Wien

Schalker Eurofighter jagt die Salzburger Bullen

Und doch stimmt der Inhalt. Der königsblaue Uefa-Cup-Sieger von 1997 startet am Samstag (16 Uhr/Sky Sport) mit dem Bundesliga-Heimspiel gegen SV Ried als Cheftrainer von Rapid Wien in ein neues sportliches Kapitel. Und der österreichische Rekordmeister gilt als erster Verfolger von Titelverteidiger Red Bull Salzburg.

Mike Büskens, nach Sportdirektor Andreas Müller und seinem Vorgänger Helmut Schulte sind Sie der dritte Schalker bei Rapid Wien. Was macht den Verein für königsblaue Jungs so attraktiv? Die Emotionalität des Arbeiterklubs Rapid ist ähnlich wie bei Schalke 04. Dazu reizen mich das neue Stadion, die Qualifikation zur Europa League, eine neue Liga, einfach die gesamte Herausforderung.

Gegen Chelsea kürzlich hat Rapid den letzten Test vor 28.000 Zuschauern 2:0 gewonnen. Was nehmen Sie mit in die Saison? Die tolle Atmosphäre in der neuen, feinen Arena kann uns zusätzliche Energie bringen. Wir sind ein spielstarker Jäger von Meister RB Salzburg, werden diese Rolle auch annehmen.

Wie schwer war es für Sie, Schalke zu verlassen? Im Mai, bevor Andreas Müller bei mir vorgefühlt hat, hätte ich es mir nicht vorstellen können, doch wieder woanders zu arbeiten. Zu dem Zeitpunkt konnte mir Christian Heidel (der neue Schalker Sportvorstand, d. Red) in einem guten Gespräch zwischen uns noch nicht sagen, wie sich meine Rolle im Schalker Beratungsgremium definiert.

Die Emotionalität des Arbeiterklubs Rapid ist ähnlich wie bei Schalke 04

Mike Büskens

Was haben Sie dort vorher alles gemacht? Ich habe unsere ausgeliehenen Spieler begleitet, intensiv die Zweite Liga beobachtet, war mit dem Nachwuchs im Ausland als Repräsentant unterwegs und habe auch die nächste Welle an Talenten im Jugendbereich aufzuspüren versucht. Ich habe die Perspektiven eines Managers und eines Scouts kennengelernt. Das war lehrreich und spannend.

Sie haben in Wien nur für ein Jahr unterschrieben. Und dies, wie auch zuletzt in Fürth, mit voller Absicht. Ich bin Familienmensch, aber nun tausend Kilometer von meiner Familie getrennt. Mal sehen, wie gut ich das hinbekomme. Dazu will Ich mein Schicksal selbst in der Hand haben.

Damit Ihnen nicht ähnliches passiert wie 2013 bei Fortuna Düsseldorf, wo Sie nur fünf Monate Cheftrainer waren? Richtig, da war ich schnell Spielball anderer Interessen, als es sportlich nicht so gut lief wie gewünscht. Aber das ist graue Vergangenheit.

Also zurück zur Gegenwart: Wie schätzen Sie die Schalker Situation fünf Wochen vor dem Bundesliga-Start ein? Ich hoffe, mit Christian Heidel kehrt an entscheidender Stelle die nötige Ruhe ein. Kontinuität ist schließlich eine Basis für Erfolg. In den vergangenen Monaten gab es zu viel Aufregung. Bei Schalke ist es so: Man dreht die Heizung auf 5, reißt alle Fenster auf und wundert sich, warum es nicht warm wird. Das heißt: Die große Energie des Klubs muss man in die richtige Richtung lenken. Dann ist eine Position möglich, die Schalke gerecht wird.

Halten Sie es für den richtigen Schritt, wenn Leroy Sané mit gerade einmal 20 Jahren zu Manchester City wechselt? Niemand kann wissen, ob es richtig und falsch sein wird, nach England zu gehen. Leroy steht eigentlich erst vor seiner zweiten wirklichen Profisaison. Erst als Julian Draxler nach Wolfsburg gewechselt ist, hat sich Leroy in den Vordergrund gespielt. Da er aber selber gesagt hat, er will sich verändern, rechne ich mit seinem Weggang. Mit einer Führungspersönlichkeit wie Naldo oder dem Baseler Talent Breel Embolo hat sich Schalke sicher gut verstärkt. Vielleicht muss der Verein diesmal nicht um die Teilnahme an der Europa League zittern.