Zwischen all dem vor Begeisterung sprudelnden Gelb wirkte Marcel Schmelzer nach diesem Spiel in München auffällig gefasst. Der Kapitän von Borussia Dortmund traute sich die große Euphorie nicht, weil er weiß, weil er erlebt hat, dass noch nichts erreicht ist, wenn man die Bayern im Halbfinale schlägt. Er und seine Weggefährten waren 2015 dabei, als der BVB den großen Konkurrenten im Halbfinale aus dem Weg räumte, im Finale aber doch den großen Triumph verpasste.
Zu kurz kam ihm also nun im Moment des vorletzten Schrittes offenbar, dass trotz der großen Chance, trotz der eindeutigen Favoritenrolle noch ein letzter Schritt vollzogen werden muss. Ansonsten, sagte er, "stehen wir wieder mit leeren Händen da". Zum vierten Mal in Folge erreichte Schwarz-Gelb das Endspiel, eine vierte Niederlage wäre vermutlich hart an der Grenze zu dem, was sich sportlich ertragen ließe.
Die Gefahr eines Misserfolgs gilt es aus Dortmunder Sicht nicht heraufzubeschwören, aber der Hinweis darauf, dass sie existiert, ist klug und statthaft. Eintracht Frankfurt ist nicht die beste deutsche Mannschaft, wie es München war und ist. Frankfurt ist auch nicht Vize-Meister, wie es 2015 der VfL Wolfsburg war. Aber für die Eintracht und ihre nicht gerade erfolgsverwöhnten Profis ist es das Spiel des Jahrzehnts. Sie werden körperlich an die Grenzen gehen, um den Coup ihres Lebens zu feiern.
Dass sie in der Lage sind, dem BVB weh zu tun, haben sie schon bewiesen. In der Liga, in der Hinrunde, als Dortmund gerade die Bayern besiegt hatte und wie die Mannschaft wirkte, die dem Marktführer ein Rennen um die Meisterschaft würde liefern können.
Es war das Spiel, nach dem Thomas Tuchel seiner Mannschaft öffentlich "ein einziges Defizit" attestierte. Es ist eine hübsche Pointe, dass das Finale auch diesen viel kritisierten Satz des Trainers wegradieren könnte.