Startseite » Pokal » Champions League

Champions League
Leidenschaft trifft auf Eleganz

(0) Kommentare
Diego Simeone
Atletico Madrid
Diego Simeone Atletico Madrid Foto: firo
RB Leipzig
RB Leipzig Logo
15:30
Borussia Dortmund Logo
Borussia Dortmund
18+ | Erlaubt (Whitelist) | Suchtrisiko | buwei.de

Um 12.20 Uhr kommt auf einmal Bewegung in die vielen dienstbaren Geister rund um das Giuseppe-Meazza-Stadion. „Kommen Sie“, ruft einer, „schnell, gleich beginnt die Pressekonferenz.“

Hier darf normalerweise nur dabei sein, wer eine spezielle Berechtigung hat, bei der Uefa ist alles streng reglementiert. Aber in dem Zelt, in dem in zehn Minuten Diego Simeone sprechen soll, der Trainer von Atlético Madrid, sind noch viele Plätze frei, da wird ein Auge zugedrückt.

Gut sechs Stunden später sieht das anders aus: Der Andrang ist groß, freie Plätze nicht vorhanden. Denn jetzt spricht Zinedine Zidane, mehrfacher Weltfußballer, Weltmeister, Europameister, Champions-League-Sieger – und seit knapp fünf Monaten Trainer von Real Madrid.

Es prallen Welten aufeinander in Mailand, wo am Samstag ab 20.45 Uhr (ZDF/Sky) das Finale der Champions League ausgetragen wird – obwohl die Kontrahenten aus der gleichen Stadt stammen: Real Madrid, die Königlichen, gegen Atlético, den Arbeiterverein aus dem Süden der spanischen Hauptstadt. Allein die Trainer: Zidane, der Hochgewachsene, der im edlen Zweireiher vor die Weltpresse tritt, wo der gedrungene Simeone vorher ein Poloshirt trug.

Simeone, der am Spielfeldrand zum Vulkan wird, der schimpft, flucht und tobt. Als Spieler zerstörte „El Cholo“, der Verrückte, im Mittelfeld das Spiel des Gegners. Die große Kunst überließ der Argentinier schon damals anderen. „Als Fußballer habe ich das Maximum aus meinen begrenzten Möglichkeiten herausgeholt“, erklärt er. „ Weil ich Leidenschaft habe. Alles, was ich erreicht habe, verdanke ich meiner Leidenschaft.“ Bei Atlético hat er ein Monster nach seinem Abbild geschaffen: mit dem wohl besten Pressing im Weltfußball, mit Aggressivität, knochenharter Defensivarbeit, schnellen Kontern – und eben mit Leidenschaft.

Auf der anderen Seite Zidane, der eleganteste Spieler seiner Zeit. Als Spielmacher führte der Franzose Juventus Turin, Real Madrid und die Nationalmannschaft zu allen großen Titeln. „Für uns ist der Schlüssel, guten Fußball zu spielen", sagt er auch als Trainer. Soll heißen: Möglichst oft den Ball haben, mit der Kreativ-Abteilung um Nationalspieler Toni Kroos Tempo und Takt der Begegnung kontrollieren.

Gegen den Stadtrivalen ist das nicht leicht, das weiß man bei Real spätestens sein 2014, als man schon einmal in diesem Finale aufeinander traf. Lange führten die „Rojiblancos“ gegen den Favoriten, erst in der Nachspielzeit wuchtete Sergio Ramos den Ball per Kopf zum 1:1 ins Tor – und Real gewann, noch unter Ancelotti, 4:1 nach Verlängerung. Für Atlético das zweite große Trauma nach 1974: Damals erzwang der für spanische Zungen unaussprechbare Georg „Katsche“ Schwarzenbeck im Finale des Europapokals der Landesmeister in der 120. Minute per Fernschuss das 1:1 und damit ein Wiederholungsspiel, dass die Spanier 0:4 verloren.

Mit dem Weiterkommen gegen die Bayern im Halbfinale hat man dieses Trauma gelöscht, jetzt ist ihnen das Schicksal noch eine Wiedergutmachung für 2014 schuldig – so sehen das viele im Lager Atléticos. Der Trainer eher nicht. „Das gibt uns Selbstbewusstsein“, sagt Simeone betont gelassen. „Aber das ist für das Finale keine Garantie.“

Garantiert ist nur eins: Spätestens zum Anpfiff wird es mit der Gelassenheit vorbei sein.

Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (0 Kommentare)
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5

Neueste Artikel