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Videobeweis im Test
Zwei von drei Fehlern korrigiert

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Videobeweis im Test: Zwei von drei Fehlern korrigiert
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DFL-Berater Hellmut Krug nennt erste Zahlen: 93 falsche Pfiffe in dieser Saison — 67 wurden mit Videobeweis korrigiert. Start am 5. August beim Supercup.

Der frühere Fifa-Schiedsrichter Hellmut Krug konnte seine Zufriedenheit nicht verbergen. Der erste offizielle Test des Videobeweises in der Fußball-Bundesliga hat ergeben: Zwei von drei Schiedsrichter-Fehlern können mit dem Videobeweis korrigiert werden.

Demnach hat es an den 30 Spieltagen der Bundesliga-Saison 2016/17 insgesamt 93 falsche Schiedsrichter-Entscheidungen gegeben. In 67 Fällen hätte die Fehlentscheidung mithilfe des Videobeweises korrigiert werden können. Exakt 72 Prozent. Oder grob: zwei von drei Fehlern.

Bei einem Pressegespräch in der Zentrale der Deutschen Fußball-Liga (DFL) präsentierte der 61-Jährige diese ersten konkreten Ergebnisse aus dem Testlauf. Er arbeitet als DFL-Berater und befürwortet den Videobeweis schon seit langem.

Aber es war nur ein Test: Die Video-Analysten haben den Fehler erkannt, besprochen und dokumentiert — aber nicht mit dem Schiedsrichter im jeweiligen Bundesliga-Stadion kommuniziert. Los geht’s mit dem Videobeweis erst zur neuen Saison. Und auch nur in der ersten Liga.

Den langjährigen Bundesliga-Schiedsrichter Krug aus Gelsenkirchen ermutigt das Resultat aus dem Testlauf dennoch: Der Videobeweis wird die Arbeit seiner Kollegen erleichtern — und lässt trotzdem Raum für Diskussionen unter Fußballfans.

„Heute bleibt kein Fehler mehr unentdeckt“, weiß Krug, der selbst 240 Bundesliga-Spiele geleitet hat und 1994 der deutsche WM-Schiedsrichter in den USA war. Dass nicht 100 Prozent der Fehler geahndet werden können, stört ihn nicht: „Ja, es wird weiter Diskussionen geben.“

Nicht jede Kleinigkeit kommt auf den Prüfstand. Der Fehler muss zuallererst „klar“ sein. Die Schiedsrichter wissen am besten: Schon der Begriff „klar“ lässt jede Eindeutigkeit vermissen und lädt zu weiteren Debatten ein. Aber die gröbsten Fehler werden in jedem Fall korrigiert.

Bestimmte Voraussetzungen müssen für die Intervention erfüllt sein. Die Schlagworte sind: Tor-Erzielung, Elfmeter-Situation, Platzverweis, Spielerverwechslung — auf diese Situationen hat man sich international geeinigt, dass von außen eingegriffen werden darf.

In Köln sitzen in zwei Räumen ausgewiesene Experten des Schiedsrichterwesens und begutachten über Monitoren jede einzelne Szene jedes einzelnen Bundesliga-Spiels. Über Funk werden sie mit dem Schiedsrichter auf dem Rasen direkt verbunden sein.

Die Zuschauer werden die Kommunikation zwischen Schiedsrichter und Kölner Studio sehen können. Greift der Schiedsrichter mit dem Finger ans Ohr, redet er mit Köln. Umreißt er mit beiden Händen ein Viereck in der Größe eines Fernsehers, prüft Köln die letzte Spielszene.

In Zweifelsfällen kann der Experte im Schiedsrichter-Studio weitere Kollegen aus dem Hintergrund zu Rate ziehen. Jede Sekunde zählt: Der Schiedsrichter auf dem Rasen muss wissen, ob sein Pfiff korrekt war — und korrigiert werden muss.

„Ein bis sechs Kommunikationsprozesse“, so Krug, gebe es pro Spiel. Auf Deutsch: Im Test nahm der Schiedsrichter auf dem Rasen bis zu sechsmal Rücksprache mit Köln. Wichtig dabei: „Schiedsrichter dürfen ihr Verhalten nicht ändern.“ Sondern bekommen nur Hilfe von außen.

Das „Replay Center“, das mit Schiedsrichtern über Sieg oder Niederlage in der Liga entscheiden wird, liegt in Köln-Deutz in jenem Fernsehzentrum, von wo auch die Privatsender RTL und NTV senden. Besonders repräsentativ sind die zwei Räume nicht. Müssen sie auch nicht sein.

Einige Kriterien noch widersprüchlich

Mit den Technik-Dienstleistern „Hawk Eye“ und „evertz“ sind die Schiri-Experten nur auf Monitore konzentriert. Mit Amateurmannschaften wurde zu Jahresbeginn der Ernstfall getestet. Premiere feiert der Videobeweisbeim Supercup-Finale am 5. August.

Das Training und Zusammenspiel mit aktuellen und ehemaligen Schiedsrichtern im Kölner Studio zeigt erste Erfolge. Am Anfang dauerte die Klärung einer strittigen Situation rund 90 Sekunden. Inzwischen werden nur noch zehn bis vierzig Sekunden gebraucht.

Nicht auszuschließen ist, dass der gesamte Prozess beim Videobeweis im Lauf der Saison nachgebessert werden muss. Wenn alle Stadionbesucher und das Millionenpublikum vor dem Fernsehgerät zuschauen, steigt der Druck auf die Schiedsrichter und Video-Analysten.

Einige Kriterien sind auch noch widersprüchlich. So darf der Platzverweis bei einer Roten Karte per Videobeweis zurückgenommen werden. Nicht aber die zweite Gelbe Karte, die zu Gelb-Rot und damit ebenfalls zu einem Platzverweis führt.

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