VfL Bochum

Wie Verbeek seine Mannschaft beurteilt

Was er zu verbessern hat, sagt er seinen Spielern hinter verschlossenen Türen. Freitagabend erlebte man einen anderen Trainer. Einen, der gerne über das zuvor Erlebte sprach und der ein gutes Auge dafür hat, was derzeit in seiner Mannschaft vorgeht. Und so stand er RS auch gerne für ein kurzes Interview zur Verfügung.

Gertjan Verbeek, wenn wir auf das Spiel gegen Stuttgart schauen – was geht Ihnen da durch den Kopf? Die Leute, die da waren, hatten einen sehr schönen Abend. Wir haben ein Team gesehen, das gut gekämpft und gut gespielt hat. Eine junge Mannschaft, die noch Fehler macht, aber die auch bereit ist, diese Fehler auszubügeln. Sie hat sich viele Chancen herausgespielt. Wenn der Kapitän des VfB Stuttgart uns später für unseren tollen Fußball lobt, und sagt, dass sein Team in der zweiten Hälfte keine Antworten mehr auf unser Spiel hatte, dann ist das für meine Mannschaft ein großes Kompliment.

Wie schon beim letzten Heimspiel ist Peniel Mlapa regelrecht explodiert. Überrascht Sie das, nachdem er doch in der Öffentlichkeit arg kritisiert wurde? Bei mir stand er nie in der Kritik. Er hat auch nicht nur gegen Stuttgart ein gutes Spiel gemacht. Ich weiß am besten, was er kann, weil ich jeden Tag mit meinen Spielern auf dem Platz stehe. Bei uns hat jeder Spieler täglich die Chance, sich zu verbessern und zu entwickeln. Spieler werden beim VfL besser. So sieht man jetzt schon nach sieben Spieltagen, dass Kevin Stöger, Johannes Wurtz oder Tom Weilandt deutlich besser geworden sind. Dafür benötigen wir Zeit. Und wenn du aus den ersten Spielen nur neun statt wie in der letzten Saison 15 Punkte holst, dann ist das mit der Geduld in der Öffentlichkeit so eine Sache. Berücksichtigt man dann, dass wir zur Stunde vor allem in der Defensive zahlreiche verletzte Spieler haben, dann sind unsere bisherigen Leistungen nicht schlecht. So haben wir gegen Stuttgart mit einer Viererkette gespielt, die nicht einmal in einem Trainingsspiel zusammen geübt hat. Dazu noch drei Jugendliche auf der Bank. Welcher Verein kann so etwas in der 2. Bundesliga vorweisen? Vergleicht man dann noch die finanziellen Aufwendungen beider Vereine miteinander, dann ist unsere Leistung höchst anerkennenswert. Ich war jedenfalls richtig zufrieden und habe der Mannschaft ein Kompliment gemacht.

Nach dem starken Auftritt gegen die Schwaben wirkt das Spiel in Düsseldorf im Nachhinein eher unwirklich. Wie erklären Sie sich das? Ich gebe mich keiner Illusion hin. Es wird noch mehr solcher Spiele wie in Düsseldorf geben. Wir verlieren zwar klar, aber wenn ich mir die gesamte Partie noch einmal anschaue, war sie nicht so schlecht, wie sie rüberkam. Richtig ist: Wir hatten viele Momente, in denen wir uns falsch verhalten haben. Auch gegen Stuttgart gab es solche, wenn auch wenige Momente. Ich nenne da das Beispiel beim Gegentor, als Kevin Stöger rausgeht, weil er so ehrgeizig ist und das Spiel unbedingt gewinnen will. Im Übereifer vergisst er dabei für einen Moment seine Aufgabe, lässt seinen Gegenspieler aus den Augen. Das müssen die Spieler lernen. Das hat etwas mit Entwicklung und letztlich auch mit Erfahrung zu tun.

Sind Sie mit der Gesamteinstellung Ihres Teams zufrieden? Ja, sehr. Mir ist es nämlich lieber zu sagen „Mach mal ruhig“, als wenn ich sagen muss „Sei mal aggressiver“. Es wird sehr viel über Einstellung und Mentalität gesprochen. Ich sage es hier ganz deutlich: Ich habe hier in Bochum eine gute Truppe.