Es war die 21. Minute des Erstrunden-Niederrheinpokalspiels von Rot-Weiß Oberhausen beim 1. FC Mönchengladbach. 381 torlose Saisonminuten hatten die Kleeblätter bis dato auf dem Konto, ehe Kai Nakowitsch die Freistoßflanke des eingewechselten Raphael Steinmetz in den Winkel setzte. Es war mehr als nur ein einfaches Führungstor, wie im Anschluss auch Mittelfeldlenker Alexander Scheelen bestätigte: "Ich will nicht sagen, dass es etwas ganz Neues gewesen ist, aber von uns allen ist da eine Last abgefallen."
Denn schließlich sollte sich das Pokalspiel gegen den Oberliga-Absteiger als weitaus schwieriger gestalten als gedacht. Es ist nicht so, dass die Oberhausener den Underdog unterschätzt hätten. Die äußeren Umstände auf dem Kunstrasenplatz mit Mindestmaßen waren vorher so nicht einkalkulierbar. So musste der Regionalligist in der ersten Hälfte komplett gegen die extrem tiefstehende Sonne spielen. Scheelen: "Ich habe mich dafür fast schon geschämt. Bei jedem hohen Ball konnte man einfach nichts sehen, darauf haben wir aber gut reagiert und noch kompakter gestanden." Innenverteidiger Felix Haas, der für den auf der Bank sitzenden Benjamin Weigelt die Kapitänsbinde trug, bestätigte: "Ich habe im Spielaufbau nichts gesehen, es war wie gegen eine schwarze Wand zu spielen." RWO-Coach Mike Terranova wunderte sich hingegen erst einmal: "Ich habe mich gefragt, warum wir keine Diagonalbälle gespielt haben. Von meinem Standpunkt aus konnte ich das nicht beurteilen. Die Gladbacher haben das anscheinend gut gemacht und uns einfach die Scheißseite gegeben."
Die Gladbacher haben das anscheinend gut gemacht und uns einfach die Scheißseite gegeben
Mike Terranova
Aber sei's drum. Gegen einen bis zur letzten Sekunde aggressiven Pokalgegner erspielte sich RWO bis zum Schluss immer wieder Möglichkeiten, offenbarte allerdings, wie schon in den ersten Ligaspielen, Abschlussschwächen. Für Scheelen ist das allerdings nicht wichtig: "In unserer jetzigen Situation musst du froh sein, zwei Dinger gemacht zu haben und zu Null gespielt zu haben. Im Pokal geht es eh nur darum, weiterzukommen. Das haben wir geschafft, also Arschlecken."
Wie groß der Anteil des Trainerwechsels gewesen ist, ist schwer zu bemessen. Ersatzkapitän Haas wollte dem (noch) nicht all zu viel Bedeutung beimessen. So habe Terranova viele Gespräche geführt und nach den Blockaden gesucht, aber: "Die Bereitschaft alles zu tun, war vorher auch schon da und es sind auch nur zwei Tage gewesen."
In einem sind sich allerdings alle einig. Das Erfolgserlebnis im Niederrheinpokal soll nun ins Heimspiel gegen die U23 des FC Schalke 04 mitgenommen werden. Scheelen: "Der Druck wird da sein, wir werden aber hochkonzentriert und professionell an die Sache herangehen. Es müssen Punkte her und es wird nicht einfacher."