Die Szenen am Dienstagabend Sekunden vor dem Schlusspfiff wirkten fast so, als hätte die Fortuna gerade eben den Aufstieg in die 1. Bundesliga geschafft: Mit ausgebreiteten Armen stürmte Cheftrainer Friedhelm Funkel in der Nachspielzeit den Rasen in Westendorf und sprintete zu Torhüter Lars Unnerstall, der für ein kurioses Finale im zweiten Testspiel des Trainingslagers des Fußball-Zweitligisten gesorgt hatte. Vor dem Eckball von Taylan Duman in der dritten und letzten Minute der Nachspielzeit war Unnerstall mit in den gegnerischen Strafraum gelaufen.
Indes witzelten bereits die Teamkollegen auf der Ersatzbank. Kevin Akpoguma konnte Cheftrainer Funkel sogar zu einer spontanen 100-Euro-Wette überreden, falls der Keeper treffen sollte. Was Funkel nur Sekunden später bereuen sollte: Unnerstall schraubte sich in die Luft und wuchtete den Eckball zum nicht unverdienten 1:1 (0:1)-Endstand in die Maschen. „Ich habe irgendwie versucht, einen Kopf zum Ball zu kriegen. Das war das erste Tor meines Lebens. Vielleicht stellt der Trainer mich ja künftig als Stürmer auf“, flachste der Keeper, der von den Teamkollegen und den 300 Fortuna-Fans frenetisch mit Sprechchören gefeiert wurde.
„Mit Ausnahme des Gegentores haben wir ein sehr gutes Testspiel gegen einen starken Gegner gezeigt“, lobte Chefcoach Funkel. „Ich habe noch nie in einem Freundschaftsspiel den Rasen gestürmt. Die hundert Euro in die Mannschaftskasse zahle ich gerne!“ Nach 24 Minuten war seine Mannschaft durch einen gut platzierten Fernschuss von Jan Kopic in Rückstand geraten, der allerdings auch zu spät attackiert wurde. Während Keeper Unnerstall in zwei Szenen sein ganzes Können aufbieten mussten, kamen auch seine Vorderleute zu guten Möglichkeiten, doch der Versuch von Alexander Madlung (20.) wurde abgeblockt, Christian Gartner (36.) scheiterte ebenfalls knapp, bis schließlich Unnerstall seinen großen Auftritt hatte.