Die erste Etage des VfL Bochum wird umgebaut. Der Empfang soll künftig dort die Gäste willkommen heißen, wo jetzt noch eine Baustelle ist. Einen Raum weiter, in einer Interview-Zone mit Sofas, Sesseln und Tischen, hat Kevin Stöger Platz genommen, ein paar Meter von diversen Farbtöpfen entfernt. Angenehm kühl ist es hier nach getaner Trainingsarbeit am heißen Donnerstagmittag.
Stöger, mit 23 Jahren immer noch am Anfang seiner Karriere, packt sich im Gespräch mit dieser Redaktion immer wieder an sein rechtes Knie. Das Knie, das Narben trägt. Als wolle er sich ständig vergewissern: Alles wieder heil. Er sagt: „Mir geht es eigentlich sehr gut.“ Kevin Stöger lächelt.
Um im Bild zu bleiben: Seine persönliche Baustelle ist weitgehend Geschichte. Am 28. September 2016, dieses Datum kennt er so gut wie seinen Geburtstag, ist es passiert. Im Training sprang er über einen grätschenden Kollegen, das Knie drehte zur Seite weg, er hatte ein „komisches Gefühl“. Später die Diagnose am Telefon: Kreuzbandriss. Ein Schock, sagt der Junge aus dem österreichischen Steyr. „Man kann es erst nicht glauben.“
Wir haben jetzt noch mehr Qualität dazu bekommen
Kevin Stöger (VfL Bochum)
Richtig realisiert habe er die Folgen erst, als er die ersten Trainingseinheiten verfolgte. Nur zusehen konnte statt mitzukicken. Nach der Operation Mitte Oktober in Augsburg aber kämpfte er sich heran, Schritt für Schritt; holte sich viele Tipps, „für jede Situation“, bei Patrick Fabian, der schon vier Kreuzbandrisse überwunden hat. „Patti verdient höchsten Respekt. Wer das einmal durchgemacht hat, weiß, was er geleistet hat.“
Vorbei. Erledigt. Das Beugen des Knies bereitet hier und da noch Probleme, eine gewisse Taubheit dürfte noch länger andauern, sagt er. Nichts, was ihn nun noch vom Rasen fernhalten könnte. Schon in den letzten Wochen vor der Sommerpause ist er ja wieder - dosiert - ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, auch im Urlaub hat er viel getan. Kraft- und Ausdauertraining, Stabilitätsübungen standen zwischen Kurzreisen nach Mykonos und Miami auf dem Programm.
Comeback in Grümerbaum
Und sicherlich hat sich selten ein Spieler so über seinen Einsatz gegen einen Kreisligisten wie Grümerbaum gefreut wie Kevin Stöger: „Das Schönste war, als ich gestern wieder mitspielen konnte“, sagt er.
Auf den rechten Flügel stellte ihn Trainer Gertjan Verbeek, zwei Tore waren das i-Tüpchelchen beim 21:0-Comeback. Vor seiner Verletzung war er ja Stammkraft, kam als Neuzugang gut rein beim VfL. In seinen acht Pflichtspielen hatte er den linken Flügel bereichert, in seinen drei Jahren in Paderborn und Kaiserslautern zuvor agierte er meistens zentral, als Zehner oder Achter. Stöger, eher Vorbereiter als Torjäger, ist flexibel einsetzbar, das gelte für viele Offensivkollegen. „Durch unsere Flexibilität werden wir für die Gegner auch schwerer auszurechnen sein.“
Es gelte, konstanter zu werden, die Auswärtsschwäche abzulegen. Und einen guten Start hinzulegen. Dann sei alles möglich. „Wir hatten im Vorjahr schon viel Qualität, jetzt haben wir noch Qualität hinzubekommen“, sagt er. „Die müssen wir abrufen. Mein persönliches Ziel ist daher der Aufstieg. Jeder Zweitliga-Spieler will in die Bundesliga. Und ich will das am liebsten mit dem VfL Bochum schaffen.“