelkamp, der in 15 Jahren acht verschiedene Vereinstrikots trug, ehe er beim MSV anheuerte, mag der Außenstehende die Stirn runzeln. Doch Stoppelkamp, der den MSV 2002 als Jugendspieler Richtung Düsseldorf verließ, weil die Meidericher Trainer nicht mehr auf ihn setzten, machte schon bei seiner Vertragsunterzeichnung im Juli deutlich, dass der MSV für ihn nicht eine beliebige weitere Station in seiner Karriere ist. Der Buchholzer genießt es, jetzt für seine Zebras spielen zu können.
Mit dem Herzen in der Hand und am Fuß ging der 30-Jährige die ersten Aufgaben im MSV-Trikot an. Er brachte frischen Wind auf die Flügel, auch wenn nicht immer – so im Pokalspiel gegen Nürnberg – alles für ihn rund lief. In Heidenheim platzte für ihn der Knoten. Auf der Außenbahn war Stoppelkamp ein Aktivposten. Er belohnte seine Leistung mit seinem ersten Profi-Tor für den MSV.
„Wir haben schon vorher gute Spiele abgeliefert. Jetzt haben wir uns in Heidenheim endlich belohnt. Es ist nicht einfach, dort ein Spiel zu drehen. Ich bin unheimlich stolz auf die Truppe“, will Stoppelkamp auch am Freitag im Spiel gegen Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98 einen erfolgreichen Abend verleben.
Selbstbewusster Auftritt
Mit dem ersten Saisonsieg fuhr der MSV nicht nur drei Punkte ein, sondern die Zebras konnten die psychologisch wichtige Erfahrung machen, dass ein großer Aufwand und eine spielerisch gute Leistung auch den erhofften Ertrag bringen kann. Damit hat die Mannschaft vermieden, vor dem nächsten Spiel in eine Drucksituation zu geraten. Die aktuelle Mannschaft hat nichts mit dem Team gemein, das vor zwei Jahren in der ersten Saisonphase hoffnungslos unterlegen war. So mutlos das Team damals agierte, so selbstbewusst ist es derzeit unterwegs.
Großen Anteil daran haben die Neuzugänge, die bis auf Torwart Daniel Davari sich bereits einen Stammplatz erkämpft und im Spielsystem tragende Rollen übernommen haben. Es ist noch früh in der Saison, doch Sportdirektor Ivica Grlic kann angesichts seiner Personalpolitik in diesen Tagen entspannt sein.
Innenverteidiger Gerrit Nauber hat sich innerhalb kurzer Zeit den Titel des Abwehrchefs erarbeitet. Der Sprung aus der dritten in die zweite Spielklasse ist ihm gelungen. Lukas Fröde hat auf der „Sechs“ noch Luft nach oben, wird an der Seite von Fabian Schnellhardt weiter gesetzt sein. Cauly Souza, der sich bei seinen Dribblings mitunter auch selbst austrickst, stellte mit seinem Assist zum Siegtreffer in Heidenheim seine Klasse unter Beweis. Eine Klasse, die auch Torschütze Borys Tashchy, eindrucksvoll dokumentierte.