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Kinder auf die Südtribüne — die Chance des DFB

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Die Südtribüne bleibt beim BVB am Samstag leer. Vorschläge, wie das charmant zu umgehen wäre, gibt es genug. Ein Kommentar.

Die verrückten Kerle vom Satiremagazin „Der Postillon“ haben es wieder auf den Punkt gebracht: Die leere Südtribüne im Signal Iduna Park werde am Samstag vor allem den Gegner von Borussia Dortmund beflügeln. Leere Tribüne — das fühle sich für den VfL Wolfsburg „fast wie ein Heimspiel“ an, witzelten die Postillon-Kollegen. Leider ist da was dran.

Die graue Wand wird wie ein Mahnmal daran erinnern, dass sich Zuschauer zu benehmen haben. Keine Gewalt, keine Beleidigungen, keine Schmähgesänge vom Ort, wo das Westfalenstadion am lautesten ist. Natürlich haben die Kritiker des DFB-Urteils recht, wenn sie sagen, dass auch unschuldige Fans mit der Süd-Sperrung bestraft werden.

Aber so sind die Gesetze. Der Verein und damit seine Fans werden für den Gesetzes- und Regelbruch einer großen, aber im Vergleich kleinen Gruppe von Gewaltbrüdern in Sippenhaft genommen. Die leere Südtribüne wird ein Signal werden: So nicht, BVB. Die TV-Bilder werden die Botschaft am Samstag millionenfach multiplizieren.

Bei Borussia Dortmund haben sie kapiert, dass sie etwas tun müssen. Jede Wette, dass den Ultras das abgeschlossene Bastelzimmer im Stadion gestrichen wird? „Unity“ von links, „Jubos“ in der Mitte und „Desperados“ von rechts: Das Angriffsspiel von den BVB-Ultras wird der Verein stoppen müssen, um nicht weitere Sanktionen zu kassieren. Und das wird der BVB.

Darum wäre es wünschenswert gewesen, der Deutsche Fußball-Bund hätte das aufrichtige Bedauern belohnt. An Vorschlägen hat es nicht gemangelt. Der Verein hatte um eine allerletzte Bewährung zumindest für den Oberrang gebeten. Im Netz kam noch eine charmantere Idee auf: Warum nicht Kindern den einmaligen Zutritt zur Südtribüne erlauben? Kostenlos!

Was wäre das für eine Botschaft gewesen: Die Fußballfans von morgen auf der Südtribüne, johlend für Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang — statt grölende Rabauken und Mitläufer, die nicht wissen wollen, für welche menschenverachtenden Plakate sie geradestehen. Auch diese TV-Bilder wären eine Botschaft gewesen: Denkt an unsere Kinder!

Juristen werden unwidersprochen einwerfen, dass die Rechtssprechung eine solche Abweichung vom Strafenkatalog nicht zulässt. Mag sein. Der Ordnungsdienst könnte einwenden, dass die Aufsichtspflicht für Kinder ohne Erwachsene schwerlich herzustellen ist. Auch das: Mag sein. Aber soll man deshalb nicht naiv davon träumen dürfen, dass Fußballfunktionäre ein Auge zudrücken?

Der DFB hat im Zuge der WM-Bewerbung 2006 einige schlimme Sachen gemacht, die noch aufzuklären sind. Immer wieder kam zwischen den Zeilen durch, dass es eine höhere Wahrheit als der Verbleib von 6,7 Millionen Euro gibt: etwas Gutes. Wieder: Mag sein. In Dortmund hat der DFB eine Chance verpasst, auch in eigener Sache mit gutem Beispiel voranzugehen.

Der DFB hätte sagen können: Die Südtribüne gehört für einen Spieltag den Kindern. Und nur den Kindern. Das gesamte Stadion hätte die Maßnahme gefeiert. Der BVB-Anhang hätte anschließend nicht mehr ganz so böse auf den DFB reagiert. Und vielleicht hätte der DFB sogar weniger juristisch, sondern sympathisch gewirkt. Vielleicht sollte der DFB darüber mal nachdenken.

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