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Löw hofft auf den 100. Sieg im 150. Spiel

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Jogi Löw, Jogi Löw
Jogi Löw, Jogi Löw Foto: firo
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Joachim Löw prägt als Nationaltrainer eine Ära – und sie soll weitergehen.

Sotschi. Der ewige Jogi feiert ein Jubiläum. Das Spiel gegen Kamerun am Sonntag in Sotschi wird das 150. sein als Bundestrainer. Sollte er tatsächlich seinen Vertrag bis 2020 erfüllen, wäre er 14 Jahre im Amt. Damit hätte er Helmut Schön eingeholt, den Mann mit der Mütze. Das beeindruckt, weil es ein Phänomen im überhitzten Fußball ist. Wo Trainer kommen und gehen. Aber Löw bleibt.

Wie konnte das geschehen?

Es begann 2004. Der deutsche Fußball hatte sich bis an den Abgrund gerumpelt. Jürgen Klinsmann sollte die Revolution einleiten. Er war das Räumkommando, das durch die miefigen Frankfurter Verbandsflure rangierte und jeden Steinbrocken beiseite stieß.

Löw war der feinsinnige Taktiker. Klinsmanns Gehirn. Er tüftelte den Fußball der Zukunft aus. Nach Spielen stand er vor der Kabine, trank aus einem Plastikbecher einen Espresso, rauchte eine Zigarette und diskutierte mit Journalisten über die richtige Taktik. Dreier- statt Viererkette, vertikale Pässe, scharfe flache Hereingaben in den Rücken der Abwehr. Er verbot das Wort grätschen und machte den Begriff Ballgewinn salonfähig.

Es waren interessante Gespräche, tiefsinnig, nie abgehoben, immer auf Augenhöhe. In den Jahren danach ist viel passiert. Er wurde Bundestrainer, er stand fünfmal im Halbfinale von WM- und EM-Turnieren. 2014 triumphierte er in der Nacht von Rio. Aus dem netten Herrn Löw wurde der Weltmeistertrainer. Eigentlich wäre es für ihn der perfekte Zeitpunkt gewesen, um die Fußballbühne zu verlassen. Löw aber blieb. Er sagt: „Im Herzen bin ich Trainer.“

Löw vertraut nur noch Freunden

Jetzt kommt er nach Spielen nicht mehr vor die Kabine, um einen Plausch zu halten. Er ist nicht mehr Jedermanns Jogi. Er vertraut nur noch „Freunden, von denen ich weiß, dass sie es ehrlich meinen“. Sein Privatleben ist ein Mysterium. Wenn mal irgendwo irgendetwas Vertrauliches auftaucht, hält er es wie Karl Valentin: „Ich ignoriere es nicht einmal.“

Bekannt ist nur das: Er hat sich friedlich von seiner Frau getrennt, lebt aber noch in Freiburg. Gleichzeitig pendelt er nach Berlin, wo er eine Penthousewohnung hat, trifft sich gerne mit Schauspielern und Künstlern. Taucht ab ins intellektuelle Leben der Hauptstadt. Er trinkt gerne Rotwein und einen kleinen Espresso, geht zum Italiener nebenan essen, fährt eine Mercedes Pagode aus den 60er Jahren und „fühlt sich gut“, wenn er den frischen Fahrtwind spürt. Kürzlich reiste er nach San Francisco und schwärmte von der „Unendlichkeit“ und der „Freiheit“. Er kann sich diese Freiheiten nehmen. Löw ist unantastbar geworden. Seine Kritiker haben aufgegeben. Zu souverän ist er geworden. Sein Charme, seine Eloquenz und seine Erfolge haben ihn in eine Sphäre geschossen, die ihn unerreichbar erscheinen lässt. Und nun hat er sogar die letzten Zweifel an seinen Qualitäten ausgeräumt. Löw hat beim Confed-Cup in Russland die deutsche Fußball-Erneuerung ausgerufen.

Scheu vor dem Risiko

Wenn man ihm noch etwas vorwerfen wollte, dann vielleicht seinen fehlenden Mut, seine Scheu vor dem Risiko. Nun aber ließ er seine Stars zu Hause, um sie zu schonen, nominierte überwiegend Talente und rief den Konkurrenzkampf aus. „Ich will, dass die jungen Spieler Druck ausüben auf die Etablierten“, sagte er.

Der Erfolg gibt ihm recht. Beim 1:1 gegen Chile, das mit fast allen Superstars antrat, stemmte sich seine Mannschaft gegen eine drohende Niederlage und trotzte dem Turnierfavoriten ein Remis ab. Löw hat seine Geschichte noch nicht zu Ende geschrieben. Die WM 2018 in Russland ist sein großes Ziel. Da will er den Titel „gewinnen“ nicht „verteidigen“. Und danach? „Eine EM möchte ich auch noch gewinnen“, hat er neulich dem Kicker erzählt. 3970 Tage lang ist Joachim Löw jetzt Bundestrainer. Es wartet nun gegen Kamerun sein 150. Spiel und es winkt sein 100. Sieg (bei 27 Remis und 23 Niederlagen).

Er hat bereits eine Ära geprägt, doch sie soll noch weitergehen.

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