KFC Uerdingen

Das Spiel mit dem Feuer

Ab dem 1. September wird es für Nikolas Weinhart eine Umstellung geben. Ab diesem Tag muss der Geschäftsführer des KFC Uerdingen nicht mehr gefühlt alle 24 Stunden eine neue Spielerhand schütteln. Nach Ablauf der Transferperiode (31. August) ist damit Schluss. Spätestens dann liegt das Hauptaugenmerk auf Michael Wiesinger. Doch der neue Trainer des KFC muss zunächst aus einer komplett ungebauten Mannschaft eine Einheit formen.

Die Transferpolitik der Krefelder weißt mittlerweile stark inflationäre Tendenzen auf. 14 neue Spieler wurden bereits unter Vertrag genommen. Und unter diesen sind einige dicke Brocken dabei. Der Bonner Lucas Musculus zum Beispiel – der 26-Jährige wurde in der abgelaufenen Spielzeit hinter Mike Wunderlich Zweiter in der Regionalliga-Torjägerliste. Vor allem setzen die KFC-Verantwortlichen aber auf Erfahrung. Christian Dorda und Christopher Schorch haben zusammen bereits 30 Spiele in der Bundesliga absolviert. Alexander Bittroff kommt alleine auf stolze 167 Partien in der zweithöchsten deutschen Spielklasse. Mario Erb und Marcel Reichwein weisen zusammen eine unglaubliche Zahl von 393 Einsätzen in Liga 3 auf. Ein Signal an die Konkurrenz – die Krefelder wollen so schnell wie möglich noch oben. Rasch raus aus dieser verflixten Regionalliga.

Präsident Mikhail Ponomarev lässt sich dieses Vorhaben einiges kosten. Das Ziel ist klar: Volle Offensive für den direkten Durchmarsch. Der KFC Uerdingen ist sicherlich kein normaler Aufsteiger. "Wir wollen oben mitmischen", sagt auch Wiesinger. Tiefstapeln darf im Umfeld der Krefelder auch keiner mehr. Obwohl auch Viktoria Köln einen enormen Etat hat.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Durchmarsch durch diese Liga nicht einfach ist

Matthias Herget

Ob diese offensive Gangart schlussendlich von Erfolg gekrönt ist, wird sich im Laufe der Saison herausstellen. Die Uerdinger Legende Matthias Herget bezweifelt das: "Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein Durchmarsch durch diese Liga nicht einfach ist", so der 61-Jährige. "Es ist ganz normal, dass man sich punktuell verstärkt - aber der Umbruch sollte nicht zu groß sein. Das stört mich an der momentanen Situation beim KFC."

Der Spieleretat sucht seinesgleichen

Falls der Klub aus dem Rheinland tatsächlich den Aufstieg in den Profibereich schafft, kann den Verantwortlichen nichts vorgeworfen werden. Dann haben sie alles richtig gemacht. Doch die Gefahr, dass nach einigen erfolglosen Partien rascher Gegenwind aufkommt, ist groß. Im Bezug auf die Blau-Roten wird häufig von einem Projekt gesprochen. Ähnliche gab es in Deutschland bereits einige Male. Da wären die Erfolgsexempel TSG Hoffenheim und RB Leipzig. Da wäre aber auch 1860 München - das Paradebeispiel dafür, was passieren kann, wenn ein solches Vorhaben fehlschlägt.

Der Spieleretat der Krefelder dürfte in der Regionalliga seinesgleichen suchen. Wenn Ponomarev mit seinem Verein aufsteigt, wäre es für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation. Was aber passiert, wenn der Geldgeber plötzlich seine Lust an dem Projekt verliert, dürfte leicht auszumalen sein. Dann gehen in der Grotenburg eventuell mal wieder die Lichter aus. Der KFC Uerdingen spielt mit dem Feuer. Alles oder Nichts lautet die Devise. Falls der Erfolgsfall eintritt, wird Herget bald wieder Profifußball in Krefeld sehen können. Falls nicht, könnte es in Uerdingen zappenduster werden.