Der FC Schalke, so viel kann man nach dem achten Spieltag schon sagen, lernt in diesem Jahr fürs Leben.
Erstens: Die größte Durststrecke mit fünf Pleiten zu Saisonbeginn endet nur dann, wenn alle Beteiligten im Verein die Nerven behalten und Ruhe bewahren.
Zweitens: Die größte Erfolgsserie mit drei Siegen in vier Spielen seit Saisonbeginn geht nur dann weiter, wenn alle Beteiligten im Verein die Nerven behalten und Ruhe bewahren.
Es ist ja kein Zufall mehr, dass die Spieler, die Sportvorstand Christian Heidel geholt hat, ihre Nervosität abschütteln und der Mannschaft eine neue Qualität geben. Endlich zahlt sich die neue Spielweise aus, Sonntag beim 3:0 gegen Mainz 05 machte es Bentaleb vor: Er rannte die Abwehrreihen an, um sie unter Druck zu setzen, schloss die Lücken und erzielte wie zur Belohnung per Fernschuss sein zweites Saisontor.
So geht das neue Schalke: laufstark, niederkämpfen, abschließen.
Darum werden die bald folgenden Personalien wehtun. Heidel wird all die Spieler, die dem Credo nicht folgen wollen oder können, wegschicken müssen. Es steht zu vermuten: vorneweg die Schalker Torjäger-Legende Klaas-Jan Huntelaar.
Es ist ja kein Zufall mehr, dass Huntelaar im Mainz-Spiel auf der Ersatzbank blieb, obwohl Breel Embolo verletzt fürs Sturmzentrum ausgefallen war. Nur zehn Spielminuten lang durfte er spielen. Der Generationswechsel unter Trainer Markus Weinzierl ist eingeleitet: Huntelaar zieht kaum mehr Sprints an, die den Gegner in Bedrängnis bringen. Seine Zeit ist vorbei. Embolo wird irgendwann wieder fit sein und genau diese Qualität einbringen, die Huntelaar vermissen lässt.
Schalke sollte deswegen nicht durchdrehen. Sondern im Verein die Nerven behalten und Ruhe bewahren. Auch die größte Legende hat ein Haltbarkeitsdatum.
Seit den guten Ergebnissen und seit dem Sprung auf Platz 14 in der Bundesliga haben die Schalker Fans endgültig das Gefühl zurück, dass die neuen Verantwortlichen wissen, was sie tun. In der Europa League neun Punkte aus drei Spielen und jetzt sieben Punkte in der Bundesliga: Die Wende zum Besseren scheint eingeleitet zu sein.
Wenn sogar Di Santo, der bislang wenig mit Leistung aufgefallen ist, bevorzugt wird, kann es kein deutlicheres Signal an Huntelaar geben.
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