Dass Steffen Bohl im Relegations-Rückspiel gegen die Würzburger Kickers nur als Ergänzung auf der Ersatzbank des MSV Duisburg saß, sorgte bei großen Teilen der Fanszene für Unverständnis. Der 32-Jährige gilt bei den Zebras als „Mister Zuverlässig“, weist nach dem für vier Spiele gesperrten Victor Obinna den besten Notenschnitt aller Duisburger Feldspieler (3,41) auf.
Bohl selbst würde seine Reservistenrolle öffentlich nie anprangern. Dazu ist der ehemalige Braunschweiger zu sehr Teamplayer und stellt persönliche Interessen grundsätzlich immer unter die Interessen der Mannschaft. Dass es dem frischgebackenen Familienvater nicht schmeckte, bei der entscheidenden Schlacht nur von draußen zusehen zu können, liegt in der Natur der Sache. In 29 Begegnungen war „Bohli“ für die Meidericher am Ball – und widerlegte damit sämtliche Kritiker, die ihm die erhöhten Zweitliga-Anforderungen nicht mehr zugetraut hatten.
„Ich bin verletzungsfrei geblieben. Komplett durchzuspielen, war ein Super-Gefühl“, kann Steffen Bohl der letztlich arg enttäuschenden Spielzeit zumindest etwas Positives abgewinnen. Dass in seiner Vita nun der zweite Zweitliga-Abstieg vermerkt ist, wurmt den Allrounder verständlicherweise extrem.
„Ich bin mit Energie Cottbus vor einigen Jahren abgestiegen, konnte da nach sieben Einsätzen aber nicht mehr eingreifen, weil die Schulter kaputt war. Jetzt mit dem MSV das Ziel zu verfehlen, empfinde ich als extrem ärgerlich. Es war machbar, in der 2. Bundesliga zu bleiben.“ Allerdings schiebt der Ex-Kaiserslauterner nach: „Wer in zwei Relegationsspielen siegreich war, der hat letztlich den Aufstieg auch verdient. Ich habe Respekt vor der Art und Weise, wie Würzburg aufgetreten ist. Wir haben alles versucht, aber nach dem 1:1 im Rückspiel merkte man, dass bei allen der Kopf gearbeitet hat. Wir hätten dann ein schnelles zweites Tor gebraucht, um noch einmal Hoffnung zu haben.“ Mit Giorgi Chanturia, Victor Obinna oder auch James Holland hat sich bereits reichlich „Prominenz“ verabschiedet. Und was wird aus Steffen Bohl? „Jeder möchte natürlich höchstmöglich spielen“, sagt er, „aber es gibt wirklich viele Dinge, die für Duisburg sprechen.“ Unter anderem die große Fanbasis. Bohl: „Die Fans hatten selbst nach dem Abstieg ein feines Gespür für die Situation.“ Nach Informationen der Sportredaktion gibt es mehrere Anfragen aus der 2. und 3. Liga für Bohl – er wägt jetzt Pro und Contra ab. Dass „Bohli“ in seine dritte Saison bei den Zebras geht, scheint trotzdem nicht ausgeschlossen.