Mit vollem Tempo attackierte er an der Außenlinie in der Dortmunder Hälfte den BVB-Angreifer Christian Pulisic, der bosnische räumte den amerikanischen Nationalspieler dabei rüde ab. Schiedsrichter Felix Brych, der später achtmal die Gelbe Karte aus der Tasche fingerte, sah bei dieser Aktion noch keinen Grund für einen Tadel. Kolasinac kam ungestraft davon, BVB-Trainer Thomas Tuchel knurrte noch nach Abpfiff: "Das soll Brych erklären."
Kolasinac, in Schalkes fünfköpfigem Mittelfeld ganz links postiert, hatte bei diesem Auftakt zwar das Glück der schiedsrichterlichen Gnade, doch sein Biss, seine Kampfkraft, seine Power waren während der gesamten Spielzeit beeindruckend: Der 23-Jährige war in diesem Derby der auffälligste und leistungsstärkste Schalker. Immer wieder ackerte er an der Linie - und das hinten so leidenschaftlich wie vorne. Dabei riss er auch die anderen mit: Zumindest in der ersten Halbzeit gestattete die konzentrierte Schalker Defensiv-Abteilung den Dortmundern nicht eine einzige Torchance. "Wir haben versucht, es den Dortmundern so schwer wie möglich zu machen", meinte Kolasinac.
Drei Minuten nach der Pause hätte er zum Helden des Tages werden können. Johannes Geis sah bei einem Konter, wie Kolasinac links lossprintete, der zentrale Mittelfeldmann schickte den linken Mittelfeldmann mit einem Traumpass in Richtung BVB-Tor - Kolasinac zog mit seinem starken linken Fuß voll ab, doch Borussen-Torhüter Roman Bürki stand im Weg und parierte.
In der 74. Minute rückte Kolasinac noch einmal in den Blickpunkt: Als BVB-Angreifer Pierre-Emerick Aubameyang über links kommend den Ball an Schalkes Torhüter Ralf Fährmann vorbei nach innen legte, weil sich dort der einschussbereite Christian Pulisic aufhielt, rutschte Kolasinac mit vollem Einsatz heran und grätschte den Ball in letzter Sekunde zur Ecke ins Aus. Dass dabei auch Pulisic fiel, führte zu einer weiteren Diskussion, ob Brych hier nicht auf Elfmeter hätte entscheiden müssen. Kolasinac aber hatte bei aller Härte vor allem den Ball getroffen, Brych lag hier völlig richtig.
"Ich habe gewusst, dass ich da hin musste. Ich hatte Glück, dass ich den Ball getroffen habe, sonst hätte ich als Abwehrspieler natürlich schlecht ausgesehen." Aber sein Risiko wurde belohnt, Kolasinac durfte sich nach diesem Unentschieden wie ein Gewinner fühlen. "Er hat ein herausragendes Spiel gemacht", lobte Torhüter Ralf Fährmann.
Kolasinac fand, dass "das 0:0 am Ende in Ordnung geht". Jetzt richtet auch er den Blick nach vorne: "Wir wissen, dass wir den Saisonstart korrigieren müssen. Wenn wir so weitermachen, sind wir auf einem guten Weg."