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Werner und Wagner sollten auf die Wutbürger pfeifen

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Kommentar: Werner und Wagner sollten auf die Wutbürger pfeifen
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Timo Werner und Sandro Wagner wurden beim Deutschland-Spiel gegen San Marino ausgepfiffen. Aber: Was zählt, ist auf dem Platz. Ein Kommentar.

Pfiffe gegen die eigenen Nationalspieler haben eine lange Tradition in Deutschland. Vor mehr als 25 Jahren wurde Spielmacher Stefan Effenberg bei einem DFB-Einsatz in Nürnberg angefeindet. Viele Jahre später traf es Kahn-Rivale Jens Lehmann in München und 2013 sogar Manuel Neuer bei einem Torwart-Patzer gegen Kasachstan.

Legendär sind die Pfiffe gegen Franz Beckenbauer bei der WM 1974 im eigenen Land. Als der Spielfluss gegen Australien zunächst nicht so lief, wie es das Publikum in Hamburg erwünscht hatte, schallte ein Pfeifkonzert von den Rängen. Der Kaiser, damals Kapitän, quittierte die Zuschauer-Wut mit abfälligen Gesten.

Was diese vier Nationalspieler gemeinsam haben: Der vermeintliche Volkszorn prallte an ihnen ab und störte ihre Karriere kein bisschen. Effenberg gewann die Champions League, Lehmann wurde WM-Torhüter 2006, Neuer wurde wie Beckenbauer Europapokal-Sieger und Weltmeister. Sollen die Leute doch schreien!

In der neuen Spielergeneration von Bundestrainer Joachim Löw sind wieder zwei, die weder die Popularität von Marco Reus noch den Respekt wie Toni Kroos genießen. Sandro Wagner und Timo Werner bringen alles mit, was Fans auf die Palme treibt. Der eine bemängelt sein Gehaltsgefälle zu den Superstars, der andere zelebrierte seine Fallsucht gegen Schalke.

Die Reaktionen auf die zwei DFB-Debütanten sind schon kurios. Dieselben Fußballfans, die bei belanglosen Spielertypen verächtlich abwinken, laufen bei Doppel-W rot an, vor allem bei Werner. Als er beim 7:0 gegen San Marino eingewechselt wurde, empfing ihn ein gewaltiger Chor entfesselter Wutbürger und Schreihälse: Alle auf die 11!

Man muss jetzt kein Hohelied auf Wagner und Werner anstimmen. Gegen eine Geräuschkulisse wie in Nürnberg ist schwer anzukommen.

Vermutlich hilft nur dieser phrasenhafte Rat, Teil 1: Wer ein Großer werden will, muss da durch — pfeift auf die Wutbürger! Und, Teil 2: Was zählt, ist auf’m Platz. Noch ein paar Tore für Deutschland — und dasselbe Publikum dreht seine Fähnchen. Sogar bei Timo Werner.

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