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Podolski nimmt Abschied: Ein Original weniger

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Kommentar: Podolski nimmt Abschied: Ein Original weniger
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Lukas Podolski hat wie sein Kumpel Bastian Schweinsteiger eine Ära mitgeprägt. Typen wie sie sind selten geworden. Ein Kommentar

Als Lukas Podolski und Bastian Schweinsteiger von Teamchef Rudi Völler zum ersten Mal für die deutsche Nationalmannschaft auf den Rasen geschickt wurden, hießen ihre Mitspieler noch Fredi Bobic, Fabian Ernst, Thomas Brdaric, Frank Baumann und Andreas Hinkel. 2004 war das, beim 0:2 gegen Ungarn in Kaiserslautern, es war die Generalprobe für die danach ebenfalls misslungene Europameisterschaft in Portugal.

Die beiden Neuen standen damals für Aufbruch und Frischluft, für das Ende der Rumpelfüßler-Jahre. Zwei strahlende Jungs vom Typ Straßenkicker, für die auch der Begriff Lausbuben aus der verstaubten Wortschatzkiste hervorgekramt wurde. „Poldi“ und „Schweini“ wurden sie nicht nur wegen ihrer vergleichsweise langen Nachnamen gerufen, sondern auch, weil die beiden so herrlich unverstellt waren: Man musste sie einfach mögen.

Podolski erreichte schon bei der Heim-Weltmeisterschaft 2006 seinen Karriere-Höhepunkt, in den vergangenen Jahren wurde er von Bundestrainer Joachim Löw oft nur noch für Kurzeinsätze zur Nationalmannschaft eingeladen. Wegen der unbestrittenen Verdienste des Herzenskölners für das DFB-Team wurden seine unter sportlichen Gesichtspunkten manchmal etwas fragwürdigen Nominierungen nie infrage gestellt. Zumal Podolski noch einen anderen, weniger messbaren Wert für die Auswahl hatte: Fast immer war er der lockere, der unverkrampfte, der fröhliche Kerl, der nicht Gift in die Gruppe brachte, sondern gute Laune. Genau einmal leistete er sich einen Skandal, als er dem damaligen Kapitän Michael Ballack eine leichte Ohrfeige verpasste. Joachim Löw saß das aus, Lukas Podolski blieb ihm wichtig. Auch im Umfeld der Nationalmannschaft wurde Podolski sehr geschätzt: Weil er sich auch über den Busfahrer oder den Zeugwart nie erhob. Auch für sie war er eben immer der Poldi.

Schweinsteiger blieb zwar ebenfalls beliebt, aber er war dann doch anders als sein Kumpel. Sportlich stärker und beständiger, im Wesen durchaus auch ernsthafter. Aus Schweini, dem intuitiven Spaßfußballer, wurde Schweinsteiger, der verantwortungsbewusste Führungsspieler, der auch WM-Finale voran ging. Ohne ihn wäre Deutschland 2014 wohl kaum Weltmeister geworden.

Typen wie diese beiden sind selten geworden. Bald wird der eine in Japan spielen und der andere in den USA. Ihre Karrieren klingen aus, ihre Plätze bei Joachim Löw haben längst Jüngere eingenommen. Bastian Schweinsteiger verabschiedete sich bereits im August, ab Donnerstag ist auch Lukas Podolski kein Nationalspieler mehr. Gestatten wir uns deshalb mal ein wenig Wehmut: Solche Originale werden wir künftig noch schwer vermissen.

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