VfL Bochum

Atalan sieht vor dem Start noch viel Arbeit

Nur beim gemeinsamen Frühstück mit der Familie nimmt er sich Zeit, dann steht schon die nächste Dienstreise auf dem Programm. In der Duisburger SLR-Arena nimmt er den ersten Auswärtsgegner (5.8.) unter die Lupe. Für den Coach war es ein intensives Wochenende, denn es stand ja auch das Stadionfest und die Generalprobe gegen Borussia Dortmund auf dem Programm.

RS sprach mit dem Trainer über die ersten zwei Wochen an der Castroper Straße, seine Eindrücke und den Konkurrenzkampf im Team.

Ismail Atalan, sind Sie mit der Leistung Ihres Teams gegen den BVB zufrieden? Absolut. Wir haben wirklich einen offensiven Fußball gezeigt. Jeder hat gesehen, dass wir nach vorne spielen wollten und dass wir uns nicht nach dem Gegner gerichtet haben. Wir haben die Richtung angegeben und uns viele Torchancen erarbeitet. Was mir nicht gefallen hat, waren zwei Phasen. Einmal in der ersten Halbzeit zehn Minuten und dann die fünf Minuten am Ende, in denen wir die beiden Gegentore kassiert haben. Ansonsten haben wir uns gut präsentiert.

Entgegen Ihrer ursprünglichen Planungen haben Sie mehr gewechselt. Was war der Grund für die zahlreichen Umstellungen? Mir war klar, dass es in der Schlussphase zu einem Bruch kommt. Auch weil einige Spieler jetzt auf völlig ungewohnten Positionen spielen mussten. Das habe ich aber bewusst in Kauf genommen. In den zwei Wochen unserer Zusammenarbeit haben alle Spieler im Training und in den Tests voll mitgezogen, deshalb hatten Sie es sich verdient, zumindest eine Zeit lang vor so einer tollen Kulisse zu spielen. Vielleicht hat uns um den Sieg gebracht. Aber das war nebensächlich.

Wie weit ist Ihr Team denn knapp eine Woche vor dem Saisonstart? Momentan sind wir bei 60 bis 70 Prozent. Vor allem unser Umschaltspiel nach vorne muss noch deutlich besser werden. Wir arbeiten daran. Das Gegenpressing gilt es zu verbessern, meist sind es ja nur Kleinigkeiten, aber unser Spiel nach vorne ist noch verbesserungswürdig. Hinzu kommt, dass wir überhaupt noch keine Standards trainiert haben, also haben wir noch viel zu tun.

Kurzfristig werden sich mit Robbie Kruse, Lukas Hinterseer und Vitaly Janelt noch zum Aufgebot gesellen. Der Konkurrenzkampf tobt, was zum Beispiel die Nominierung von Görkem Saglam in der Startelf beweist. Was hat Sie dazu bewogen? Görkem arbeitet sehr gut, ist sehr präsent, auch auf dem Trainingsplatz, was allerdings auch für Thomas Eisfeld gilt. Das ist sogar ein gutes Beispiel, wie sich der Konkurrenzkampf positiv auswirkt und alle antreibt. Als Beispiel bei den beiden, könnte ich mir auch vorstellen, dass sie gemeinsam, zum Beispiel in einem 4-3-3-System, auf dem Feld sehen. Ich bin sehr froh, solche Spieler zu haben und dieses Niveau möchte ich fördern und das gelingt nur, wenn sie Spielpraxis erhalten. Deshalb hat Görkem von Beginn an gespielt. Bei mir gibt es in Zukunft keine Freifahrtscheine. Jeder kann den anderen jederzeit ersetzen.

Auch die Konkurrenz schläft nicht, St. Pauli schlägt Bremen 2:1. Wie weit geht das Interesse in Richtung erster Gegner? Da sind wir im Team sehr intensiv am Ball. Wir schlafen garantiert nicht. Ich halte es so, wenn die Möglichkeit besteht, bin ich immer persönlich vor Ort, um mir ein Bild vom Gegner zu machen. Leider war das Spiel St. Pauli gegen Bremen fast parallel zu unserem, aber wir hatten jemanden vor Ort und natürlich habe ich auch eine DVD vom Spiel. Den MSV Duisburg dagegen, kenne ich aus der letzten Saison, weil wir mit Lotte zweimal gegen sie gespielt haben. Am Sonntag habe ich mir dann den MSV im Stadion angesehen – also ohne Fleiß keinen Preis.

Zwei Wochen im Amt, rund um die Uhr im Einsatz. Sind Sie überhaupt schon einmal zum Nachdenken gekommen, wie sie über Nacht von Lotte auf die Bochumer Trainerbank gekommen sind? Noch nicht. Momentan gehen mir noch zu viele Dinge durch den Kopf. Ich kann das noch nicht genießen, obwohl ich es eigentlich sollte. Für mich ist das Neuland, was für ein Verein, was für Arbeitsbedingungen, was für eine Atmosphäre im Stadion und was für einen guten Kader. Dazu kommt die Herzlichkeit der Fans, die ich beim Stadionfest am Freitag hautnah erleben durfte. Das war eine herrliche Atmosphäre, ich habe viele Fans kennengelernt und da habe ich gespürt, wie sehr sich die VfL-Anhänger eine positive Saison und einen möglichen Aufstieg herbeisehnen. Das hat mich begeistert und war davon sehr angetan.