SG Wattenscheid 09

Aufsichtsrat Mokanski droht mit Rückzug

Sportliche Erfolge der ersten Mannschaft unter Trainer Farat Toku auf der einen Seite. Finanzielle Probleme und Zoff, teils auch auf offener Bühne ausgefochten, auf der anderen Seite. Das ist, ganz grob skizziert, die SG Wattenscheid 09 in den letzten zwei Jahren. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.

Zuletzt trat Gabi Vit als Vorsitzende zum 30. Juni zurück, danach kam es zum Schlagabtausch zwischen dem Jugendvorstand und dem Aufsichtsrat. Hintergrund ist der Einfluss des Sponsors Stölting Service Group, der die sportlichen Belange in der Jugend bis hin zur Auswahl von Spielern und Trainern mitbestimmen will. Der Aufsichtsrat mit seinem Vorsitzenden Reinhard Mokanski an der Spitze steht auf der Seite des Sponsors. Der Jugendvorstand pocht auf seine Entscheidungsfreiheit, kritisiert aber zugleich Etatkürzungen.

Ärger mit dem Jugendvorstand Der Aufsichtsratschef denkt daher laut über seinen Rückzug nach - als letztes Mittel. Mokanski: „Unsere Aufgabe als Aufsichtsrat ist es, dem Verein Geld zu besorgen. Wenn ich in dieser Aufgabe behindert werde, muss ich mich hinterfragen, ob ich noch der Richtige bin.“ Ende September steigt eine Mitgliederversammlung - bis dahin will er sich entschieden haben.

70 Prozent der Gehälter der Regionalliga-Mannschaft - deren Etat lag in der Vorsaison bei 750 000 Euro und soll nun auf 550 000 Euro schrumpfen - kämen von vier Mitgliedern des Rates, betont der Inhaber von Rewe Mokanski. Die Familie Vit, Ewald Fischer, Stölting und er selbst hielten den Klub mit ihren Sponsoren- oder privaten Mitteln am Leben. „Wenn einer von denen ausbricht, haben wir ein Problem“, sagt der Aufsichtsratschef.

Franco Vit hat, wie seine Frau Gabi als Vorsitzende, sein Mandat Ende Juni niedergelegt, beide seien aber „zu 100 Prozent Wattenscheid aus Leidenschaft“, sagt Mokanski. Beide engagieren sich daher weiter für die SG 09. Nur in kleinerem Rahmen zurzeit. Es gibt also ein Vakuum, auch wenn Mokanski von längst geschaffenen „guten Strukturen“ spricht im Club: Gesucht wird ein Vorsitzender. Als einziges Vorstandsmitglied ist derzeit Ralf Schäfer tätig. Mokanski spricht von „guten Gesprächen“ mit mehreren Interessenten und ist optimistisch, bis Mitte August den neuen Vereinschef präsentieren zu können.

Franco und Gabi Vit sind zu 100 Prozent Wattenscheid aus Leidenschaft!

Reinhard Mokanski

Konsortium soll den Etat absichern Sein Ziel geht aber weit darüber hinaus: „Ich will ein Konsortium auf die Beine stellen, das in der Lage ist, alles abzusichern. Und zwar ein Konsortium mit denen, die bereits zurückgetreten sind oder zurücktreten wollen“, sagt er mit Blick auf die Familie Vit, die sich zuletzt auch mit privaten Mitteln stark engagierte, und der Stölting Service Group. Daran knüpft er auch sein eigenes Engagement: „Wenn ich das nicht schaffe, sollen es die machen, die in ihrer eigenen Scheinwelt leben.“

Eine Einigung mit dem Jugendvorstand ist also unausweichlich. Die Alternative: Rücktritte. Wie Mokanski betont Ratsmitglied Christian Mose, dass man in den vergangenen zwei Jahren wirtschaftlich viel erreicht habe. So seien Privatkredite von Bankkrediten abgelöst worden, der Verein habe bei den Geldinstituten wie der Sparkasse Vertrauen zurückgewonnen, die Altlasten würden nun Schritt für Schritt abgebaut. Diesen Weg der Entschuldung müsse und werde man weitergehen.

Mose: „Es ist unser erklärtes Ziel, die kommende Saison ohne Negativschlagzeilen hinzubekommen. Die Gehälter sollen stets pünktlich da sein.“ Zuletzt zahlte man oft mit Verzögerung, aber immerhin, so Mokanski: „Wir kommen jeder Verpflichtung nach.“ Das letzte noch ausstehende Gehalt wird am 15. Juli überwiesen. Bei den Trainergehältern der Jugend habe es einen Engpass von drei Monaten gegeben und nicht, wie von dieser Seite behauptet, von einem Jahr.

Kandidat für den Vorstand gefunden Zahlreiche Sponsoren habe der Klub ja bereits hinzugewonnen, Geld akquiriert, das man früher mal ausgab ohne es zu haben, sagen die Räte. Allerdings: Es ist noch nicht genug. „Es wäre wünschenswert, wenn sich mehr Wattenscheider Unternehmen engagieren würden“, sagt Mokanski. „Dort, wo man sein Geld verdient, sollte man auch etwas zurückgeben. Das kann natürlich auch für kleinere Vereine sein.“

Um dauerhaft in der vierten Liga bestehen zu können, müsse man aber auch über die engen Ortsgrenzen hinausblicken und größere Sponsoren aus NRW gewinnen, sagen die Ratsmitglieder.

Mokanski und Mose hoffen, dass sich alle im Verein zusammenraufen, aus dem Gegen- ein Miteinander werde. Ein frommer Wunsch angesichts der verhärtet erscheinenden Fronten. Und wenn das scheitert? Mokanski: „Die SG Wattenscheid 09 ist weit davon entfernt, irgendwann insolvent zu gehen. Es wird weitergehen bei der SG 09, ob mit mir oder ohne mich.“