Mit 2:1 hat Rot-Weiss Essen am Samstag in einem Testspiel beeindruckend Zweitligist Erzgebirge Aue geschlagen und angedeutet, wozu das Team in der kommenden Spielzeit in der Lage sein kann. Vor allem im Offensivbereich begeisterte die Mannschaft von Trainer Sven Demandt die knapp 1500 Zuschauer an der Hafenstraße und hätte mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit nach den Toren von Marcel Platzek und Benjamin Baier sogar noch höher gewinnen können. Vor allem Rückkehrer Timo Brauer wusste zu gefallen. Wie ein Dirigent leitete er das Geschehen im Mittelfeld und baute von hinten einen Angriff nach dem anderen auf. Der 26-jährige Mittelfeldmotor war nach dem Spiel sichtlich zufrieden, wollte aber gar nicht in Euphorie verfallen.
Timo Brauer, die Zuschauer haben ein tolles Spiel gesehen, bei dem RWE vor allem in Halbzeit zwei fulminant einen Zweitligisten beherrscht und an die Wand gespielt hat. Wie zufrieden sind Sie mit der Leistung? Das war für uns der letzte und gleichzeitig der schwerste Test unserer Vorbereitung. Wir haben schon in der ersten Halbzeit ein richtig gutes Spiel gemacht und bekommen dann ein Tor aus dem Nichts, obwohl wir in der Defensive so gut wie gar nichts zugelassen haben. In der Offensive hatten wir zu dem Zeitpunkt auch schon ein paar gute Szenen, waren aber noch zu unkonsequent. Im zweiten Durchgang haben wir dann noch einmal richtig Gas gegeben und schöne Tore erzielt, hätten vielleicht sogar noch zwei oder drei mehr machen können. Wichtig ist, das wir mit so einem positiven Gefühl in die Saison starten können, auch wenn uns das am Sonntag gegen Wiedenbrück nichts mehr bringen wird. Da geht es komplett von Null los und wir müssen top konzentriert in die Partie gehen.
Auffällig war zuletzt die starke Variabilität in der Offensive. Hat Sven Demandt an den richtigen Schrauben gedreht, um euch so unberechenbar zu machen? Der Trainer vermittelt der Mannschaft seit dem Trainingsbeginn jeden Tag sehr viel Spaß und ist richtig cool drauf. Wir wissen genau, was er von uns verlangt und versuchen das auf dem Platz so gut es geht umzusetzen. Wenn wir Spaß haben, haben die Fans auch Spaß und das ist das Wichtigste. Wenn wir das weiterhin vorleben, kann es eine erfolgreiche Saison werden.
Wie war das Gefühl, wieder an der Hafenstraße zu spielen, auch wenn lediglich ein Viertel des Stadions für das Testspiel geöffnet wurde? So in etwa kenne ich das noch aus Österreich (lacht). Nein, da waren natürlich schon ein paar Zuschauer mehr vor Ort. Ich freue mich nun erst einmal auf Sonntag, da wollen wir erfolgreich in die Saison starten. Danach können wir an das erste Heimspiel denken. Für mich wird es dann die Premiere in diesem tollen Stadion sein, das wird eine schöne Sache.
Kommen wir zur Kapitänsfrage. Benjamin Baier scheint der nominelle Kapitän zu sein, aber Sie sind der Kommandeur in der Zentrale. Sehen Sie sich als Kapitän der Mannschaft? Ich denke, dieses Thema wird ein bisschen zu hoch gehangen. In der Mannschaft gibt es 21 Spieler, die alle Verantwortung übernehmen müssen. Ob ich jetzt wie früher die Kapitänsbinde trage oder nicht, ist mir relativ "wurscht", von daher passt das alles so.