Weil ja auch das Ehepaar Vit schon zurückgetreten ist, besteht der Vorstand nur noch aus einer Person, im Aufsichtsrat sitzen derer noch drei. Für Farat Toku, den Trainer und Sportlichen Leiter der Regionalliga-Mannschaft, ist das eine Katastrophe.
Im März hatte der 37-Jährige seinen Vertrag trotz besserer Angebote verlängert, weil es sein Herzensklub ist - aber auch auf Druck der Verantwortlichen, erklärte Toku. „Ohne mich wäre einiges im Verein zusammengebrochen, das haben mir die Verantwortlichen klar gemacht. Es hätte sich sogar die Frage gestellt, ob man das Ganze überhaupt noch stemmen kann“, verriet Toku damals im WAZ-Interview. Er unterschrieb und sieht sich heute getäuscht.
„Ich fühle mich hintergangen. Sowohl Herr Mokanski als auch die Vits haben mir bei meiner Verlängerung ihr Wort gegeben, dass sie bleiben. Jetzt sind sie die ersten, die gehen. Unter diesen Voraussetzungen habe ich nicht unterschrieben“, kritisiert Toku, der auch den Zeitpunkt nicht verstehen kann: „Das hätte man doch früher signalisieren können, um die Aufgaben vernünftig zu übergeben. Jetzt hat die Saison schon begonnen, und der Verein hängt so in der Luft.“ Nur noch vier Verantwortliche
Mittlerweile sieht es fast so aus, als würde Toku mit seinem Vorhaben, die SG 09 auf gesunde Beine stellen zu wollen, alleine dastehen. Schritt für Schritt haben sich die Verantwortlichen zurückgezogen. Übrig geblieben sind Ralf Schäfer als Vorstand und Tokus erster Ansprechpartner sowie Christian Mose, Dennis von Schamann und Torsten Biermann im Aufsichtsrat.
Nach Nachfolgern wird in Wattenscheid nun händeringend gesucht. Das ist freilich nicht auch noch Tokus Aufgabe, auch wenn bei ihm das Telefon nun pausenlos klingelt. Dafür hätte er als Sportlicher Leiter gerne Einsicht in alle Zahlen. Doch die werde ihm verwehrt, sagt der Trainer.
Die laufenden Sponsorenverträge, zum Beispiel mit Rewe Mokanski, sind von den Rückritten nicht betroffen. Weil aber schon in der Vergangenheit Gehälter immer mal wieder zu spät gezahlt wurden, geht bei den Spielern natürlich die Angst um. „Ich will sehen, wie das Budget gedeckt ist. Es sind viele Fragen offen, aber seit Wochen bekomme ich keine Antworten. Ich habe ja auch eine Verantwortung meinen Spielern gegenüber“, sagt Toku. „Das geht an der Mannschaft natürlich nicht spurenlos vorbei. Es ist schwer, aber wir wollen uns trotzdem nur auf das Sportliche konzentrieren.“ In der Liga geht es am Samstag beim Aufstiegsanwärter BVB II weiter.
Dennoch macht er sich natürlich weiter große Sorgen um seinen Club: „Ich habe immer gesagt, dass neben dem sportlichen Erfolg auch die Strukturen im Verein wachsen müssen. Jetzt steht für den Verein alles auf dem Spiel.“