Schalke

So tickt der neue Trainer Markus Weinzierl

Welchen Anteil Günter Güttler am Werdegang des neuen Schalker Cheftrainers Markus Weinzierl hat, lässt sich nur schwer beurteilen. Gering ist sein Anteil aber ganz sicher nicht. Als Güttler nämlich vor zehn Jahren Cheftrainer des Regionalligisten SSV Jahn Regensburg wurde, nahm er Weinzierl in sein Trainerteam auf und ebnete ihm somit den Weg ins Trainergeschäft. Weinzierl hatte seine aktive Laufbahn wegen einer Knieverletzung mit 29 Jahren beenden müssen und studierte Lehramt. Pauker an einer Hauptschule wollte er werden.

Neben seinem Studium war er im Verein, für den er zuvor auch gespielt hatte, aktiv. Güttler, der ehemalige Schalker, gab Weinzierl 2006 die Chance, als sein Assistent zu arbeiten. „Mir war es wichtig, einen Kollegen in meinem Team zu haben, der Jahn Regensburg kennt. Der über die Strukturen im Verein Bescheid weiß. Außerdem lagen wir, was die Spielphilosophie unserer Mannschaft angeht, auf einer Wellenlänge“, sagt Güttler.

Den Abstieg aus der dritten Liga in die Bayernliga konnten die beiden zwar nicht mehr verhindern, dafür gelang aber der sofortige Wiederaufstieg. „Markus hatte schon damals ein richtig gutes Gespür, Spieler einzuschätzen. Er wusste sofort, ob ein Spieler zum Klub passt, oder nicht. Dieses feine Näschen, Spieler zu holen, die er dann entwickeln kann, hat er heute auch noch“, erklärt Güttler.

Nach großem Knatsch mit der Vereinsspitze entschied sich Güttler im Sommer 2008, Jahn Regensburg zu verlassen, wenig später heuerte er bei Wacker Burghausen an. Heute sagt der Fußballlehrer: „Ein großer Fehler.“ Thomas Kristl, aktuell Co-Trainer bei SK Sturm Graz, übernahm und musste nach einem knappen halben Jahr wegen Erfolglosigkeit gehen. Markus Weinzierl wurde zunächst als Interimstrainer eingesetzt, danach wurde er Cheftrainer und führte den SSV Jahn in der Saison 2011/12 über die Relegation in die 2. Bundesliga.

Im gleichen Jahr nahm er das Angebot des Bundesligisten FC Augsburg an, den er 2015 sogar in die Europa League führte. Mit dem Wechsel zum FC Schalke 04 erlebt Weinzierl den vorläufigen Höhepunkt seiner Trainerkarriere.

Dass sein ehemaliger Co-Trainer später einmal fast 500 Kilometer Luftlinie von der Heimat entfernt arbeiten würde, hätte Güttler vor zehn Jahren kaum für möglich gehalten. „Markus ist sehr heimatverbunden“, sagt er. Weinzierls Familie lebt in Niederbayern, in Straubing. Von Straubing bis Regensburg: kein Problem. Von Straubing bis Augsburg: machbar. Aber von Straubing nach Gelsenkirchen: über 600 Kilometer, eine Ewigkeit. „Irgendwann kannst du dich nicht mehr dagegen wehren, die Heimat zu verlassen. Schon gar nicht, wenn ein Verein wie Schalke anklopft“, sagt Güttler.

Mit Augsburg in die Europa League

Die Arbeit seines ehemaligen Kollegen verfolgt er ganz genau. Er spricht von „herausragender Arbeit“, die Weinzierl beim FC Augsburg geleistet hat. „Ich denke, dass Markus mit der Qualifikation zur Europa League gesehen hat, was er imstande ist, als Trainer zu erreichen. Da hat er zum ersten Mal so richtig am Zuckerwürfel geleckt und wird umgedacht haben. Um dauerhaft international vertreten sein zu können, musste er Augsburg verlassen.“

Günter Güttler spricht auch davon, dass Markus Weinzierl in seiner Trainerlaufbahn das „Glück des Tüchtigen“ gehabt habe. In Regensburg sei er auf eine Vereinsführung gestoßen, die ihm blind vertraut hat. Und als beim FC Augsburg die Zusammenarbeit mit Manager Jürgen Rollmann hakte, habe der Klub statt den Trainer den Manager vor die Tür gesetzt. Von „unüberbrückbaren Differenzen“ war beim FCA die Rede. Rollmanns Nachfolger wurde Stefan Reuter, den auch Güttler aus der gemeinsamen Zeit beim 1. FC Nürnberg kennt und schätzt. „Ein absolut geradliniger Mensch, der zu seinem Wort steht und Markus den Rücken freigehalten hat“, sagt der 55-Jährige, der sicher ist, dass Weinzierl auch auf Schalke zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. „Der Wechsel auf der Managerposition ist auch für den neuen Trainer wichtig. So können beide gemeinsam einen Neuanfang starten. Außerdem ist Christian Heidel ein Manager, der auf Kontinuität setzt“, sagt er. „Er hat seine Trainer in Mainz in Ruhe arbeiten lassen und ist nicht nach zwei Niederlagen sofort in Panik verfallen.“

Über Markus Weinzierl sagt Güttler, dass er ein bodenständiger, ein sehr anständiger Junge ist. „Ein Typ, auf den sich Schalke freuen kann“, sagt er. Güttler kennt das Schalker Umfeld, von 1990 bis 1994 spielte er selbst in Königsblau, 1991 feierte er den Wiederaufstieg in die Bundesliga. „Die Fans fordern vor allem ehrliche Arbeit und dafür steht Markus.“